Brilon-Thülen. Frederik Leikop, Trainer des SV Thülen, bestätigt eine bislang geheime Entscheidung. Was der BVB und Schalke damit zu tun haben.
Er ist ein Thülener Urgestein. Frederik Leikop trainiert bereits seit Oktober 2017 mit großem Erfolg die Fußballerinnen des SV Thülen. Mit dem Aufstieg in die Westfalenliga, der höchsten Frauen-Klasse in Westfalen, schaffte der 41-jährige Berufsschullehrer am Berufskolleg Olsberg mit seinem Trainerkollegen Frank Werth in der abgelaufenen Saison Historisches in der 104-jährigen Vereinsgeschichte. Im Interview bestätigt er eine bisher geheime und überraschende Entscheidung.
Leikop: Tag der Entscheidung
Herr Leikop, wann haben Sie den Entschluss gefasst, dass sie zum Ende der Saison als Trainer aufhören werden
Frederik Leikop: Der Entschluss, meine Trainerlaufbahn zu beenden, ist in der Winterpause 2022/23 gereift, und die Verpflichtung von Sebastian Werth war da schon perspektivisch gedacht. Mitgeteilt habe ich es der Mannschaft im Vorfeld der offiziellen Meisterfeier. In Absprache mit Sebastian, Sandra Kraft und der Mannschaft haben wir nun ausreichend Zeit, die Neubesetzung meines Trainerpostens sorgfältig zu überdenken und gegebenenfalls vorzubereiten.
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Welche Gründe waren ausschlaggebend?
Nach reiflicher Überlegung und vielen intensiven Gesprächen habe ich mich dazu entschlossen, dass dies meine letzte Saison als Trainer der Damenmannschaft beim SV Thülen ist. Einerseits haben wir ein großes Ziel mit dem Aufstieg erreicht, entscheidend für diesen Entschluss war aber auch die Geburt unseres zweiten Kindes. Meine familiären Verpflichtungen und Prioritäten haben sich verändert. Und ich merke zunehmend, dass ich meinen Ansprüchen gegenüber der Mannschaft und dem Leistungsniveau nicht mehr so gerecht werde, wie ich es gerne hätte.
Was bleibt aus den acht Trainerjahren in Erinnerung?
Die Mannschaft hat mich in meinen bedeutendsten Lebensereignissen (Verlobung, Hochzeit, Geburten der Kinder) begleitet und unterstützt, wofür ich besonders dankbar bin. Diese gemeinsamen Erfahrungen haben unsere Verbindung gestärkt und zu vielen schönen Erinnerungen geführt, für die ich sehr dankbar bin. Gemeinsam haben wir das große Ziel Westfalenliga erreicht. Nun gilt es, die Mannschaft in der Westfalenliga zu etablieren und weiter zu stärken.
„Meine familiären Verpflichtungen und Prioritäten haben sich verändert.“
Bleiben Sie der Truppe nach der Saison auf andere Art und Weise erhalten?
Ja! Trotz der Entscheidung, als Trainer aufzuhören, werde ich der Mannschaft im Hintergrund über diese Saison hinaus erhalten bleiben. Perspektivisch sehe ich meine Aufgaben in der kontinuierlichen Verbesserung und weiteren Professionalisierung der Rahmenbedingungen. Mein Engagement wird sich darauf konzentrieren, optimale Bedingungen für das Team zu schaffen, damit es auch in Zukunft erfolgreich sein kann.
Leikop: Darauf freue ich mich
Welche persönlichen Ziele haben Sie sich in ihrer Abschluss-Saison gesetzt?
Ich werde die verbleibende Zeit nutzen, um die Mannschaft zusammen mit meinem Trainerkollegen Sebastian bestmöglich auf die kommenden Spiele vorzubereiten. Ich freue mich dabei sehr auf die – zum Teil langen – Auswärtsfahrten im Bus, an die ich mich noch als Kind zu Landesliga-Zeiten der Männer gerne erinnere. Außerdem freue ich mich auf neue Sportstätten, Gegner wie den BVB und Schalke sowie auf neue Gesichter. Das sind, neben dem Ziel der Etablierung, auch Gründe gewesen, das Jahr Westfalenliga noch mitzunehmen. Und ich freue mich auf hochklassigen Frauenfußball am Scheid.
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Der Abgang von Nora Willeke zum Liga-Konkurrenten BVB schmerzt wie sehr?
Die fußballerische Qualität von Nora steht außer Frage und wird uns sicherlich fehlen. Sie hat sich auf dem Platz sehr gut eingefunden und war ein wichtiger Bestandteil unseres Teams, bis der Ruf aus Dortmund kam. Aber so ist das im Fußballgeschäft – talentierte Spielerinnen werden immer von größeren Vereinen angezogen. Wir als Mannschaft werfen immer einen Blick auf die Startelf des BVB und hoffen immer, Nora dort zu finden.
Wie sehen Sie Ihren Kader für die Westfalenliga aufgestellt?
Wir sind natürlich total glücklich über unsere getätigten Transfers. Mit Ronja Buse (Korbach), Sophia Kloppenburg (U17 FSV Gütersloh), Marie Braun (U17 Borussia Dortmund) und Nora Schmidt (U17 Arminia Bielefeld) haben wir überwiegend sehr junge Spielerinnen verpflichtet, die nicht nur fußballerisch überzeugen, sondern auch menschlich hervorragend in unsere Truppe passen. Wir sind überzeugt, dass sie auf dem Platz ihren Weg machen werden und unser Team weiter voranbringen. Schmerzlich sind im Moment aber noch die langwierigen Verletzungen der gestandenen Spielerinnen Neele Dietrich (Kreuzbandriss) und Maria Grewe (Syndesmosebandriss). Es bleibt abzuwarten, wann diese wieder zum Team stoßen. Darüber hinaus werden wir auch auf Celine Klärner bis zur Winterpause verzichten müssen.
Zwei Siege, eine Niederlage
Für Thülen, den zur Stadt Brilon zugehörigen 1000-Seelen-Ort, wo bereits seit den 1990er Jahren Frauenfußball gespielt wird, ist der Aufstieg in die Westfalenliga eine außergewöhnliche Leistung. In der neuen Saison kommen so berühmte Mannschaften wie Borussia Dortmund und Schalke 04 an den Scheid. Bislang bestritt der SVT drei Vorbereitungsspiele auf die Saison. Siege gab es gegen Borussia Dröschede (7:4) und SC GW Varensell (6:2), eine Niederlage gegen den FSV Gütersloh 2009 II (1:3).
13 Auswärtsspiele sind zu absolvieren. Das sind mit Hin- und Rückfahrt 3082 Kilometer. Wie will der Verein das bewerkstelligen?
Die längste Anreise nach Hauenhorst im Kreis Steinfurt beträgt 180 Kilometer und die kürzeste nach Oesbern im Kreis Iserlohn 71 Kilometer. Von den 13 Auswärtsspielen möchten wir gerne neun oder zehn mit dem Bus antreten. Die durchschnittliche Entfernung bei diesen Fahrten beträgt 145 Kilometer und ist für unseren Verein mit erheblichen Kosten verbunden. Wir suchen als Verein gerade nach Lösungen, diese Planungen zu realisieren. Ein Baustein dabei ist der Dauerkartenverkauf für die Heimspiele der anstehenden Saison, die man auf unserer Homepage (www.sv-thuelen.de) für 40 Euro online bestellen kann.