Winterberg. Sander van Onsenoord muss sich zwischen Studium und Fußball bei der SG Winterberg entscheiden. Das sind die Gründe für das vorzeitige Saisonaus.

Sein Trainer nennt ihn „einen der besten Sechser der gesamten Liga“. Darauf angesprochen reagiert Sander van Onsenoord bescheiden, fast verlegen. „Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist“, sagt er. Auf die Dienste des 24-Jährigen muss Fußball-Bezirksligist SG Winterberg/Züschen aber nicht nur im Spiel gegen den SuS Langenscheid/Enkhausen am heutigen Samstag (16 Uhr) verzichten, sondern vermutlich für den Rest der gesamten Saison.

Grund für den Ausfall des Leistungsträgers im Team von Trainer Andreas Schneider ist eine Verletzung, die sich van Onsenoord im vergangenen Oktober im Spiel gegen den BC Eslohe einhandelte: In einem Zweikampf mit zwei Gegenspielern kugelte sich der Mann, der am heutigen Samstag 25 Jahre alt wird, die Schulter aus. „Eigentlich war es ein relativ harmloser Zweikampf, wie er häufig im Spiel passiert. Als ich aber hingefallen bin, habe ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt“, erinnert sich der defensive Mittelfeldspieler an die Aktion.

Ausfallzeit ein Schock für den Spieler

Nachdem ein Teamkollege ihn in das nahe gelegene Krankenhaus brachte, stand schnell fest: Die Schulter muss wieder eingerenkt werden. „Dafür musste ich narkotisiert werden, aber eigentlich ging das relativ schnell. Ich war froh, dass ich nicht über Nacht dort bleiben musste.“

Die Folgen, die eine ausgekugelte Schulter mit sich bringen, waren dem Lehramtsstudenten zu diesem Zeitpunkt aber noch überhaupt nicht bewusst. „Ich habe gedacht, dass man nach einer ausgekugelten Schulter vielleicht so zwei oder drei Wochen keinen Sport machen darf“, erklärt van Onsenoord.

Als ihm der Orthopäde dem 24-Jährigen die Nachricht überbrachte, dass er fünf bis sechs Monate überhaupt keinen Kontaktsport machen solle, war der Student der Universität Marburg geschockt. „Damit hatte ich wirklich überhaupt nicht gerechnet. Dass eine ausgekugelte Schulter eine so lange Pause zur Folge haben kann, hatte ich bis dahin noch nie gehört“, sagt er.

Die SG Winterberg/Züschen (orangene Trikots) im Spiel gegen Giershagen.
Die SG Winterberg/Züschen (orangene Trikots) im Spiel gegen Giershagen. © Heinz Heinemann | Heinz Heinemann

Auswirkungen hatte die Diagnose jedoch nicht nur auf seinen Fußballverein, sondern vor allem auf sein Sport-Studium an der Marburger Universität. „Aufgrund der Verletzung konnte ich einige Kurse nicht besuchen, die ich im vergangenen Wintersemester hätte absolvieren müssen. Da sind ja auch einige praktische Veranstaltungen im Sport dabei. Da konnte ich jetzt keine Prüfungsleistungen ablegen“, erzählt der ehrgeizige Fußballer. Für seinen weiteren beruflichen Werdegang bedeutet das nun eine ungeplante Verlängerung des Studiums. „Das ist natürlich extrem ärgerlich“, sagt er.

Ins Training der SG Winterberg/Züschen stieg van Onsenoord am vergangenen Freitag vorerst wieder ein – verzichtete dabei jedoch auf jeglichen Körperkontakt und Zweikampfführung. „Ich habe dem Coach Bescheid gegeben, dass ich erstmal nicht so hart in die Zweikämpfe gehen will, weil ich einfach noch Angst davor habe, dass wieder etwas passiert und ich noch mal auf die Schulter falle. Das möchte ich einfach nicht riskieren, weil sich mein Studium durch eine erneute Verletzung noch weiter hinauszögern würde“, erklärt er.

Harte Zeit ohne Fußball

Froh ist van Onsenoord nun erst einmal, überhaupt wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stehen zu können – auch, wenn es zunächst ohne Zweikämpfe gehen muss. „Die Zeit ohne Fußball und die Mannschaft war wirklich schon sehr hart für mich. Eigentlich habe ich immer sehr viel Sport gemacht, aber das ging in den ersten Wochen nach der Verletzung überhaupt nicht. Zwischendurch bin ich dann immer mal wieder joggen gegangen oder habe etwas Krafttraining versucht, aber das ist eben kein Ersatz für den Fußball“, erklärt er.

Ob er in dieser Spielzeit überhaupt noch einmal für die SG auf dem Feld steht, ist derweil fraglich. „Ich gehe aktuell eher davon aus, dass ich erst einmal die Kurse im Studium abschließe und dann im kommenden Sommer wieder voll angreife“, sagt er. Auf „einen der besten Sechser der Liga“ wird Coach Andreas Scheneider aus nachvollziehbaren Gründen also noch weiter verzichten müssen.