Schwelm. Seit 2017 war der 2,06 Meter große Center nicht unter den Körben bei den EN Baskets wegzudenken. Deshalb ist nach der Saison für ihn Schluss.
Nach 18 Jahren im hochklassigen Basketball ist für Dario Fiorentino nach der Saison endgültig Schluss. Das gibt der 34-Jährige Spieler der EN Baskets Schwelm nun kurz vor den anstehenden Playoff-Spielen im Anschluss an die Saison in der 2. Bundesliga ProB bekannt. Im Interview erklärt der 2,06 Meter große Center, wie es zu der Entscheidung kam, wo er in Zukunft seine Prioritäten setzt und was er vor seinem Abschied noch erreichen will.
Herr Fiorentino, 16 Punkte, 6 Rebounds und ein extrem starkes Spiel gegen die Itzehoe Eagles am vergangenen Wochenende. Darf man mit dem Basketball aufhören, wenn man noch solche Leistungen abrufen kann?
Dario Fiorentino (Lacht) Nein, eigentlich nicht, das stimmt! Aber im Ernst: Die Entscheidung, nach der Saison meine Karriere zu beenden, hat ja einen bestimmten Grund.
Und der wäre?
Meine Frau und ich bekommen im Sommer unser zweites Kind. Das war der ausschlaggebende Punkt dafür, dass ich mich für diesen Schritt entschieden habe. Ich habe mir das überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es das beste ist, wenn ich das Basketballspielen jetzt lasse. Ich will für meine Frau und meine Familie da sein, das steht für mich an oberster Stelle. Man muss sich ja auch vorstellen, was es bedeutet, in der ProB zu spielen und nebenbei noch einen Job zu haben. Ich arbeite ja neben dem Basketball noch ganz normal Vollzeit als Industriemechaniker, dann drei mal in der Woche Training und dann am Wochenende teilweise Spiele verteilt in ganz Deutschland. Das ist dann einfach zu viel.
Ein guter Grund also! Kam die Entscheidung, mit dem Basketball aufzuhören, also kurzfristig oder ist der Entschluss schon länger in Ihnen gereift?
Der Entschluss ist auf jeden Fall schon länger in mir gereift. Mit der Zeit merkt man einfach den Körper. Ich bin jetzt 34 und arbeite auch sonst 40 Stunden in der Woche körperlich, das hinterlässt dann schon irgendwann seine Spuren und man merkt den Körper ganz anders als noch mit Anfang 20. Im Spiel kann ich das manchmal noch ganz gut verstecken. Ich spiele ja schon eine ganze Weile und da weiß man dann irgendwann, wann es sich lohnt, mit nach vorne zu sprinten und wann man vielleicht doch lieber hinten stehen bleibt (lacht). Die körperliche Doppelbelastung durch Sport und Beruf war auch so ein Punkt, der mich zu diesem Schritt gebracht hat.
Was werden Sie nach dem Karriereende voraussichtlich am meisten vermissen?
Also auf keinen Fall werde ich die langen Reisen an den Wochenenden vermissen. Das war teilweise schon heftig, weil man den ganzen Samstag unterwegs ist, dann abends spielt und bis in die Nacht unterwegs ist. Das war teilweise schon sehr heftig. Auf der anderen Seite war das Zusammensein mit der Mannschaft natürlich immer schön und die Auftritte vor Fans. Ich gehe auf jeden Fall mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Blicken wir auf Ihre Zeit in Schwelm zurück: Können Sie einen Moment oder eine Phase in Ihrer Schwelmer Zeit benennen, die Ihnen besonders positiv oder negativ in Erinnerung bleiben wird?
Das war mit Sicherheit die letzte Saison. Da waren wir richtig gut in Fahrt und haben als Team extrem gut zusammengespielt, das war eine richtig gute Phase. Deshalb war es auch so bitter, dass dann Corona kam und die Saison abgebrochen werden musste. Wir hatten echt ein richtig gutes Team, das gut funktioniert hat. Auf der anderen Seite war mein schlimmster Moment im Baskets-Trikot eigentlich 2017, als ich mir kurz nach meiner Ankunft in der ersten Mannschaft den Innenmeniskus gerissen habe. Das war schon sehr frustrierend. Rückblickend war es aber eine sehr schöne Zeit!
Werden Sie dem Basketball denn in irgendeiner Form verbunden bleiben?
Ich hatte erst überlegt, vielleicht noch irgendwo im Umkreis vielleicht ein bisschen Regionalliga zu spielen, aber diesen Gedanken habe ich auch ganz schnell wieder verworfen. Ich werde in den kommenden ein, zwei Jahren wirklich nichts mit dem Basketball zu tun haben. Vielleicht steige ich dann als Jugendtrainer mal wieder ein, aber das steht noch nicht fest. Erstmal möchte ich die Zeit mit meiner Familie genießen. Was dann kommt, wird sich zeigen.
Seit dem vergangenen Samstag steht fest: Mindestens ein Heimspiel in der Schwelmer Halle steht Ihnen noch bevor. Wenn sie es sich aussuchen könnten: Wie sollte Ihr Abschied aussehen?
Natürlich wäre es schön, wenn wir in den Playoffs noch möglichst weit kommen. Dafür wird aber die Tagesform entscheidend sein, davon gehe ich aus. Dazu wäre es natürlich schön, wenn die Fans dabei wären. Auf dem Feld zu stehen und die Unterstützung der Zuschauer zu spüren ist einfach unglaublich, das habe ich immer sehr genossen. Es ist zwar schade, dass das nicht möglich ist, aber daran kann man leider nichts machen. Ich denke aber, dass wir gezeigt haben, dass wir richtig gute Mannschaften schlagen können und wir viel Qualität im Kader haben. Ich will also auf jeden Fall noch so weit kommen, wie nur irgendwie möglich. Das wäre ein schöner Abschied!