Neheim/Rivne. Die Cousine des Vorsitzenden des SC Neheim schildert dramatische Zustände vor Ort. So geht es dem gebürtigen Russen mit der Situation.
Seit der Invasion der russischen Armee in die Ost-Ukraine hat Ilja Keller keine ruhige Minute mehr. Der Vorsitzende des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim sorgt sich um seine Cousine, die in der west-ukrainischen Stadt Rivne wohnt. Alle paar Minuten schaut der gebürtige Russe auf sein Handy, um nachzuschauen, ob es eine neue Meldung gibt. „Ich bin extrem schockiert und natürlich auch besorgt um meine Familie“, sagt der Präsident des Neheimer Fußballvereins angesichts der Geschehnisse zwei Flugstunden von Berlin entfernt.
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Bis zu seinem zwölften Lebensjahr wuchs Keller in Russland auf, wo er mit seinen Eltern in der Stadt Usinsk nördlich des Polarkreises wohnte. Die aktuellen Geschehnisse lassen das CDU-Mitglied nicht kalt. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Putin seine Versprechen der letzten Tage bricht und wirklich militärisch aktiv wird. Ich bin wirklich tief schockiert. Spätestens jetzt wird klar, wer da an der Macht ist: Ein Diktator und Despot“, kommentiert Keller.
Den ganzen Tag über steht der SC-Präsident mit seiner Cousine in der Ukraine in Kontakt und schildert die Eindrücke: „Sie sagt, dass es in den Supermärkten nichts mehr zu essen gibt, weil die Leute Hamsterkäufe machen. Von der Regierung gab es die Aufforderung, einen Notfall-Koffer zu packen, um schnell flüchten zu können, wenn es notwendig wird. Die Lage ist natürlich sehr angespannt und das, obwohl sie weit im Westen der Ukraine wohnt“, so Keller.
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Überlegungen, seine Familie nach Deutschland zu holen, gab es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nicht. „Damit habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht auseinandergesetzt, aber klar: Wir würden unsere Familie natürlich unterstützen, wenn es so weit kommt, dass sie fliehen müssen.“
Im kommenden Juli hatte Keller geplant, seine Familie und die Familie seiner Lebensgefährtin in der Ukraine zu besuchen. „Die Familie meiner Frau kommt zufällig auch aus dem Umland von Rivne. Ich hoffe natürlich darauf, dass sich die Situation bis in den Sommer wieder beruhigt hat und wir unsere Familie sehen können. Jetzt gilt es aber zunächst, die Lage abzuwarten“, blickt der Vereinspräsident voraus