Gevelsberg. Das Team von Vatanspor Gevelsberg ist durch Spieler mit Migrationshintergrund geprägt. Einer aber ist ein Exot - auch wenn er sich nicht so fühlt

Wenn der Schiedsrichter vor einem Spiel von Vatanspor Gevelsberg zur Passkontrolle ruft, wird er bei einem Spielerpass vermutlich zweimal hinschauen müssen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit steht ihm dann auch kurz ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Denn während die meisten Spieler des türkischstämmigen Vereins aus der Fußball-Kreisliga C Namen wie Bülent Can sowie Alperen Erarslan tragen, hört einer der Kicker aus der Mannschaften auf einen in diesem Kontext exotisch anmutenden Namen: Maximilian Schröder.

+ + + Du willst wissen, was im lokalen Sport in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, in Wetter und Herdecke sowie in Hagen passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +

Der 22-Jährige genießt in seiner Mannschaft einen Sonderstatus. Denn im kompletten Verein sind eigentlich nur Spieler mit einem Migrationshintergrund aktiv – die allermeisten aus der Türkei. Nur Schröder besitzt als einziger Akteur bei der SG keine Wurzeln im Ausland. Das führt zwangsläufig auch immer wieder zu kleineren Späßen: „Ich werde oft als der Quotendeutsche bezeichnet“, erzählt der Fußballer von Vatanspor und lacht.

Nicht der „typische Deutsche“

Auch interessant

Dabei wird er trotz seines Alleinstellungsmerkmals gar nicht in dem Maße erkannt, welches man sich als Außenstehender vielleicht vorstellt. Immer wieder, wenn die Gevelsberger an den Spieltagen auf fremde Mannschaften treffen, wird Schröder nicht als der Exot in seinem Team entlarvt, welchen er darstellt. „Ich sehe nicht so aus wie ein typischer Deutscher mit blonden Haaren“, beschreibt der Mittelfeldspieler sein eigenes Aussehen. Er hat wie viele seiner türkischen Mitspieler schwarze Haare und einen Bart.

Nach dem Sieg im Topspiel gegen Volmarstein feiert das Team von Vatanspor Gevelsberg auf dem Platz.
Nach dem Sieg im Topspiel gegen Volmarstein feiert das Team von Vatanspor Gevelsberg auf dem Platz. © Unbekannt | ka

Und weil sein Aussehen dem seiner Mitspieler in gewissen Aspekten sehr ähnlich ist, kommt es dann an den Sonntagen immer wieder zu lustigen Szenen: „Meine Gegenspieler denken sehr häufig, dass ich wie jeder in meiner Mannschaft ein Türke bin. Deshalb sprechen manche mit mir dann auf dem Feld auch einfach auf türkisch“, erzählt Schröder. Zwar kann er mittlerweile viele Flüche und die meisten fallspezifischen Begriffen in der Fremdsprache, zu einem lockerem Gespräch wenn der Ball mal ruht, reichen seine Fähigkeiten allerdings noch lange nicht.

Vatanspor ist für Schröder wie eine kleine Familie

Dass er überhaupt bei Vatanspor gelandet ist, lag vor allem an seinen Freunden: „Als ich hier hin gekommen bin, habe ich nicht darauf geschaut, welche Nationalität meine Mitspieler haben werden. Mir war eigentlich nur wichtig, dass ich mit meinen Freunden zusammenspiele“, sagt er. Als er vor drei Jahren bei den Gevelsbergern anfing, wurde er nicht nur von seinen Freunden aus der Schule sehr gut aufgenommen. „Ich bin noch nie so schnell in einer Mannschaft angekommen“, erzählt Schröder.

Auch wenn der Mittelfeldmann bei seinem Verein noch keine Ewigkeit spielt, kann er sich nicht mehr vorstellen, das Trikot eines anderen Klubs zu tragen. „Wir sind wie eine Familie und ich habe mich mit allen angefreundet. Ich habe keine Lust mehr, bei einer Mannschaft zu spielen, welche nicht so einen großen Zusammenhalt hat wie es hier der Fall ist. Deswegen denke ich, dass ich wohl eher mit dem Fußball aufhören würde, als bei einem anderen Verein spielen zu müssen“, erklärt er seine Zuneigung zu seinem Verein.

Mit diesem möchte Schröder in dieser Spielzeit noch einiges erreichen. Denn während er selbst keine optimale Hinrunde hatte, steht die SG aussichtsreich an der Tabellenspitze der C-Liga. „Wir möchten den Aufstieg schaffen. Zudem nehmen wir uns vor, dass uns in ein paar Jahren dann auch der Sprung in die Kreisliga A gelingt“, gibt sich der 22-Jährige selbstbewusst. Spätestens dann dürfte ihn jeder kennen, diesen „Quotendeutschen“.