Schwelm/Berlin. Es gibt Jobs im Sport, die eröffnen intime Perspektiven. Marvin Ronsdorf aus Schwelm hat so einen. So nah wie er kommt kaum einer den Sportlern.

Gleich geht es los, Einlauf in das Olympiastadion in Pyeongchang. Die deutschen Athleten stehen aufgereiht im Eingang des Stadions, in welches sie gleich einlaufen werden. Die Aufregung ist groß, die Vorfreude auf diesen besonderen Moment im Leben eines Sportlers noch größer. Marvin Ronsdorf ist mittendrin unter den aufgeregten Sportlerinnen und Sportlern, auch wenn er selbst in keiner der olympischen Sportarten an den Start geht. Der in Gevelsberg und Schwelm aufgewachsene Ronsdorf ist trotzdem Teil des Teams vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) – und so nah an den Weltklasse-Athleten wie kaum ein anderer. Über einen Traumjob im Sport.

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So richtig einordnen kann Marvin Ronsdorf gar nicht, welcher olympische Moment in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn wohl am größten wahr. „Das Halbfinale im Eishockey bei den Spielen 2018 war schon sehr besonders“, sagt er. Damals hatte die Auswahl des Deutschen Eishockeybundes (DEB) den hohen Favoriten aus Kanada sensationell mit 4:3 geschlagen. Der größte Erfolg in der Geschichte des deutschen Eishockeys war damit besiegelt, denn noch nie zuvor stand eine DEB-Auswahl in einem olympischen Finale. Marvin Ronsdorf war mittendrin.

Fan und Profi im richtigen Moment

„Diese Stimmung in der Kabine danach war unglaublich“, erinnert er sich. Mit der Sportmarketingagentur „Apollo18“ aus Berlin ist Ronsdorf damit beauftragt, das Digital-Team des DOSB zu unterstützen und die Sozialen Medien mit Inhalt zu füllen. Er macht eigene Fotos und Videos, fängt die Szenerie hinter den Kulissen, abseits der Fernsehbilder ein. Er ist Fan des Sports, nah an den Athletinnen und Athleten aber auch Profi. „Es ist wichtig, diese Begeisterung für den Sport zu haben und in den entscheidenden Momenten trotzdem professionell zu bleiben. Erst werden die Fotos gemacht und danach jubelt man mit“, sagt er.

Das deutsche Eishockey-Team auf dem Weg zum historischen olympischen Halbfinale 2018.
Das deutsche Eishockey-Team auf dem Weg zum historischen olympischen Halbfinale 2018. © Unbekannt | Team Deutschland / Marvin Ronsdorf

Dass Marvin Ronsdorf überhaupt so nah an die besten deutschen Sportlerinnen und Sportler kommt, dass er zu einem Experten geworden ist, hat seine Anfänge auf dem Märkischen Gymnasium in Schwelm. Dort macht der heute 31-jährige Ronsdorf sein Abitur, anschließend zieht es ihn zum Studium nach Berlin. „Irgendwann während meines BWL-Studiums habe ich angefangen, mich mit den sozialen Medien, damals vor allem noch Facebook, auseinanderzusetzen“, erinnert er sich.

Ronsdorf schafft Inhalt, der überall ankommt

Seiten von Unternehmen gibt es damals noch nicht, soziale Medien werden vor allen Dingen noch von Privatleuten genutzt. Die Wirtschaft hat die Möglichkeiten des unmittelbaren Kontakts zu Kunden und potenziellen Kunden noch nicht erkannt – Ronsdorf schon. Er stellt diese Möglichkeiten bei verschiedenen Unternehmen vor und findet damit großen Anklang. Damit macht er sich selbstständig während er seinen Master in Leadership in Digitaler Kommunikation macht. Ein großer Autohersteller ist damals Sponsor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Ronsdorf Teil eines Teams, das dieses Sponsoring auch in den sozialen Medien kommuniziert. So wie bei der Weltmeisterschaft 2018, wie sich der heute in Berlin wohnende Ronsdorf erinnert.

Damals gleicht die deutsche Mannschaft im zweiten Gruppenspiel erst in letzter Minute zum 1:1 gegen Schweden aus. „Wir haben dann ein Bild von einem Cabrio auf einem schwarz-rot-goldenen Boden mit dem Schriftzug: ‘Alles wieder offen.’ gepostet. Die richtige Botschaft im richtigen Kontext.“ Das kommt an, Ronsdorf hat in einer immer größer werdenden Branche durch solche Kampagnen einen Namen.

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2016 entsteht der Kontakt zum DOSB. Dadurch ist Marvin Ronsdorf bei den Winterspielen 2018 und auch bei den pandemiebedingt verschobenen Sommerspielen von Tokio 2021 dabei. Alles ist ein wenig anders als noch drei Jahre zuvor, Corona diktiert die umstrittenen Spiele. Wer denkt, dass Sport für Ronsdorf nur Geschäft ist, hat weit gefehlt. „Für die Sportlerinnen und Sportler und auch für mich sind Olympische Spiele einfach das größte. Wenn man das einmal vor Ort erlebt hat, versteht man auch warum“, erinnert er sich.

Bei Olympia sind alle Sportler gleich

Ronsdorf wohnt im Olympischen Dorf, steht gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten in der Schlange in der Mensa. „Bei einem solchen Event sind alle gleich, da muss auch ein Weltklasse-Tennisspieler wie Alexander Zverev für seine gewaschene Wäsche anstehen“, sagt er. Eben diesen Zverev begleitet Marvin Ronsdorf auch durch die Spiele in der japanischen Hauptstadt, sieht das Comeback des Hamburgers im Halbfinale gegen Tennis-Superstar Novak Djokovic. Nach dem Spiel sitzt Ronsdorf mit Zverev in der Kabine und erlebt hautnah mit, wie viel dieser Erfolg selbst einem so erfolgreichen Profi wie Alexander Zverev bedeutet. Auch das Finale verfolgt er live vor Ort und erlebt dabei Geschichte. Zverev gewinnt Gold für Deutschland, erstmals in der olympischen Geschichte gewinnt ein Deutscher das Herren-Turnier.

Alexander Zverev sitzt nach dem Sieg im Finale des Tennis-Turniers bei den Olympischen Spielen von Tokio in der Kabine und schaut auf sein Handy. Ronsdorf sitzt mit der Kamera daneben.
Alexander Zverev sitzt nach dem Sieg im Finale des Tennis-Turniers bei den Olympischen Spielen von Tokio in der Kabine und schaut auf sein Handy. Ronsdorf sitzt mit der Kamera daneben. © Unbekannt | Team Deutschland / Marvin Ronsdorf

Genau diese Momente liebt Ronsdorf an seinem Job – auch wenn die Tage bei solchen Großevents wie Olympischen Spielen lang sind. „16 bis 20 Stunden kommen da an einem Tag schon einmal zusammen“, sagt er.

Mehr Arbeit durch Zeitverschiebung

Bei den Spielen in Peking wird das nicht anders sein, aufgrund der Zeitverschiebung von sieben Stunden arbeitet er auch dann noch, wenn der Betrieb auf und in den Sportstätten ruht – schließlich sollen seine Bilder und Beiträge dann in den sozialen Medien auftauchen, wenn die Follower und Fans in Deutschland wach sind. Ausschlafen ist in diesen Wochen nicht drin. „Das ist es aber absolut wert“, sagt Marvin Ronsdorf. Pausen nimmt er sich dann nach den Spielen wieder – dafür erlebt er Momente, die sonst nur sehr wenige Menschen erleben. Und teilt diese für alle.