Brilon-Petersborn. Heiner Homrighausen aus Brilon landete 1976 als Biathlet fast bei Olympia – seit 30 Jahren startet er als Surfer auch bei Weltmeisterschaften.
71 Jahre alt, sportlich immer noch auf höchstem Niveau – und „keine Gedanken ans Aufhören“, wie er betont: Heiner Homrighausen ist Physiotherapeut, Regattasurfer und Windsurflehrer aus Petersborn, einem Stadtteil von Brilon. „Ich bin mit Skiern aufgewachsen und fahre immer noch in der Winterzeit morgens zwei Stunden in Willingen“, erklärte der leistungsstarke Rentner.
Durch den Skisport habe er es in den 1970-er Jahren weit gebracht. „Ich bin mit Biathlon angefangen und befand mich 1974 in der Olympiavorbereitung, die in Jugoslawien stattfand. Allerdings habe ich mir bei einem Sturz mit dem Fahrrad in der Vorbereitungszeit das Kreuz- und Innenband kaputtgemacht. Das war natürlich ein herber Rückschlag für die Winterspiele in Innsbruck 1976“, sagte Heiner Homrighausen.
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Durch die Verletzung habe er zu viele Defizite aufgewiesen, weshalb er die Qualifikation knapp als Sechster verpasste. Insgesamt durften nur vier Biathleten teilnehmen. In den Folgejahren habe er erneut mit Knieproblemen zu kämpfen gehabt, weshalb ihm zusätzlich noch der Meniskus entfernt worden war. Auch das vergangene Jahr war von Blessuren geprägt, sogar eine Prothese für das Knie war beim aktiven Ruheständler im Gespräch.
Brilon: im Selbststudium zum Erfolg
Über das Segeln sei er zum Regattasurfen gekommen, erzählt der Petersborner. „Ich habe damals auf dem Chiemsee die ersten Windsurfer beobachtet. Dadurch bin ich dann darauf aufmerksam geworden. 1980 habe ich das erste Mal Regatta gesurft in Israel und mir das vorher im Selbststudium beigebracht“, erzählte der ehemalige Biathlet.
Acht Jahre später ist er in der Bundesliga Nord das erste Mal angetreten für den Windsurfing Club Hamburg. Aufgrund der geografischen Nähe wechselte er 1995 zu „Just Windsurfing Paderborn“. Homrighausens größter Erfolg war der Weltmeistertitel im spanischen L’Hospitalet de l’Infant 2011.
Der Sport habe ihn einfach fasziniert – und er möchte ihn so lange wie es nur eben geht ausüben. „Sich lautlos auf dem Wasser fortzubewegen, ist einfach klasse“, berichtete der Regattasurfer. Er sei schon an den verschiedensten Orten auf der Welt gefahren, aber eine Insel reizt ihn gar nicht. „Nach Hawaii muss ich nicht“, erklärte er. Der Sport sei sehr wetterabhängig, und auf Hawaii gebe es nur wenig Wind.
Aber nicht nur Windstille ist ein Problem, sondern auch Unwetter, weshalb er schon oft erlebte, dass Rennen Verzögerung hatten oder sogar ausfielen. Dies kann unter Umständen auch ziemlich gefährlich werden, besonders wenn sich die Surfer noch auf dem Wasser befinden. „Da sind dann schon mal einige Surfer in Seenot geraten“, erzählte der Sportler. Er ergänzte: „Einmal habe ich mir drei Rippen gebrochen, als ich einen Baumstamm, der aufgrund eines Sturms ins Wasser geriet, übersah und dann nach vorne überschlug.“
Surf-WM: Sturz kurz vor dem Start
Die Voraussetzungen für ein sportlich erfolgreiches Wochenende am Gardasee bei den Raceboard-Master-Weltmeisterschaften war eigentlich gegeben. Die Vorbereitung lief gut – und die Anreise auch. Doch an einem Abend nach dem letzten Training vor dem Start wollte er wie immer über ein Gitterrost aus dem Wasser an Land gehen. Allerdings rutschte er diesmal auf dem Untergrund aus und riss sich ab dem Ellbogen den Arm auf. „Die Wunde hätte eigentlich genäht gemusst, aber wir hatten auch Notfallsanitäter vor Ort, die mir dann geholfen haben, sodass es dann wasserfest verklebt wurde. Ich konnte zwei Tage nicht fahren, und beim Rennen hatte ich dadurch ein Handicap“, erklärte der Sauerländer.
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Heiner Homrighausen beendete das Rennen für Team Germany auf dem 23. Rang, und in seiner Altersklasse der Superveteranen erzielte er den fünften Rang. Am Ende sei er froh gewesen, überhaupt fahren zu können, aber sein ursprünglicher Plan sei es gewesen, einen Podestplatz zu erreichen. „Bei einer solchen Verletzung geht die Gesundheit aber vor“, sagte Homrighausen. Von Verwundungen bliebe man, nicht verschont, am nervigsten seien Blasen an Händen und Füßen.
Die Sicherheitsmaßnahmen der Surfer haben sich über die Jahre stetig gesteigert. Mittlerweile hat der Alt-Surfer immer ein Notfalltelefon mit dabei. Ein weiterer Vorteil der Sportart sei, dass einander geholfen wird. „Ich kenne die meisten schon seit Jahren – wir sind eine große Familie“, erklärte der Ehemann, der seine Frau, die selbst Surferin war, auf dem Wasser kennenlernte.
Er selbst helfe oft bei technischen Problemen mit den Boards. „Da habe ich mir über die Jahre ein paar Fähigkeiten angeeignet und stehe für jegliche Fragen über die Technik bereit. Grundsätzlich wird meine Hilfe auch oft in Anspruch genommen, was mich freut“, sagte der Raceboarder. Aber nicht nur bei mechanischen Problemen helfe er, sondern auch, wenn bei dem einen oder anderen mal ein Wirbel blockiert ist. „Da muss ich als Physiotherapeut oft mal Hand anlegen“, sagte er. Nicht umsonst trägt Heiner Homrighausen in der Surferszene einen speziellen Namen: „Dr. Starboard“.