Sauerland. Das Landesliga-Spiel zwischen SV Schmallenberg/Fredeburg und SV Hohenlimburg erhitzt die Gemüter. Nun kommen Rassismus-Vorwürfe auf.

Er klang nicht nur auf Grund des vorherigen Nachtdienstes müde. Merso Mersovski, der Trainer des Fußball-Landesligisten SV Schmallenberg/Fredeburg, ist auch des Themas überdrüssig. „Dazu ist alles gesagt. Wir möchten uns dazu nicht mehr äußern“, erklärte er auf Nachfrage. Das Thema? Landesliga-Konkurrent SV Hohenlimburg 1910. Dieser äußerte im Nachgang des 3:1-Sieges am Wormbacher Berg Rassismus-Vorwürfe – in Richtung des gesamten Sauerlandes.

Häufigere Vorfälle

Seitdem die Zehner in dieser Saison wieder in der Landesliga 2, der sogenannten Sauerland-Staffel, spielen, hätten sich die rassistischen Vorfälle gegenüber Hohenlimburg gehäuft, befinden Trainer Nils Langwald und der SV10-Sportchef Murat Kaya. „Es nervt extrem, dass sowas auch in der Häufigkeit vorkommt, besonders bei Auswärtsspielen in der Region“, sagte Langwald gegenüber der Hagener Lokalsportredaktion dieser Zeitung. „Man darf aber nicht den Fehler machen, alle über einen Kamm zu scheren. Es gibt im Sauerland auch ganz viele Menschen, die das genauso ekelig finden”, ergänzte er.

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Dass diese Debatte wieder aufkochte, lag an einer Szene des Auswärtsspiels in Schmallenberg am Sonntag. Mit Ton zu betrachten ist die gesamte Partie online beim Streaming-Anbieter staige.tv. Die Szene, die die Gemüter in der 45. Minute erhitzte: Hohenlimburgs Spieler Emanuel Dialundama, der während der Saison zusammen mit seinem syrischen Mannschaftskollegen Beyar Suleyman mehrfach Opfer rassistischer Äußerungen wurde, will vor der Trainerbank der Heimmannschaft einwerfen. Zu erkennen ist, wie ein Schmallenberger Verantwortlicher mit vorgehaltener Hand etwas zu Dialundama sagt. Im Stream sind die Worte nicht zu hören.

Der Vorwurf

Dialundama dreht sich daraufhin empört um, schaut zum Linienrichter und sagt: „Der hat zu mir Drecksaffe gesagt.”

Ich wüsste aber keinen rationalen Grund, warum Ema sich das ausdenken sollte.
Nils Langwald - Trainer des SV Hohenlimburg

Daraufhin folgt eine größere Rudelbildung mit Spielern und Verantwortlichen beider Lager. „Ich habe es selbst nicht gehört, Ema (Dialundama; d. Red.) hat mir das so gesagt“, sagte Hohenlimburgs Chefcoach Langwald. „Ich wüsste aber keinen rationalen Grund, warum Ema sich das ausdenken sollte. Der ist nicht der Typ, der sich Sachen ausdenkt.“

Spielabbruch war eine Option

Die Szene kam für Langwald völlig unerwartet, es sei bis dato „weder unfair noch hitzig” zur Sache gegangen. Einzig im Hinspiel gab es Ärger, als Schmallenbergs Emil Mersovski nach der Partie verletzt in eine Klinik in Meschede musste. „Es ist schade, dass wir uns immer wieder mit solchen Themen auseinandersetzen müssen. Das tut mir am meisten für Ema leid”, sagte Langwald. In der Halbzeit wurde in der Kabine der Zehner diskutiert, ob die Gäste die Partie aufgrund der Beleidigung abbrechen sollten.

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Seitens des SV Schmallenberg/Fredeburg wurden die Rassismus-Vorwürfe zurückgewiesen. Und auch Staffelleiter Dirk Potthöfer konnte anhand des Spielberichts keine weitere Aufklärung leisten. „Eingetragen waren zwei Rudelbildungen, die sämtlich ohne ahndungswürdige Aktion abgelaufen seien“, sagte Potthöfer auf Nachfrage. Er habe den Spielbericht deshalb abgeheftet und sehe aktuell keinen Grund zu weiteren Handlungen.

Relegation am 30. Mai

Während sich die SpVg Hagen 1911, der SV Hohenlimburg 1910 und der BSV Menden zumindest theoretisch noch einen Dreikampf um Platz zwei in der Fußball-Landesliga 2 liefern, steht der VfL Theesen in der Landesliga 1 bereits als Vizemeister fest. In der Aufstiegsrelegation trifft am 30. Mai auf einem neutralen Platz also der Vizemeister der Sauerland-Staffel auf den VfL. Auf Meisterkurs liegen in der Landesliga 2 bekanntlich die SF Ostinghausen, denen im Spitzenspiel des kommenden Spieltages bei der SpVg Hagen 1911 ein Remis zum Westfalenliga-Aufstieg reicht.

Der Instagram-Post des SV Schmallenberg/Fredeburg, in dem den Gästen eine unaufgeräumt hinterlassene Kabine vorgeworfen wurde, sorgte darüber hinaus für Wirbel in den sozialen Netzwerken. Unter dem Beitrag folgten hitzige Diskussionen zwischen Spielern und Verantwortlichen beider Vereine. Sämtliche Kommentare wurden aber inzwischen gelöscht.