Balve. . Der Grand Seigneur der Springreiter hat sich eindrucksvoll zurück gemeldet. Ludger Beerbaum gewann in Balve seine neunte Deutsche Meisterschaft mit Coupe de Coeur.
Lange musste der "Beckenbauer des Reitsports" auf diesen Moment warten. Anderthalb Jahre ritt Ludger Beerbaum bei Großen Preisen der Konkurrenz hinterher. Beim Balve Optimum ist ihm in der Deutschen Meisterschaft nun wieder ein Coup gelungen. Der sportliche Riese aus Riesenbeck holte auf Coupe de Couer seinen neunten Meistertitel. Den letzten gab's für ihn 2004.
Strahlend schwenkte Beerbaum bei der Siegerehrung die Arme in die Höhe. Vor ausverkauftem Haus feierten die Fans den Rekord-Champion im Stadion. Bei den Titelkämpfen zeigte der Routinier in vier Umläufen die konstanteste Leistung. In zwei schweren Wertungsprüfungen unterliefen dem 47-Jährigen im Sattel seines Schimmels Coupe de Coeur lediglich 1,5 Fehler. Das war der Sieg.
„Ich habe mich im Vorfeld nicht als Deutscher Meister gesehen und freue mich nun umso mehr. Ich gewinne gerne“, sagte Beerbaum später vor versammelter Presse-Gesellschaft. Lange habe er überlegt, ob er den Großen Preis überhaupt reiten solle. "Ich war alles andere als Favorit." Doch sein zuverlässiges Pferd trug ihn auf höchstem Niveau zum Triumph.
Nervenstark mit Coupe der Coeur
Nervenstark meisterten Beerbaum und Coupe de Coeur den schwierigen Parcours. Der Modus war dem einer Olympia-Entscheidung angepasst. Die Fehlerpunkte aus vier Umläufen wurden addiert. Vor dem letzten Durchgang hatte sich Ludger Beerbaum an die Spitze gesetzt, weil der bis dahin führende Lars Nieberg mit Galippo am Doppel-Ochser patzte.
Beerbaum übernahm die Führung mit 1,25 Punkten. Dahinter rangierten Philipp Weisshaupt Meister von 2009), Lars Nieberg (letzmalig Meister 1995 mit For Pleasure) und Marcus Ehning (alle 4,00) durchaus mit reellen Titelchancen. Selbst Janne Frederike-Meyer (4,25) boten sich noch alle Möglichkeiten.
Marcus Ehning ist Vizemeister
Vor dem entscheidenden Springen knisterte es vor Spannung. Nieberg (zwei Abwürfe) sowie Weisshaupt und Friederike-Meyer (je einen Fehler) verpatzten ihren Ritt. Vizemeister Ehning hielt sich schadlos. Nur ein Aussetzer hätte Ludger Beerbaum als letzter Reiter um die DM-Lorbeeren gebracht. An der zweifachen Kombination, dem drittletzten Hindernis, schepperte der Balken gewaltig. Doch die Stange fiel nicht und Beerbaum galoppierte mit Coupe de Coeur nervenstark und glücklich durchs Ziel.
Es war sein neunter DM-Titel. Einsamer Rekord! Den ersten gewann der Riesenbecker bereits 1988 in Verden auf Landlord. In der Goldgalerie folgten die Meisterschaften 1992 in Balve (Classic Touch), 1993 in Verden (Rush on), 1997 in Münster (P.S. Priamos), 1998 in Gera (Rush on), 2000 in Balve (Goldfever), 2001 in Münster (Goldfever) und 2004 in Balve (Gladdy S).
Chancen auf CHIO und Olympia steigen
"Ich habe hier in Balve wieder einen richtigen Schritt nach vorne gemacht", ließ der Titelträger die staunenden Experten wissen. Umso schöner, weil Coupe de Coeur sich vor zwei Jahren schwer am Vordergelenkt verletzt hatte. Beerbaum: "Seine Karriere stand auf dem Spiel". Nun könnte es noch eine ganz große Laufbahn werden. Beide haben durchaus Chancen von Bundestrainer Otto Becker für das CHIO in Aachen (8. bis 17. Juli) nominiert zu werden. Und die Olympischen Spiele 2012 in London sind plötzlich wieder ein Thema für den Champion.