Menden. Vielseitig ist der Läufer des MC Menden unterwegs. Nicht nur auf der Laufbahn, auch hinter dem virtuellen Lenkrad. Seine Geschichte.
Auf den Laufbahnen ist Louis Nahser bereits seit Jahren Stammgast. Der Sprinter des Marathonclub Menden gilt als großes Talent und qualifizierte sich sogar schon einmal für die Deutschen Meisterschaften. Doch nicht nur auf der physischen Bahn, auch auf der virtuellen Rennstrecke fühlt sich der Student wohl. Er ist im virtuellen Motorsport eRacing aktiv.
Quietschende Reifen, Boxenstopps, spektakuläre Kollisionen: Motorsport übt auf viele Menschen eine große Faszination aus. Auch auf Louis Nahser. Seit knapp zwei Jahren beschäftigt er sich täglich mit Streckenprofilen, Spritmengen und Reifenverschleiß. Nicht auf den echten Rennstrecken, sondern an der Konsole. „Ich bin da eher durch Zufall reingeraten“, verrät der Oesberner. „Als Jugendlicher habe ich schon gerne Rennsimulationen gespielt. Dadurch bin ich dann zu iRacing gekommen“, ergänzt Nahser. iRacing ist eine Online-Rennsimulation, in der weltweit Spieler virtuell gegeneinander antreten können.
Nächstes Jahr Wechsel ins Formel 1-Team
Nahser schlug sich offensichtlich nicht schlecht. Denn schnell wurde das Urano-Team aufmerksam auf die Erfolge des Mendeners. Im kommenden Jahr wird der nächste Schritt folgen. „Dann starte ich für das Formel 1-Team Williams“, verrät Nahser. Der Wechsel zeigt, dass inzwischen auch professionelle Teams auf den eSport-Zug aufspringen. „Es gibt viele Fahrer, die in den virtuellen Rennen mitfahren, um sich auf ihre echten Rennen vorzubereiten“, weiß Nahser.
Denn gefahren wird auf den populärsten Rennstrecken weltweit. „Und das sind größtenteils die Formel 1-Strecken. Ich bin schon häufig gegen Max Verstappen gefahren“, sagt der Sprinter des MCM, dass der Red-Bull-Pilot häufig im virtuellen Raum anzutreffen ist.
Fahren im Simulatoren
Gefahren wird jedoch nicht in Formel 1, sondern in GT3-Fahrzeugen. Die Rennserien bestehen - ähnlich wie im richten Rennsport - aus verschiedenen Rennen. Dort ist der Ablauf ebenfalls der Realität nachempfunden. Nahser: „Es gibt erst ein Qualifying über ein paar Runden und danach das Rennen.“ Die Dauer der Rennen variiert. In der Meisterschaftsserie, in der Nahser mitgefahren ist, sind es meistens 90 Minuten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.
„Ich bin aber auch schonmal 24-Stunden-Rennen gefahren. Dann natürlich in einem Team mit mehreren Fahreren“, klärt Nahser auf. Gespielt werden die Rennen in einem Simulator. „Der ist mit Lenkrad, Bremse und Gaspedal ausgestattet. Also im Grunde wie ein normales Fahrzeug auch“, gibt Nahser zu verstehen. Den Simulator musste sich der Student selbst zusammenstellen. Das wird sich aber bald ändern. „Wenn ich bei Williams bin, dann bekomme ich von denen einen neuen Simulator gestellt“, freut sich der virtuelle Rennfahrer.
Tägliches Training
In der Regel kann Nahser die Rennen von zuhause aus fahren. Trainiert wird täglich, um die nötige Fitness und Routine zu bekommen. „Ich muss im Monat ein gewisses Pensum an Trainingseinheiten nachweisen können“, erklärt der 20-Jährige. Auf Messen gibt es immer wieder Präsenz-Wettkämpfe. „Es macht aber keinen großen Unterschied, ob ich zuhause sitze oder wir nebeneinander in der Halle sitzen. Die Anspannung ist immer da“, sagt Nahser, dessen Lieblingsstrecke der belgische Parcours in Spa-Francorchamps ist.
Dass sich das Rennen lohnt, beweisen nicht zuletzt die Preisgelder, die Nahser eingefahren hat. 1400 Euro gab es für seinen Titel bei den Deutschen Meisterschaften, 5000 Euro für seinen Sieg im Mannschaftsrennen. „Damit kann ich natürlich als Student sehr gut leben. Meine Kommilitonen gehen kellnern, ich kann halt so mein Geld verdienen“, sieht der Mendener hieran durchaus eine positive Seite.
Die Laufschuhe möchte er aber nicht gegen das Lenkrad eintauschen. Beide Hobbys profitieren sogar voneinander. „Beim eRacing ist mentale Stärke gefragt. Das hilft mir im richtigen Rennen. Auf der anderen Seite ist die Fitness, die ich durchs Laufen habe wichtig, um die Rennen durchzuhalten.“