Schwelm. Nach nur vier Monaten setzt der Fußball-Bezirksligist VfB Schwelm Biniam Ghebremeskal vor die Tür. Einen Nachfolger hat der Verein schon gefunden
Nach nur vier Monaten gibt es beim abstiegsbedrohten Fußball-Bezirksligisten VfB Schwelm den nächsten Trainerwechsel. Nachdem Markus Dönninghaus am 30. November seinen Rücktritt mit „Lust-, Kraft- und Motivationslosigkeit“ erklärt hatte, war dessen Co-Trainer Biniam Ghebremeskal in die Bresche gesprungen und hatte die Mannschaft, die damals mit 13 Punkten auf dem letzten Nichtabstiegsplatz lag, übernommen. Er wurde jetzt von seinen Aufgaben freigestellt.
„Wir waren der Ansicht, dass die Mannschaft mal einen neuen Impuls braucht“, nennt VfB-Vorstand Helmut Hahne die Gründe für die überraschende Trennung und fügt hinzu: „Auch nach so kurzer Zeit.“ Biniam Ghebremeskal, der mit der Demission am Freitagabend vor Beginn des Trainings konfrontiert worden war, formuliert es etwas griffiger: „Der Vorstand traut mir nicht zu, den Klassenerhalt zu schaffen.“ Nach Hahnes Angaben hat die Mannschaft die Vorstandsentscheidung akzeptiert.
Nachfolge klar - aber VfB macht ein Geheimnis draus
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Der Trainer eines Ligakonkurrenten, der namentlich nicht genannt werden möchte, meint allerdings, dass der Grund für die Trennung letztlich in der Person Ghebremeskals liege. „Ich glaube, die Art und Weise, wie er sich verhält, passt dem Vorstand nicht – und das überträgt sich auch auf die Mannschaft“, war seine Reaktion, als die Trainerentlassung bekannt geworden war.
Wer das Traineramt übernimmt,wollte Hahne auf Nachfrage dieser Zeitung nicht sagen: „Darüber gebe ich noch keine Auskunft.“ Offenbar ist Ghebremeskals Nachfolger aber bereits gefunden. „Bevor ich seinen Namen bekannt gebe, möchte ich mit ihm selbst darüber sprechen. Vielleicht will er dazu selbst etwas sagen“, erklärt Hahne.
Dönninghaus und Jöns winken ab
Von einigen Insidern wurde der Vorgänger von Ghebremeskals als dessen Nachfolger ins Gespräch gebracht. Aber Markus Dönninghaus erklärt klipp und klar: „Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen und ich würde auf keinen Fall da jetzt einspringen. Dazu habe ich ein zu gutes Verhältnis mit Biniam.“ Außerdem habe er auch „aus anderen Gründen“ in der Hinrunde die Konsequenzen gezogen. Daran habe sich nichts geändert. „Da werde ich nicht nochmal den Retter spielen“, spricht Dönninghaus Klartext.
Auch Uwe Jöns, der in unmittelbarer Nähe des VfB-Sportplatzes wohnt und im November beim FSV Gevelsberg ausgeschieden ist, wäre ein potenzieller Kandidat für den Posten gewesen. Doch auch er winkt ab. „Ich werde diese und auch nächste Saison keine Mannschaft trainieren“, erklärte er.
Einen faden Beigeschmack hat die Entlassung schon. War es doch dank seines Netzwerkes vor allem im Wuppertaler Amateurfußball gelungen, in der Winterpause zahlreiche neue Spieler für den VfB zu begeistern, um mit einer völlig veränderten Mannschaft in die Rückrunde zu gehen. Sein Vorgänger Markus Dönninghaus hatte bei seinem Abschied unter anderem beklagt, dass vielen – ausdrücklich nicht allen – seiner Spieler das Engagement fehle. Hinzu kamen neben Personalproblemen durch Urlaub, Verletzungen, Krankheiten und berufliche Abwesenheit auch Undiszipliniertheiten, die zu der Suspendierung mehrerer Akteure führten.
Team mit ganz neuem Gesicht
Mit einer grundlegend veränderten Mannschaft gelang der Start in die Rückrunde vielversprechend. In den ersten sieben Spielen holte der VfB genau soviel Punkte wie in der gesamten Hinrunde und erzielte mit 24 Toren fast ebenso viele wie in den ersten 14 Spielen. Da waren es 25. Dass den Schwelmern ein Durchmarsch gelingen würde, davon war allerdings schon deshalb nicht auszugehen, weil sich die neue Mannschaft erst finden musste. So gab es vor allem auswärts mit dem 3:5 beim mitgefährdeten SSV Kalthof, dem 1:2 bei Hellas/Makedonikos Hagen oder auch dem 1:1 in Herdecke-Ende mehr oder minder heftige Rückschläge. In den drei Heimspielen fuhr der VfB aber alle neun Punkte ein, auch wenn die gegen Sinopspor Iserlohn wie auch der Hinspielsieg durch deren Rückzug zur Makulatur geworden sind.
Mit 20 Punkten stehen die Schwelmer aktuell „über dem Strich“. Umso überraschender kommt die Trennung vom Trainer, der bis dato – so hatte es jedenfalls den Anschein – in seiner Aufgabe hundertprozentig aufgegangen war. Ghebremeskal war nicht nur Trainer, sondern auch sein eigener Co-Trainer, Manager und Masseur: „Mädchen für alles“ sozusagen. Vielleicht aber war es gerade diese Ballung von Aufgaben, die dem VfB-Vorstand letztlich missfallen hat.