Sprockhövel. Jennifer Defontaine aus Haßlinghausen hat vor knapp zwei Jahren den Weg zum Laufsport gefunden. Nun lässt sie sich nicht mehr stoppen.
Jennifer Defontaine trabt an diesem Abend locker über die Laufbahn am Landringhauser Weg. Sie dreht einige Runden, begleitet eine andere Läuferin beim Training. Zwischendurch rücken die beiden von der Innenbahn nach außen, wenn jemand Schnelleres vorbeihuscht. Eine schnelle Runde absolvieren sie dann doch einmal hurtig. Denn angesagt ist jeden zweiten Mittwoch ein Intervalltraining, was in Kooperation mit der Laufgruppe „Die Pacer“ und dem TV Hasslinghausen läuft. Defontaine startet seit 2024 für den TVH. Dabei ist sie selbst erst seit knapp zwei Jahren ambitionierte Läuferin und muss daneben private Herausforderungen meistern.
Sie kann recht flott auf den Beinen sein, hat schnelle Zeiten über mehrere Distanzen (Mittelstrecke bis Halbmarathon) vorzuweisen. Darüber freut sie sich, vor allem weil sie wirklich erst seit Oktober 2022 mit dem Laufen begonnen hat. Die Geschichte dahinter ist ein wenig kurios: Die 38-Jährige ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern und musste einmal spurten, als sie auf dem Weg zu einem Outdoor-Kurs spät dran war. „Ich wollte hingehen, habe aber gemerkt, wie spät es ist und bin losgerannt. Als ich angekommen bin, war ich nicht aus der Puste. Am nächsten Tag habe ich mir dann einfach Joggingschuhe angezogen und bin zehn Kilometer schnell gelaufen“, erzählt Defontaine.
Früher hasste Jennifer Defontaine das Laufen
Sie blieb nur knapp über einer Stunde. Dabei hasste sie es früher, zu laufen. Sie verrät: „Ich hatte in der Schule in Sport fast immer eine vier und bin lieber gewandert.“ Doch es kam zum plötzlichen Sinneswandel. Drei Wochen nach ihren „Gehversuchen“ startete sie bereits beim Kölner Halbmarathon. Ihre Zeit: 2:01 Stunden. Sie hat sich nach und nach alles selbst beigebracht, wie man Läufe angeht und wie man trainieren kann. „Langsam lerne ich, wie ich Kurven am besten laufe und wie ich mich bei Läufen verhalte, bei denen viele Menschen mit mir starten. Ich achte auch mehr auf meine Pulswerte“, so die Läuferin.
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2023 wurde sie im Rahmen der „Biermeile“ angesprochen. Sie hatte einfach mal teilgenommen an dem verrückten Format der Pacer und kam so das erste Mal mit ihnen in Kontakt. Als sie – wohl aufgrund ihrer doch zu ambitionierten Herangehensweise – einen Ermüdungsbruch im Schienbein erlitt, fing sie beim Lauftreff des TV Hasslinghausen wieder an und gelangte zurück zu ihrer alten Form. Seit Herbst vergangenen Jahres startete dann das Intervalltraining in Haßlinghausen und sie nimmt seitdem teil. Die Rundlaufbahn am Landringhauser Weg kann sie sogar von ihrem Haus aus sehen. Es sind keine 300 Meter Luftlinie.
Organisation des Intervalltrainings in Haßlinghausen
„Die Nähe zum TVH war da und weil ich so gut aufgenommen wurde, helfe ich gerne mal mit“, sagt Defontaine. So ist sie ab und an in die Organisation des Trainings eingebunden. Vor allem dann, wenn der Verantwortliche Ulrich Schulze-Bergkamen von den Pacern mal verhindert ist. Der freut sich über die Verstärkung, generell über neue Interessierte, die zum offenen Angebot (mittwochs, 19 bis 20 Uhr) vorbeischauen möchten. Neben ihm und Defontaine gehört René Strack, Leichtathletik-Abteilungsleiter des TVH, zum Organisations-Team. Er schließt auch die Materialgarage auf, worin für die Sportler ein bisschen was gelagert ist: Energieriegel, Traubenzucker, Gels oder Iso-Pulver von der Marke Dextro Energy – einem Kooperationspartner des Laufladens Bunert in Wuppertal, mit dem die Pacer kooperieren.
Das große Ziel ist der Berlin Marathon im September
Im Sommer ist Jennifer Defontaine vermehrt bei Läufen unterwegs. Alle zwei Wochen betreut ihr Ex-Mann die Kinder am Wochenende, die Absprache funktioniert. Die Kinder sind zwischen drei und sieben Jahren alt und haben selbst schon an kleineren Laufwettbewerben teilgenommen.
Am Wochenende oder unter der Woche stehen die eigenen Trainingsläufe bei ihr an. Ihre Eltern übernehmen dann auch die Betreuung der Kinder. Das eigene Ziel ist der Berlin Marathon Ende September. Defontaine möchte dabei am liebsten unter vier Stunden bleiben.
Defontaine gönnt sich davon natürlich auch etwas, so wie es trainingstechnisch am besten passt. Neben den Einheiten auf der Tartanbahn soll sich für die Teilnehmer ein „Mehrwert“ ergeben. Vor allem sollen sich Läufer mit gleichem Tempo zusammenfinden, auch außerhalb der Mittwochseinheiten laufen. Vor Ort in Haßlinghausen soll möglichst keiner alleine seine Runden drehen. So wie die Teilnehmerin, die von Defontaine begleitet wurde. „Es kam auch mal eine Läuferin zu uns, die Bedenken hatte, das Tempo werde zu schnell. Aber die Sorge konnte ich ihr nehmen“, erklärt die Sportlerin. Sie freut sich natürlich über ambitionierte, flinke Läuferinnen und Läufer. Aber genauso soll Einsteigern, die nicht unbedingt so flott wie sie zu ihrem Start laufen, die Möglichkeit gegeben werden.
Neue Laufschuhe können getestet werden
Eine Möglichkeit, die sie und die Teilnehmenden ab und zu ebenfalls haben, sind Tests neuer Schuhmodelle von bekannten Marken wie Brooks, On oder New Balance. Das Besondere dabei: Die hochwertigen Schuhe mit Carbonsohlen gibt‘s noch gar nicht auf dem Markt. „Innerhalb eines Trainings kann man als Läufer aber merken, ob der Schuh sitzt und einen Effekt hat“, erklärt Schulze-Bergkamen. Das hat Defontaine erlebt: „Ich habe bei einem Modell gespürt, dass der Schuh passt. Ich hatte Halt und die Dämpfung beim Aufsetzen war gut. Ein anderer Schuh saß ebenfalls gut, doch nach meinem Ermüdungsbruch lief ich darin nicht schmerzfrei“, erzählt die Sprockhövelerin, die sich von nichts beim Laufen stoppen lässt. Und notfalls doch mal einen Ganz niedriger schaltet.