Sundern. Sportlich betrachtet haben die Volleyballerinnen des RC Sorpesee jetzt den Aufstieg in die 2. Liga geschafft. Diese Bedenken bestehen jedoch.
Zwei Jahre lang spielten die Volleyballerinnen des Ruderclubs Sorpesee bereits in der 2. Bundesliga. Jetzt sind sportlich betrachtet alle Voraussetzungen für eine Rückkehr geschaffen. „Der RC Sorpesee wird als klarer Tabellenführer der 3. Liga West das Erstrecht für den Aufstieg in die 2. Bundesliga erhalten“, erklärte Markus Jahns, Vorsitzender des Dritte-Liga-Ausschusses West, gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Diese Meldung löste große Freude beim RCS aus – doch ebenso wurden erneut Zweifel laut. Denn ob der Aufstieg in die 2. Bundesliga tatsächlich realisiert werden kann, steht derzeit noch nicht fest.
„Um den Vereinen sowie den Spielausschüssen eine geordnete Vorbereitung auf die Saison 2020/21 zu ermöglichen, hat der Bundesspielausschuss verschiedene Regelungen für die Dritten Ligen und die Regionalligen erarbeitet. Diese betreffen Festlegungen zur Wertung, zum Auf- und Abstieg in der Spielzeit 2019/20 und in der kommenden Saison 2020/21“, erklärte der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) jetzt in einer Mitteilung.
Dieser ist zu entnehmen, dass auch der RC Sorpesee „aufgrund des Abbruchs der Saison 2019/2020“ nicht den Meistertitel erringt. Da die Langscheiderinnen jedoch bei noch drei ausstehenden Partien mit acht Zählern Vorsprung klar Spitzenreiter der 3. Liga West waren, haben sie nun das Erstrecht auf den Aufstieg in die 2. Liga zugesprochen bekommen, betonte Markus Jahns vom DVV. Zudem werde die 2. Liga Nord voraussichtlich von 13 auf 15 Teams aufgestockt.
RC Sorpesee: So reagiert die Mannschaft
Im Klartext heißt das: Wenn der RC Sorpesee aufsteigen möchte, dann spielt der heimische Vorzeige-Volleyballklub ab der kommenden Saison in der 2. Liga. „Die Ungewissheit der vergangenen Tage hat bei uns allen für eine große Anspannung gesorgt. Wir haben täglich auf eine positive Nachricht gewartet. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, ist die Freude bei allen natürlich riesig“, sagte Leistungsträgerin Bonnie Bastert.
Coach Julian Schallow stellte heraus, welch enorme Entwicklung einzelne Spielerinnen, aber auch die Mannschaft in dieser Saison durchlebt hatten. Das Team werde „stabil zusammenbleiben. Stammspielerinnen wie Michelle Henkies, Bonnie Bastert, Katharina Schallow, Kirsten Prachtel, Kim Spreyer, Victoria Vornweg oder Laura Kemper haben bereits zugesagt. Wir haben da eine neue Situation, weil wir nicht vier, fünf Abgänge haben werden – wie noch in den vergangenen Jahren“.
Aufgrund der Coronakrise kann der RCS den sportlichen Erfolg nicht gemeinsam feiern, ist aber digital bestens vernetzt. Alle – Vorstand, Trainerteam, Mannschaft – hoffen jetzt darauf, auch finanziell die notwendigen Voraussetzungen erfüllen zu können, um ab September (Stand jetzt) in der 2. Liga Nord antreten zu dürfen. „Es ist toll, dass wir die Ehre haben, aufsteigen zu können. Es ist aber auch eine Bürde“, erklärte Ute Schlecht, Vorsitzende des Vereins.
Das wird in der 2. Liga gefordert
Ein Budget zwischen 50.000 und 100.000 Euro, weite Fahrten beispielsweise nach Berlin und teils mit Übernachtungen sowie die Schaffung zweier hauptamtlicher Stellen im Management und Jugendbereich: All das sei für den Verein nicht leicht zu stemmen, so die 67-Jährige. „Es sind noch viele Konjunktive im Spiel. Wir werden uns bis Mitte April entscheiden müssen und haben dann wohl bis Mitte Mai Zeit für die Lizenz. Wir können noch nicht versprechen, dass die 2. Liga möglich ist. Das wird sich in den nächsten drei, vier Wochen zeigen“, sagt sie.
Mut machen dürfte da die Aussage aus dem Unternehmen Caso Design aus Neheim, das als Hauptsponsor des RC Sorpesee fungiert. Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte Peter Braukmann, Geschäftsführer der Neheimer Firma, gestern die enge Kooperation. „Wir gratulieren dem RC Sorpesee sehr zu diesen starken Leistungen und freuen uns darüber, dass das Sauerland sportlich so toll repräsentiert wird“, sagte Braukmann.
Caso Design sei bereits „in guten Verhandlungen“ mit dem Verein, um das Engagement weiter fortzuführen. Peter Braukmann: „Unser Bestreben ist es, dass wir den nun endenden Vertrag mit dem RC Sorpesee verlängern.“
Coach Julian Schallow ist sich unterdessen sicher, dass sein Klub genügend Mittel zusammentragen könne, um der Mannschaft ihren verdienten Lohn, nämlich den Sprung in die 2. Bundesliga, zu ermöglichen. Auch aktuell. „In diesen Zeiten maximaler Unsicherheit Förderer für unsere Sache zu begeistern, ist nicht leicht. Es braucht jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung, um diesen wirtschaftlichen Rahmen zu schaffen. Jeder muss mit vorangehen – erst recht in dieser Krise. Aus meiner Sicht ist das keine Utopie. Das wollen wir auch für die Region schaffen.“
Kommentar von Philipp Bülter
Vergesst kurz mal die Bedenken!
So realistisch muss man die Sache betrachten: Endgültig aufgestiegen in die 2. Volleyball-Bundesliga ist der RC Sorpesee noch nicht. Insbesondere in der aktuell schweren Zeit dürfte es kein leichtes Unterfangen werden, mögliche Förderer von einem Engagement beim heimischen Volleyball-Vorzeigeklub zu überzeugen. Die Coronakrise fordert die Unternehmen jeden Tag, doch die positiven Worte des Hauptsponsors Caso Design machen dem RCS Hoffnung.
Und überhaupt: Wichtig ist es für den Verein jetzt, diesen tollen Erfolg auch mal zu genießen. Vielleicht nur kurz. Doch die Verantwortlichen sollten sich vor Augen führen, was dieser Mannschaft gelungen ist: Vor dem Saisonstart in der 3. Liga hatten nur wenige die Langscheiderinnen für Platz eins auf dem Zettel. Die vielen starken Auftritte und Leistungsexplosionen einzelner Spielerinnen sind zum einen der exzellenten Arbeit des Trainerteams Julian Schallow und Linus Tepe zu verdanken. Zum anderen profitiert der RCS von seiner überragenden Jugendarbeit.
All das – zuvorderst der mögliche Sprung zurück in Liga zwei – hinterlässt mächtig Eindruck. Vor allem auch in Gesprächen mit notwendigen weiteren Förderern.