Gevelsberg. Es waren bange Momente, die Gernot Jost Ende des vergangenen Jahres erlebte: Beim einem Spiel seines TVE Vogelsang bleibt sein Herz stehen.

Mitte Dezember. Es ist ein ganz normaler Tag für Gernot Jost. Als Trainer der Volleyball-Juniorinnen des TV Eintracht Vogelsang steht der damals 52-Jährige an der Seitenlinie und feuert seine Spielerinnen an. Gibt Hinweise. Verbessert, was es zu verbessern gibt. Das erste von zwei Spielen an diesem Tag wird gewonnen, in der Pause trinkt Jost einen Kaffee mit den Eltern seiner Spielerinnen. Minuten später ist Gernot Jost auf dem Weg ins Krankenhaus. Noch im Krankenwagen steht fest: Er hat einen Herzinfarkt.

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Eigentlich tut der stellvertretende Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Wetter viel für seine Gesundheit. Jost achtet auf seine Ernährung, treibt regelmäßig ausgiebig Sport. Doch die Corona-Pandemie verändert für ihn vieles. „Die Arbeit wurde immer mehr. Teilweise haben wir an Feiertagen gearbeitet, um den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und auch den Großeltern als Risikogruppe die größtmögliche Sicherheit bieten zu können und die sich ständig ändernden Regeln umzusetzen“, sagt er. Jost erstellt Sitzpläne für die einzelnen Schulklassen, muss jede Infektion mit Sitzplan zum Gesundheitsamt melden und hält die Infektionslage an seiner Schule im Blick.

Alles zusätzlicher Stress. Bis in die späten Abendstunden ist er oft noch mit seiner Arbeit beschäftigt, die Erholung in Form von ausreichendem Schlaf kommt zu kurz. Entlastung bietet ihm der Sport, den er während der Lockdowns weiter betreibt. Workouts und ein wenig Jogging helfen ihm dabei, fit zu bleiben.

Standleitung zum Notarzt

Doch irgendwann macht sich der Stress auch körperlich bei ihm bemerkbar. An besagtem Spieltag im Dezember sackt Jost zusammen, im ersten Moment glaubt er an ein Problem mit einer Bandscheibe. Er legt sich auf einen Mattenwagen in der Sporthalle, macht einige Mobilisierungsübungen. Die helfen. Kurzzeitig geht es Gernot Jost besser, doch als er wieder zu den Eltern geht, wird ihm übel, kalter Schweiß setzt ein. Ein Krankenwagen wird gerufen, Jost setzt sich in die Nähe des in der Halle installierten AED-Geräts. Der Notarzt ist für den Notfall am Telefon.

Gernot Jost gibt seinen Spielerinnen in einer Auszeit Hinweise.
Gernot Jost gibt seinen Spielerinnen in einer Auszeit Hinweise. © Unbekannt | Verein

Währenddessen laufen die Spiele in der Sporthalle weiter. Der Trainer des ersten Gegners des TVE Vogelsang coacht die Mannschaft von Gernot Jost. „Das sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit an“, sagt Jost noch heute über den Einsatz von Carsten Limberg von der RE Schwelm, die gerade eben noch gegen Vogelsang verloren hatten.

Jost muss sieben Stunden in der Notaufnahme warten

Es vergehen einige Stunden, bis Gernot Jost in einem Klinikum behandelt wird. Das Personal ist inmitten der Hochphase der Corona-Pandemie ausgedünnt, die, die noch da sind, wirken ausgelaugt. Sieben Stunden vergehen, bis Jost operiert wird. Er bekommt einen Stent gelegt. Nach einigen Tagen im Krankenhaus geht es nach Hause, später sagen ihm die Ärzte, wie wichtig seine Sportlichkeit für sein Überleben war. „Meine sportliche Geschichte hat mir das Leben gerettet“, sagt Gernot Jost.

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Drei Monate muss er in den darauffolgenden Monaten kürzertreten. Sport- und Berufsverbot. Sein Team qualifiziert sich in dieser Zeit unter Mimberg für die Westdeutschen Meisterschaften der U20-Juniorinnen, wenig später erreichen auch die U14-Junioren des TVE Vogelsang diese Qualifikation. Mitte März kehrt Gernot Jost dann wieder in den Beruf und in die Sporthalle zurück. Die Wiedereingliederung in den Job ist dabei wichtig, Jost gewöhnt sich langsam wieder an den auch bei inzwischen niedrigeren Inzidenzen immer noch stressigen Berufsalltag.

Wer sich länger mit dem studierten Sportwissenschaftler unterhält, der merkt wie viel er über die Funktionen eines menschlichen Körpers weiß. Entsprechend gut weiß Gernot Jost auch, welche Belastungen er sich zumuten kann und welche noch zu früh kommen. Doch eine Corona-Infektion nimmt darauf keine Rücksicht. Bei den Westdeutschen Meisterschaften erwischt es ihn, den gerade von einem Herzinfarkt genesenen Sportler, wieder. Es dauert zwölf Tage, ehe Jost sich aus der Isolation freitesten kann. Mit dem negativen Test enden aber nicht die Bedenken.

Zu hohes Stressniveau

Die Gründe für seinen Herzinfarkt, da sind sich die Ärzte bei den vielen Nachuntersuchungen sicher, dürften stressbedingt gewesen sein. Ein Nebeneffekt von Corona also. Denn bedingt durch die enormen Anstrengungen im beruflichen Alltag ist das Stresslevel konstant zu hoch, selbst für einen trainierten und so auf seine Gesundheit bedachten Menschen wie Gernot Jost. Jetzt stehen für die Lehrer aber erst einmal die großen Ferien an. „Nach den Corona-Jahren könnte ich eher ein Sabbatjahr gebrauchen“, sagt er.