Arnsberg. Max Schönhaus sorgte mit seinem Sieg in Wimbledon für eine Tennis-Sensation. Wer ihn entdeckte, und warum die Karriere im HSK startete.
Natürlich reiste Martina Struff nach Wimbledon. Doch als ihr Sohn, der Tennis-Profi Jan-Lennard Struff, in der dritten Runde des legendären Tennis-Turniers an Daniil Medwedew scheiterte, ging es auch für sie zurück aus London ins Sauerland. Dass Struff einen historischen Erfolg durch Max Schönhaus, der sich jetzt tatsächlich Wimbledon-Sieger nennen darf, verpassen könnte, ahnte sie. Denn die Spuren des 16-Jährigen führen in den HSK – aber Martina Struff verabschiedete sich nicht ohne ein Versprechen von ihm.
Schönhaus siegt mit Razeghi
„Martina hat den Grundstein für die Karriere gelegt“, sagte Vater Torsten Schönhaus mit einigen Tagen Abstand zum Triumph seines Sohnes im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Schönhaus junior gewann am Sonntag mit seinem US-amerikanischen Partner Alexander Razeghi den Doppelwettbewerb der Junioren beim Grand-Slam-Turnier. Im Endspiel bezwang das Duo die Tschechen Jan Klimas und Jan Kumstat mit 7:6 (7:1), 6:4.
- Turnier in Sundern: Showdown mit Duell der Generationen
- Frust in Meschede: Titelkämpfe mit viel Tradition abgesagt
- Jörg Bornemann: „Struffi hatte diesen Biss - ich nicht“
„Der Erfolg von Max Schönhaus in Wimbledon ist ein großartiger Erfolg für das deutsche Tennis“, wurde Michael Kohlmann, Cheftrainer des Deutschen Tennis Bundes (DTB), anschließend in einer Mitteilung zitiert. „Dieser Triumph ist ein weiteres Ausrufezeichen unserer vielen hochtalentierten Nachwuchstalente in diesem Jahr, der zeigt, dass wir in der Nachwuchsarbeit auf dem richtigen Weg sind“, erklärte Kohlmann noch. Letztmals und als bislang einziger Deutscher hatte 2009 mit Kevin Krawietz ein deutscher Tennis-Spieler das Doppel der Junioren in Wimbledon gewonnen.
Schönhaus: Zwei Entdeckerinnen
Max Schönhaus‘ Weg zum Wimbledon-Champion begann auf dem Tennisplatz in Niederense. „Mit sechs Jahren hat er dort das erste Mal den Schläger in der Hand gehabt“, erzählte Torsten Schönhaus. Weil Gesa Schnieder, die Jugendtrainerin des Klubs, zum einen das Talent erkannte und zum anderen einen Draht zu Martina Struff hatte, vermittelte sie Max Schönhaus zum Kreistraining bei der erfahrenen Übungsleiterin.
„Ich habe den Eltern sehr schnell gesagt, dass sie einen besonderen Sohn haben, für den es im Tennissport sehr weit gehen könnte.“
„Ich habe den Eltern sehr schnell gesagt, dass sie einen besonderen Sohn haben, für den es im Tennissport sehr weit gehen könnte“, erzählte Martina Struff zurückblickend. Für Torsten Schönhaus und seine Frau war Tennis zwar sportliches Neuland, doch sie vertrauten Struff – und die erhöhte die Anzahl der Trainingseinheiten für den Nachwuchsspieler.
„Max war immer sehr motiviert, auch wenn es anfangs nicht in Richtung westfälischer Spitze ging. Er musste lernen zu arbeiten, ohne direkt zu sehen, was aus ihm werden kann“, sagte Struff, die neben ihrer Trainertätigkeit aktuell unter anderem bei den Damen 40 des TC Blau-Gold Arnsberg das Racket schwingt. Mit Max Schönhaus trainierte sie in der Halle in Warstein, auf den Plätzen in Arnsberg oder später beim Westfälischen Tennis-Verband in Kamen. „Als er zehn Jahre alt war, haben wir auf eine einhändige Rückhand umgestellt, die er heute noch spielt“, erinnerte sie sich.
Schönhaus: Erst Neheim, dann Hannover
Es folgten der Schulwechsel auf das St. Ursula-Gymnasium in Neheim, erste internationale Turniere. „Als der Deutsche Tennis Bund auf ihn aufmerksam geworden war, hatten wir lange Gespräche unter anderem mit Peter Pfannkoch“, sagte Torsten Schönhaus. Der Leiter des DTB-Bundesstützpunktes in Hannover warb für einen Wechsel des Talents aus dem Sauerland nach Niedersachsen, um dort eine noch bessere Förderung zu erhalten.
„Aber schicken Sie mal ihr Kind mit 14 Jahren auf ein Internat nach Hannover“, erzählte Torsten Schönhaus. Letztendlich trafen Eltern und Trainer gemeinsam mit Max die wegweisende Entscheidung. „Uns war wichtig, dass er in Neheim die achte Klasse beendet und in Hannover dann bis zur Mittleren Reife nach der Klasse zehn zur Schule geht“, sagte Torsten Schönhaus.
Schönhaus an der IMG Academy
Seit einem Jahr trainiert sein Sohn auf dem Weg zum Profi nun an der berühmten IMG Academy in Bradenton im US-Bundesstaat Florida. Trainer-Legende Nick Bollettieri gründete sie einst. „Das ist jetzt seine Base, so nennen wir das“, sagte Torsten Schönhaus. Derzeit weilt der amtierende Wimbledon-Sieger im Juniorendoppel aber in der Heimat. Bevor es zurück in die USA geht, stehen Einsätze in der 2. Bundesliga für den TC Iserlohn auf dem Programm.
Duo eine „Notlösung“
Auch bei den US Open wollen Max Schönhaus und Alexander Razeghi im Doppel antreten. Wie sie zueinander fanden? „Es war eigentlich ganz lustig, weil es ein Last-Minute-Sign-In war. Sein Partner ist leider krank geworden für die French Open. Er hatte mich gefragt, und ich hatte auch noch keinen Partner. So haben wir als Notlösung zusammengefunden. Nach den French Open haben wir gesagt: Ganz ehrlich, das müssen wir weitermachen“, sagte Schönhaus dem Soester Anzeiger.
„Max ist mit seinen 16 Jahren schon so weit“, sagte Martina Struff anerkennend. Sie mag deshalb auch keinen Vergleich zu ihrem Sohn Jan-Lennard ziehen. „Bei Jan war vieles anders. Er hat zum Beispiel erst das Abitur gemacht, bevor die Profi-Karriere richtig startete“, sagte Struff.
Schönhaus: Das Versprechen
Etwas eint den 16-jährigen Schönhaus aber mit dem mittlerweile 34-jährigen Struff, der bei den Olympischen Sommerspielen in Paris für Deutschland aufschlagen will. „Auch für Max kann es in der Karriere weit nach oben gehen“, sagte Martina Struff. Sie sprach über eine Karriere im Einzel – und versprach ihrem einstigen Schüler bei der (zu frühen) Abreise aus Wimbledon: „Wenn du hier im Einzel bei den Herren spielst, komme ich wieder.“