Menden. Die Drittliga-Handballer haben viele Baustellen. Vorstandsmitglied Tobias Schulte hat eine Vorstellung, wie es mit den „Wölfen“ weitergehen soll.
Die Drittliga-Handballer der SG Menden Sauerland befinden sich in einer schwierigen Saison. Aufgrund der Unwetterschäden können Sie ihre Heimspiele nicht wie gewohnt in der Kreissporthalle austragen, sondern nur in der kleineren Habichthalle. Und auch sportlich blieb zuletzt der Erfolg aus. Das führte dazu, dass sich der Trainer Ingo Stary vor wenigen Wochen von seinem Amt trennte. Seitdem leitet A-Jugendtrainer Ralf Heinemann das Training der ersten Mannschaft. Viele fragen sich, wie es mit den „Wölfen“ nun weitergeht. Im Gespräch mit der Westfalenpost äußerte sich Vorstandsmitglied Tobias Schulte zum Abstiegskampf, der Kaderplanung für die kommende Spielzeit 2022/2023 und der Trainersuche.
Die Wölfe haben unruhige Wochen hinter sich. Wie haben Sie den Abgang von Ingo Stary mittlerweile verdaut und wie haben Sie die ersten Wochen unter Ralf Heinemann erlebt?
Tobias Schulte: Wir waren schon alle sehr geschockt, zumal wir auch alle ein sehr gutes persönliches Verhältnis zu Ingo Stary haben. Aber wir sind alle Sportler und haben gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Alle Beteiligten haben es auch als Chance gesehen, uns zu konsolidieren, zu justieren, Themen zu hinterfragen und nach vorne zu blicken. Ralf Heinemann packt die Jungs richtig an, macht einen super Job und es ziehen alle mit.
Die Mannschaft befindet sich im akuten Abstiegskampf. Wie schätzen Sie die Lage nach den vergangenen Spielen ein und wie sieht es mit einer möglichen Abstiegsrunde aus? Werdet Sie daran definitiv teilnehmen?
Ja, wir werden auf jeden Fall daran teilnehmen. Die Mannschaft hat sich wieder gefunden, tritt anders auf und wir bauen jetzt schon junge Spieler aus der A-Jugend ein. Dieses frische Blut tut uns allen gut und es wird auch in der Zukunft unser Weg sein.
Wie sieht es mit der Kaderplanung für die kommende Saison aus? Sind Spieler wie Tim Brand für die Wölfe zu halten? Habt Sie schon konkrete Zusagen für Zugänge und Abgänge?
Tim Brand wird uns erhalten bleiben und der Kader steht zu 80 Prozent. Wir werden uns hierzu konkret in den nächsten ein bis zwei Wochen äußern können.
Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen. Wie wollen Sie sich aufstellen? Haben Sie da ein konkretes Konzept oder eine Philosophie?
Wir sind in den finalen Zügen des Jugendrahmenkonzeptes, welches wir dann ausrollen werden, gefolgt vom Seniorenkonzept. Es gibt kaum einen Verein in ganz Westfalen, der bessere Voraussetzungen hat, aus der eigenen Jugend langfristig erhebliches Potenzial für den Seniorenbereich abzuschöpfen. 25 Jugendteams, 350 aktive Kinder und Jugendliche im Spielbetrieb mit fast 40 Jugendtrainern ist ein Fundus, den wir nun gezielt konzeptionell aufstellen werden. Hieraus wird das zukünftige Senioren-Wölferudel bestehen bei den Damen und Herren, ergänzt durch hungrige Spieler aus der Region.
Gibt es starke Einschnitte im Sponsoring bei einem eventuellen Abstieg in die Oberliga? Planen Sie finanziell generell zweigleisig für Dritte Liga oder Oberliga?
Natürlich planen wir zweigleisig und sicherlich kann es zu Einschnitten kommen. Corona spielt da auch noch eine Rolle. Aber es gibt klare Signale von unseren großen langfristigen Partnern, die uns weiter die Stange halten und sehen, welche Arbeit wir leisten für die Kinder und Jugendlichen in Menden. Ob Dritte oder Oberliga ist nicht immer entscheidend. Wichtig ist uns allen, eine 100-prozentige Identifikation mit dem Verein. Wer den Wolf auf seiner Brust trägt, muss wissen, dass dies eine Verpflichtung ist, unsere Werte und unsere Haltung zu leben, auf und auch neben dem Platz. Das ist unseren Sponsoren mindestens genauso wichtig, wie der sportliche Erfolg.
Wie sieht es mit der Trainersuche aus? Gibt es da schon konkrete Fortschritte?
Wir sind in Gesprächen, mit zwei bis drei Kandidaten. Die SG Menden Sauerland ist weiterhin für viele Trainer eine hervorragende Adresse. Der Trainer muss aber zu unserem eingeschlagenen Weg passen. Er muss eng verzahnt mit dem Trainerteam der zweiten Mannschaft und Jugend arbeiten.
Womit kann man Trainern die Aufgabe bei den Wölfen schmackhaft machen?
Wenn in Menden erfolgreich Handball gespielt wird, hast du bis zu 1000 Zuschauer in der Halle, egal ob Oberliga oder Dritte Liga. Die Trainingsvoraussetzungen sind hervorragend. Es gibt ein Vereinsleben mit großartigen Events wie die Sauerland Cups. Es kommen immer wieder neue Jungs und Mädels nach, die den Sprung in die ersten Mannschaften schaffen können und die Trainer können ungestört, vertrauensvoll und ehrlich mit dem Vorstand und sportlichen Leitung arbeiten. Dies war nicht immer so.
Welche Voraussetzungen soll ein potenzieller Trainer unbedingt mitbringen?
Er muss diesen Sport zu 100 Prozent lieben und seine Leidenschaft auf die Mannschaft übertragen können. Der Trainer muss eine klare Vorstellung davon haben, wie moderner Tempohandball gespielt wird und wie er jeden Spieler individuell weiterbringen kann. Es ist heutzutage eine hohe Empathie bei den jungen Spielern gefragt, um die volle Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit abzurufen. Früher hätte man gesagt, er muss den Spieler lesen können, sportlich und als Persönlichkeit.
Hand aufs Herz. Wie sehr sind Sie davon überzeugt, dass die SG Menden Sauerland auch im nächsten Jahr in der Dritten Liga spielen wird?
Um ganz ehrlich zu sein, mich interessiert es aktuell sehr wenig, ob wir nächstes Jahr in der Dritten Liga oder in der Oberliga spielen. Wir haben einen Plan für die neue Saison und die nächsten Jahre. Das gibt uns allen eine Grundsicherheit und Stärke. Mit diesen beiden Attributen gehen wir geschlossen in die nächsten Spiele und dann schauen wir mal, was passiert.