Menden. Die Handballer der SG Menden Sauerland starten in die Drittliga-Saison. Darum erwartet ihr Trainer Ingo Stary eine schwere Spielzeit.
Am Samstag beginnt für die SG Menden Sauerland der Ernst des Handballerlebens in der dritten Liga. Das erste Pflichtspiel der Saison 2021/2022 steht an. Dieses führt die „Wölfe“ nach Leverkusen zum TuS 1882 Opladen. Ein neuer Gegner für die Handballer von Ingo Stary. Die Partie dürfte wohl ein Neubeginn nach der wohl schwierigsten Vorbereitung aller Zeiten sein. Denn nach dem langen Lockdown in der Corona-Pandemie mussten die heimischen Ballwerfer auch noch die Folgen der Hochwasserflut meistern. Doch dem Auftaktgegner aus Opladen ging es keinesfalls besser. Seit Juli wird dort in Sachen Spielstätte improvisiert – die Bielerthalle war geflutet. Ob diese am Samstag nutzbar ist, wird sich erst kurzfristig entscheiden. Die WP-Sportredaktion sprach mit SG-Trainer Ingo Stary über die Lage bei den „Wölfen“ wenige Tage vor dem Saisonstart.
Hallo Ingo Stary, was macht dem Trainer im Moment am meisten Freude an seinem Sport?
Ingo Stary Freude macht vor allem, dass wir aktuell uneingeschränkt trainieren können. Es macht unheimlich Spaß, Zeit mit den Jungs in der Halle zu verbringen und die Mannschaft weiterzuentwickeln. Außerdem haben wir alle eine große Vorfreude auf die Saison und vor allem auf Spiele vor unseren Zuschauern.
Die Vorbereitung auf die neue Spielzeit neigt sich ihrem Ende entgegen. Ein Blick zurück: Was ist besonders gut gelaufen?
Insgesamt blicken wir auf eine lange Vorbereitung zurück, mit der ich sehr zufrieden bin. Gerade im mannschaftstaktischen Bereich haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung – zu mehr Flexibilität und Unberechenbarkeit sowohl in der Abwehr als auch im Angriff – gemacht. Die Mannschaft befindet sich außerdem in einem sehr guten athletischen Zustand und die Vorbereitung hat gezeigt, dass die Neuzugänge hervorragend in die Mannschaft passen.
Und was ist noch verbesserungswürdig? Wo stehen die Wölfe vor dem Saisonstart?
Natürlich sind noch einige Dinge zu verbessern. Dieser Prozess hört nie auf und die ersten Meisterschaftsspiele werden bei allen Mannschaften die Knackpunkte auch knallhart aufzeigen. Deshalb ist es jetzt im Vorhinein nach so langer Zeit ohne „echtes“ Wettkampfspiel auch schwer einzuschätzen, wo man leistungstechnisch wirklich steht. Insbesondere die Kaltschnäuzigkeit im Tempospiel nach vorne und die Geduld zur klaren Torchance im Positionsangriff stehen zurzeit bei uns im Fokus.
Ein Blick ins Personalbuch - gibt es da Lücken?
Meine Spieler geben Tag für Tag ihr Bestes, um als Mannschaft erfolgreich zu sein. Leider trifft uns der Ausfall von unserem Kreisläufer Rafael Dudczak unheimlich hart. Verletzungsbedingt konnte Rafa die komplette Vorbereitung nicht mitmachen. Aktuell ist es nicht absehbar, wann wir ihn wieder auf der Platte sehen werden. Damit steht uns zurzeit ein absoluter Leistungsträger, gerade für unser Angriffsspiel, nicht zur Verfügung. Weiterhin haben wir durch den Abgang von Sebastian Loos auf der Rechtsaußenposition an Erfahrung eingebüßt, was wir durch Geschlossenheit kompensieren wollen.
Die SG Menden Sauerland musste zuletzt auch noch den Rückschlag hinnehmen, dass mit der Kreissporthalle und der Walramhalle gleich zwei Hallen aufgrund des Hochwassers wegbrachen. Zwei Hallen, die eigentlich aufgrund ihrer Atmosphäre für die Heimspiele der „Wölfe“ standen. Kann der Umzug in die Habichtsporthalle zum Nachteil werden? Dort sind die Tribünen schon ein Stück von der „Platte“ entfernt.
Leid tut es mir besonders für meine Spieler, die sich sehr auf die Kreissporthalle mit vielen Zuschauern gefreut haben. Wir hoffen alle sehr, dass „unsere“ Heimspielstätte bald wieder zur Verfügung steht. Aber jetzt gilt es, das Beste aus der Situation zu machen und die Sporthalle „Am Habicht“ als „unsere“ Heimspielstätte vorerst anzunehmen und zu akzeptieren. Ich denke grundsätzlich nicht, dass es ein Nachteil ist, dort zu spielen, trotzdem ist es alles andere als optimal, da die Halle nun mal deutlich weniger Kapazitäten hat.
Die vergangenen beiden Spielzeiten wurden ja wegen Corona abgebrochen. Die dritten Ligen sind dadurch auf über 80 Mannschaften angewachsen. Diese sollen jetzt wieder heruntergefahren werden, deshalb wird es zum Ende der Saison rund 26 Absteiger geben. Die „Wölfe“ haben ja immer wieder gesagt, dass es für sie um den Klassenerhalt gehen wird. Wird die Saison dadurch schwieriger?
Ich behaupte mit hundertprozentiger Überzeugung, dass die kommende Spielzeit die schwerste sein wird, die Menden je in der dritten Liga gespielt hat. 26 Absteigern trotzen und nicht darunter zu sein ist einfach eine unglaubliche Aufgabe, die uns bevorsteht. Man muss es aber auch mal auf den Punkt bringen: In der Spielzeit 2019/2020 wäre die 1. Mannschaft abgestiegen, wenn die Saison – Corona geschuldet – nicht abgebrochen worden wäre. Von daher sind wir dankbar für diese Chance. Das Motto bei uns lautet: Aus den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, das Maximale herauszuholen, um dann zu schauen für was es am Ende gereicht hat. Ich wünsche mir, dass alle Beteiligten, die sich mit dem Projekt SG Menden Sauerland Wölfe identifizieren, zusammenhalten und an einem Strang ziehen; in guten wie auch in schlechten Phasen.
Ein Blick auf die Liga. In dieser Spielzeit entfallen einige Fahrten und Duelle im hohen Norden. Dafür geht es mehr zu altbekannten Klubs in Richtung Rheinland wie zum Beispiel Leichlingen, Longerich oder die HSG Krefeld. Wie ist das zu bewerten?
Wir nehmen die gelungene Staffeleinteilung des DHB so gerne an und freuen uns auf viele spannende Spiele. Mit der HSG Krefeld und dem Longericher SC kommen sehr starke Gegner auf uns zu. Gerade die Krefelder Ambitionen sind bekannt und deshalb schätze ich sie auch durchaus als klaren Favoriten ein. Aber auch der Longericher SC wird sich unter den Top Mannschaften einpendeln. Die Leichlinger Mannschaft ist etwas schwerer einzuordnen, aus der Presse haben wir erfahren, dass der Verein zuletzt einige weitere Neuzugänge präsentiert hat.
Die Saison wird hoffentlich lang, niemand möchte einen erneuten Abbruch wegen Corona. Hat für Sie der Corona-Virus seine Spuren im Handball hinterlassen?
Ich denke schon, dass das Corona-Virus vieles verändert hat. Jedoch nicht nur im Handball, sondern durchweg durch alle Branchen und Sportarten. Die Anmeldezahlen im Handball sind sicherlich zurückgegangen und die Prioritäten haben sich bei vielen Menschen auch verschoben. Wir hoffen alle, dass es nicht wieder zu einem erneuten Abbruch der Saison kommen wird.