Winterberg-Siedlinghausen. Fußballerin Lenja Wanke erleidet bei ihrer Bundesliga-Premiere einen Kreuzbandriss. Jetzt arbeitet die Winterbergerin am Comeback.
Laut habe es geknackt. „Und es fühlte sich an, als hätte mir einer mit dem Messer ins Knie gestochen“, erzählt Lenja Wanke. Als die 16-jährige Fußballerin aus Winterberg-Siedlinghausen nach diesem Malheur ihre Mutter anrief, kamen die Emotionen ein weiteres Mal hoch. „Als ich ihre Stimme gehört habe, habe ich noch einmal geweint“, sagte Wanke und ergänzte: „Mama hat mich beruhigt und mir Mut gemacht.“ Nun ist eine fast neunmonatige Leidenszeit vorbei und die Fußballerin arbeitet an ihrem Comeback in der Regionalliga West.
Wanke: Verletzung im ersten Spiel
Wanke spielt für die U17 (B-Juniorinnen) von Arminia Bielefeld, die in der vergangenen Saison noch in der Bundesliga West/Südwest kickte, nach der Reform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) neuerdings aber in der Regionalliga West, der zweithöchsten Liga in Deutschland, beheimatet ist. Ausgerechnet im ersten Meisterschaftsspiel der zurückliegenden Bundesliga-Saison am 9. September 2023 bei Bayer Leverkusen zog sich „Lenni“ die schwere Verletzung zu.
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Das vordere Kreuzband im linken Knie war gerissen. Nach der großen Freude über den ersten Einsatz in der Bundesliga stürzte Wanke in ein Tränental. Nach 20 Minuten nahm das Schicksal damals seinen Lauf. „Wir lagen schon mit 0:2 hinten und ich habe mir gedacht, Hauptsache es verletzt sich niemand – egal wie das Spiel ausgeht. Ich bin dann nach einer Balleroberung im eigenen Strafraum ohne Einwirkung des Gegners nach innen weggeknickt. Ich wusste sofort, dass etwas Schlimmeres passiert sein musste“, erinnerte sich die Sauerländerin an die Szene.
„Da bin ich im Kraftraum durch die Hölle gegangen.“
Die Schülerin, die bis zum Sommer das Gymnasium der Benediktiner in Meschede besuchte und jetzt ein Sport-Abi absolvieren möchte, wurde in Bielefeld von ihrem Patenonkel abgeholt und ins Krankenhaus nach Olsberg-Bigge gefahren. „Im MRT ist der Riss endgültig bestätigt worden. Wir waren beide erst einmal down. Diesen Schock mussten wir zunächst verdauen. Meine Tochter ist dann am 25. Oktober in der Klinik am Ring in Köln von einem „Kreuzband-Papst“ erfolgreich operiert worden“, berichtete Mama Iris.
Die Mama aus Fahrerin
Die Fahrten zum Training nach Bielefeld und zu den Spielen werden zu 95 Prozent von Lenja Wankes Mutter Iris durchgeführt. Eine Strecke von Siedlinghausen nach Bielefeld beträgt 110 Kilometer. „In der vergangenen Saison war Nora Schmidt aus Brilon noch mit dabei. Da wurde bis zur Verletzung meiner Tochter eine Fahrgemeinschaft gebildet. Die Reha-Phase hat uns mit fünf bis sechs Fahrten pro Woche besonders gefordert. Unterstützt wird meine Tochter bei den Fahrten von meinem Mann Bernd, den Geschwistern Lisann und Christopher, sowie weiteren Familienmitgliedern“, erklärte Mama Iris.
Bereits vor der Operation bekam die Anhängerin von Bundesligist Borussia Dortmund, die bei den Frauen Fan vom VfL Wolfsburg ist, eine intensive Physiotherapie. Nach der Operation begann im Kölner Physio-Zentrum das Aufbautraining.
Wanke: Ins Trainingslager
„Da bin ich im Kraftraum durch die Hölle gegangen. Dort musste ich lernen, dass man an seine Grenzen gehen muss, um seine Ziele zu verwirklichen. Anfang dieses Jahres habe ich bereits die ersten Runden um den Sportplatz gedreht“, erzählte Lenja, die mit der Mannschaft am 12. August ins Trainingslager nach Kaunitz fährt, und ihrer Familie, ihren Ärzte, den Physiotherapeuten und insbesondere Diana und Dietmar Böhle für die Unterstützung während der Reha dankte.
Lenja Wanke erlernte das Fußballspielen in der G-Jugend ihres Heimatortes Winterberg-Siedlinghausen. Über die SG Winterberg/Züschen ging es 2023 nach Bielefeld. Welche Ziele sie nun bei Arminia verfolgt? „Erst einmal bin ich froh, dass ich die schwere Verletzung so gut überstanden habe. Jetzt hoffe ich, dass ich die Vorbereitung ohne Verletzung mitmachen kann und dann zum ersten Spiel am 31. August in Bielefeld gegen den VfL Bochum wieder topfit bin. Ich schaue jedenfalls optimistisch nach vorne“, antwortete Lenja. Das laute Knacken, der gefühlte Stich ins Knie – sollen auch aus der Erinnerung verschwinden.