Athen/Schwelm. 20 Tage hatten sich Demian Barrenstein und Markus Schweyher vorgenommen, um von Schwelm bis Athen zu radeln. Am Ende waren sie viel schneller.

28 Grad herrschen an diesem Dienstag in der griechischen Hauptstadt Athen, als Markus Schweyher und Demian Barrenstein in einem Café sitzen und entspannt auf ihren Kaffee warten. Nach 16 Tagen in Sportkleidung tragen sie dabei wieder einmal zivile Kleidung und sitzen auf Stühlen und nicht im Fahrradsattel. Dass sie bereits an diesem Dienstag in Athen sind, ist unerwartet – denn eigentlich wollten die beiden Schwelmer Ausdauersportler erst drei Tage später in der griechischen Metropole ankommen. Bei ihrem kühnen Unterfangen, von Schwelm bis nach Athen mit dem Rad zu fahren, waren Schweyher und Barrenstein einfach deutlich schneller als erwartet.

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„Wir haben es dann doch etwas sportiver gesehen als geplant“, sagt der 42-jährige Barrenstein und untertreibt dabei maßlos. 2882 Kilometer haben er und Schweyher in gerade einmal 16 und einen halben Tag benötigt, um ihr Ziel zu erreichen. Statt der im Vorfeld geplanten 150 Kilometer pro Tag wurden es durchschnittlich 175 – mit Ausreißern nach oben. So wie am vorletzten Tag ihrer Tour, als es von Parga nach Longos ging, legten die beiden Schwelmer 263 Kilometer am Stück zurück und überwanden dabei 2200 Höhenmeter. Nicht umsonst sprechen sie deswegen von der Königsetappe.

Viele Begegnungen prägen die Tour der Schwelmer

Zahlen und Fakten zur Athen-Tour

Insgesamt legten Markus Schweyher und Demian Barrenstein von Schwelm bis nach Athen 2882 Kilometer zurück und überwanden dabei 27.760 Höhenmeter.Die Schwelmer haben ihre Tour akribisch dokumentiert: Pro Person vertilgten sie in den 17 Tagen 34 Liter Softdrinks, 51 Liter Wasser, 25 Liter Bier und 51 Cappuccino. Ernährt haben sich die beiden vor allem mit kleineren Snacks, die üblichen Gels oder Riegel haben sie nicht zu sich genommen. In Summe haben Schweyher und Barrenstein jeweils knapp 119.000 kcal verbraucht.Das Durchschnittstempo bei den insgesamt 114,5 Stunden Fahrtzeit betrug 25,2 km/h. Den größten Teil ihrer Tour führte die Schwelmer durch Deutschland (742 km), wohingegen sie gerade einmal zehn Kilometer durch Bosnien-Herzegowina fuhren.

Wobei das eigentlich gar nicht so genau zu entscheiden ist, angesichts der auf den tausenden Kilometern gesammelten Eindrücke. Durch acht Länder führte sie ihr Trip, immer wieder gab es interessante Begegnungen mit Menschen aus den verschieden Staaten sowie der dortigen Tierwelt. Besonders in Erinnerung geblieben ist Demian Barrenstein dabei, für wie wahnsinnig die Menschen ihn und Schweyher erklärt haben, sich einer solchen Tortur auszusetzen.

Dabei sei die Tour, die ab Kroatien fast durchweg an der Mittelmeerküste entlang führte, gar keine so große Tortur für die beiden Ausdauersportler. „Das ist aber jetzt auch kein Urlaub für uns gewesen, man muss schon Spaß am Radfahren haben“, gibt Schweyher aber offen zu. Morgens ging es früh aus dem Zelt ehe es oft auf die jeweilige Tagestour ging. Die Abende wurden dann oft genutzt, um mit der Familie in der Heimat zu telefonieren, den nächsten Tag zu planen und die Wäsche per Hand zu waschen.

Zelt per Post nach Hause geschickt

Wobei das Zelt nicht immer als Schlafstätte diente. „Aufbau, Abbau und Transport haben uns schon immer Zeit und Nerven gekostet, deswegen haben wir auch mal in einem richtigen Bett geschlafen“, berichtet Barrenstein. Acht Tage verbrachten sie aber dennoch im Zelt, ehe dieses am 13. Tag per Post in die Heimat geschickt wurde. „Irgendwann waren die heißen Nächte auch ohne Plane unerträglich heiß“, sagt Schweyher. Die ruhigeren Nächte in einem richtigen Bett und die beim Auf-und Abbau des Zeltes gesparte Zeit investierten er und Barrenstein lieber in Kilometer auf der Straße. Dabei blieben sie von technischen Pannen, größeren Umwegen oder körperlichen Beeinträchtigungen verschont.

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Nicht immer war die Streckenführung dabei so entspannt, wie beispielsweise auf den gut ausgebauten Radwegen neben Bundesstraßen in Bayern oder Österreich. Oft ging es auch durch den normalen Straßenverkehr, die wenigsten Kilometer führten auch mal über Schotterpisten. Ein Problem sei das zwar nicht gewesen, eine Herausforderung mit so vielen Kilometern in den Beinen aber durchaus. Vor allem auf den 410 Kilometern durch Albanien waren Barrenstein und Schweyher dem eher intuitiven Verkehrsverhalten und der enormen Abgasbelastung ausgesetzt. Dazu kam die enorme Hitze in Südosteuropa. „Ab mittags brutzelte da die Sonne, das war wirklich tough“, sagt Barrenstein.

Ein besonderer Test für die Freundschaft

Natürlich sei die Tour auch ein Test für die Freundschaft der beiden Schwelmer gewesen. „Den haben wir bestanden“, sagt Barrenstein, wobei er auch offen zugibt, dass es auch ab und mal Passagen auf der Strecke gab, in denen er und Schweyher sich auch mal nichts zu erzählen gehabt hätten. „Es gab auch mal Situationen, in denen wir mal für eine Stunde den Mund gehalten haben.“

Alles in allem war die Tour ein großes Abenteuer, das sie in dieser Form nicht unbedingt wiederholen wollen – zumindest Stand Dienstag. „Es reicht jetzt erst einmal mit Radfahren“, so Demian Barrenstein.