Leipzig/Meschede. Aus der 1. in die 2. Liga: Die Mescheder Profispielerin Frederike Kempe wechselt zu Zweitligist RB Leipzig. Warum sie keinen Rückschritt sieht.

Die Rückennummer zwei bleibt gleich – ansonsten wird sich sehr vieles ändern für Profifußballerin Frederike Kempe. Die Meschederin wechselt ablösefrei von Erstligist Bayer 04 Leverkusen zu Zweitligist RB Leipzig. Weil die Leverkusener nach Kempes sechs Jahren unter dem Bayer-Kreuz ihren Kontrakt nicht verlängerten, greift die 24-Jährige jetzt neu an – und steckt sich für ihre vertraglich zunächst auf zwei Jahre festgelegte Zeit in der mit 600.000 Bewohnern einwohnerreichsten Stadt Sachsens bewusst hohe Ziele.

Aus der 1. Bundesliga in die 2. Bundesliga zu wechseln – ist ein Rückschritt. Zumindest mal auf dem Papier. Frederike Kempe sieht indes die große Chance, die auf sie seit der Vertragsunterschrift bei RB Leipzig wartet. „In diesem Verein steckt riesiges Potenzial, speziell in der Frauenabteilung. In Leipzig möchte ich Stammspielerin werden, viel Verantwortung und gern auch eine Führungsrolle innerhalb des Teams übernehmen. Und wir wollen in die 1. Bundesliga aufsteigen – das ist das große Ziel“, sagt Kempe selbstbewusst.

Der rasante Aufstieg von RB Leipzig

Tatsächlich wechselt die Sauerländerin zu einem Klub, der eindeutig in die 1. Fußball-Bundesliga der Frauen strebt. Die Mannschaft von Trainerin Katja Greulich hat in den vergangenen Jahren einen steilen Aufstieg hingelegt, der durchaus an den Durchmarsch der Männer des Vereins bis an die Spitze der 1. Bundesliga und in die Champions League erinnert.

Die Leipziger Frauen stiegen im Sommer 2017 von der Landes- in die Regionalliga auf und erkämpften sich nach drei Jahren in dieser Klasse den Sprung in die 2. Bundesliga Nord. Dort angekommen, legte RB Leipzig im ersten Zweitligajahr eine durchaus bemerkenswerte Saison hin, in der sogar vage Aufstiegsträume keimten, doch am Ende in diesem Sommer „nur“ Tabellenplatz drei mit neun Punkten Rückstand auf Meister Carl Zeiss Jena heraussprang.

Jetzt rüstet RB also für das Unternehmen Aufstieg in die 1. Bundesliga auf – Frederike Kempe ist bereits die fünfte neue Spielerin, die der Klub verpflichtet hat. Kempe wird offenkundig eine tragende Rolle in der neuformierten Mannschaft zugetraut – und diesen Auftrag will die Rechtsverteidigerin (52 Einsätze in der 1. Bundesliga, ein Tor) gern erfüllen. „Ich will zeigen, dass ich in der 1. Bundesliga spielen kann. Dabei hat mir auch der sportlich gute Abschluss in Leverkusen geholfen“, sagt Kempe. Hintergrund: Bei Bayer 04 hatte Trainer Achim Feifel in der vergangenen Saison zumeist auf anderes Personal gesetzt. Kempe schaffte es lange Zeit nicht mal in den Spieltagskader, durfte aber zum Saisonschluss – als ihr Abgang feststand – endlich wieder ran. Kempes vier Saisoneinsätze in der 1. Liga feierte sie allesamt an den letzten vier Saisonspieltagen. „Ich habe für die Spiele ein gutes Feedback bekommen – auch vom Trainer.“

Weiter weg von der Familie

Die enttäuschenden vergangenen beiden Spielzeiten, in denen „Fredde“ Kempe auch aufgrund von schweren Verletzungen auf nur acht Bundesligaspiele gekommen war, möchte die Sauerländerin nun endgültig abhaken. Die 24-Jährige wird nach Leipzig ziehen und von dort aus ihr Masterstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln zunächst als Fernstudium weiter fortsetzen. „Ich bin schon traurig, dass ich aus Köln wegziehe“, gibt Kempe zu, denn hier wohnt auch ihr Freund, mit dem sie nun eine Fernbeziehung führen wird. „Klar, ich werde hier schon ein wenig herausgerissen, aber das gehört dazu“, sagt die Profifußballerin.

Auch interessant

Auch die Distanz zu Familie und Freunden im HSK, in die Kreisstadt Meschede, wird künftig nicht mehr moderate 150 Kilometer, sondern satte 380 Kilometer betragen. „Meine Familie und meine Freunde gratulieren mir trotzdem zu diesem Wechsel und freuen sich sehr für mich, da RB Leipzig eine sehr gute Adresse ist und eine super Perspektive bietet“, sagt Frederike Kempe. Zwar sei speziell ihre Mutter traurig gewesen, dass die Tochter weiter weg Fußball spielt, „aber sie freut sich schon auf die Besuche in Leipzig. Das soll ja eine sehr schöne Stadt sein“.

Dass RB in der neuen Saison 2021/2022 weiter in der 2. Bundesliga spielt, könne sogar ein Vorteil sein, findet Frederike Kempe: „Natürlich herrscht in der 1. Bundesliga unter anderem mehr Tempo. Aber: Wir müssen uns als neues Team auch erst wieder finden, und deshalb sehe ich das schon als Vorteil.“