Gevelsberg/Ennepe-Süd. Die Schwimmbecken sind seit knapp einem Jahr geschlossen. Das können die Auswirkungen sein.

Die Corona-Krise hat nicht nur direkte Folgen für Gesundheit und Wirtschaft. Manche Schäden dieser Zeit werden erst mit Verspätung zu spüren sein, etwa im Bereich der Schwimmausbildung. Der Vorsitzende des Gevelsberger Ortsvereins der Deutschen Lebens-Rettung-Gesellschaft (DLRG) warnt davor, dass der nun schon über ein Jahr lang andauernde Ausfall des Schwimmunterrichts gravierende Folgen haben wird.

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Viele Kinder bleiben auf der Strecke

Neue Rettungsschwimmer begrüßen, wie hier vor zwei Jahren? Derzeit kaum vorstellbar. Schlimmer noch. Ihno Breitenbach (r.) befürchtet, dass es künftig mehr Todesfälle mit Nicht-Schwimmern geben wird.
Neue Rettungsschwimmer begrüßen, wie hier vor zwei Jahren? Derzeit kaum vorstellbar. Schlimmer noch. Ihno Breitenbach (r.) befürchtet, dass es künftig mehr Todesfälle mit Nicht-Schwimmern geben wird. © WP | Archiv

Ihno Breitenbach kann nicht genau sagen, wie viele Namen von Kindern schon auf der Warteliste für Schwimmunterricht beim DLRG-Ortsverein Gevelsberg stehen. „Hunderte“ seien es, die Liste sei „gigantisch“, sagt der Vorsitzende. Schon jetzt ist klar, dass viele der Kinder auf der Strecke bleiben werden. Es gibt schlicht nicht die Möglichkeit, sie alle zu unterrichten, wenn es wieder möglich sein wird. „Die Zeit kann man nicht nachholen, weil ständig neue Kinder nachwachsen“, sagt Breitenbach. Er fürchtet, dass der Ausfall des Unterrichts gravierende Folgen haben wird. „Wir werden das Problem haben, das es künftig mehr Todesfälle geben wird. Es werden verstärkt Kinder ertrinken“, macht der 58-Jährige deutlich.

Die Lehrschwimmbecken in Gevelsberg sind seit knapp einem Jahr geschlossen. So lange liegt der Schwimmunterricht nun bereits brach. Der DLRG-Ortsverein konnte zwischen dem ersten und zweiten Corona-Lockdown nur einen kleinen Teil seiner Arbeit wieder aufnehmen. Breitenbach erzählt: „Wir konnten zwischenzeitlich im Schwimm-In den Trainingsbetrieb für unsere Rettungsschwimmer wieder aufnehmen – allerdings in einer deutlich kleineren Personenzahl als gewohnt.“ Für die Wiederaufnahme des normalen Schwimmunterricht war bereits alles vorbereitet, als der zweite Lockdown kam. „Wir hatten vor, im Herbst wieder zu starten. Es war nicht einfach, Personal zu rekrutieren, weil viele unserer Mitglieder Angehörige aus der Risikogruppe haben und vorsichtig sind. Ein Hygienekonzept war bereits genehmigt, doch dann mussten die Schwimmbäder wieder schließen und die Bemühungen waren umsonst“, erinnert sich Breitenbach.

Ein komplett verlorenes Jahr

Der 58-Jährige, der seit knapp 40 Jahren in der Schwimmausbildung aktiv ist, spricht von einem „komplett verlorenen Jahr“ für diese wichtige Tätigkeit. „Und damit ist es nicht getan, denn wir werden wohl vor April nichts in die Wege leiten können“, betont Breitenbach. „Das heißt, es gibt bereits über hundert Nichtschwimmer, die entweder erst später oder gar nicht Schwimmen lernen.“

Kann dieser Rückstand irgendwie aufgeholt werden? Aus Sicht von Breitenbach ist das aus verschiedenen Gründen schwierig. Zum einen mangelt es dafür an Personal: „Wir arbeiten mit Ehrenamtlichen und können nicht wie ein Privatunternehmen mal eben Personal rekrutieren“, sagt der DLRG-Vorsitzende. Er bemerkt einen Mitgliederschwund in seinem Ortsverein. „Wir haben uns sehr bemüht, unser Team zusammen zu halten, trotzdem sind wir um etwa 15 bis 20 Prozent geschrumpft“, sagt Breitenbach. „Eine gewisse Fluktuation ist normal, aber wenn wir keine Ausbildung betreiben können, gehen uns auch einige potenzielle Mitglieder flöten.“

Schwierig, die Ferien zu nutzen

Ein weiteres Problem: Es fehlt es schlicht an Zeitfenstern, um den Unterricht durchzuführen. Breitenbach hat bereits mit der Stadt darüber gesprochen, verstärkt die Schulferien zu nutzen, doch die Osterferien scheinen schon jetzt verloren zu sein. „Die Sommerferien sind immer etwas problematisch, denn da sind unsere Leute auch in den Ferien und einige sind im Rettungswachdienst an der Nord- und Ostsee aktiv“, erklärt Breitenbach. Eine Option können die Herbstferien sein, doch auch die wären für Breitenbach nur „ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Fürs Erste wären nach Aussage des Vorsitzenden bei der DLRG alle froh und dankbar, wenn sie überhaupt wieder die Schwimmbäder nutzen dürften. Doch bis es soweit ist, kann es noch dauern. Die Schäden der Corona-Krise werden auch in diesem Bereich noch weiter anwachsen.

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