Arnsberg. Zum dritten Mal in sechs Jahren fällt das Großevent Pfingstschwimmfest in Neheim aus. Die Reaktion des Ausrichters – so geht es weiter.
Die Protagonisten wie Vorsitzender Heinz-Holger Haupt, Cheftrainer Moritz Kemper oder die Organisationschefinnen des sportlichen Teils wie Dorothee Risse eint aktuell vor allem ein Gefühl: Enttäuschung. Riesengroße Enttäuschung. „Wir sind extrem traurig über diese Absage, die aber konsequent ist“, sagt Haupt, Vorsitzender des SV Neptun Neheim-Hüsten. Der größte Schwimmverein des Hochsauerlandkreises muss zum dritten Mal in den vergangenen sechs Jahren seinen absoluten Saisonhöhepunkt absagen: das Pfingstschwimmfest. Hintergrund: Im Freibad Neheim ist in diesem Sommer kein Saisonbetrieb möglich und damit auch keine Austragung des beliebten Großevents, das zu den zehn größten Veranstaltungen seiner Art in ganz Europa zählt.
Weil Ende November des vergangenen Jahres ein verheerender Brand im Neheimer Freibad gewütet hatte, muss das Bad nun weiterhin geschlossen bleiben. Zu umfangreich und aufwendig sind die nötigen Arbeiten zum Wiederaufbau. „Diese Entscheidung ist uns wirklich nicht leichtgefallen, der Verlust der aktuell anstehenden Freibadsaison ist für alle Besucher sowie die Vereine immens, das ist uns bewusst“, erklärte Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner.
Neheim: Hoffnungen zerschlagen sich
Nach den pandemiebedingten Absagen in den Jahren 2020 und 2021 sorgen nun also die Brandschäden dafür, dass erst wieder im Jahr 2025 das Pfingstschwimmfest durchgeführt werden kann. Der neue Termin steht bereits fest: Von Freitag, 6., bis Sonntag, 8. Juni 2025, soll die 51. Ausgabe der traditionsreichen Veranstaltung ausgerichtet werden. Dass in diesem Jahr kein Pfingstschwimmfest stattfindet, trifft die Aktiven und Funktionäre des SV Neptun hart. „Die Enttäuschung ist groß. Im Vorfeld wird immer ein riesiger Aufwand betrieben. Das Fest mit seiner fantastischen Atmosphäre spricht für sich“, sagt Dorothee Risse.
Die engagierte Ehrenamtlerin ist stets mitverantwortlich für die sportliche Durchführung des Events. Obwohl nach dem Brand die gesamte bisherige Planung ohnehin in einer „Schwebesituation“ durchgeführt worden war und die Absage nicht völlig überraschend kam, sei bereits vieles angeschoben worden: „Wir haben ja gehofft, dass es klappt.“ Der Wettkampf sei noch mal attraktiver gestaltet worden, alle Vereine wurden rund um Weihnachten eingeladen und das offizielle Kampfgericht bestellt. Ein erneutes Jahr ohne das Pfingstschwimmfest sei nicht leicht auszuhalten, bekennt Risse: „Es fehlt einem etwas.“
Noch im vergangenen Jahr hatte der SV Neptun Neheim-Hüsten die 50. Ausgabe seiner Großveranstaltung gefeiert. Und diese lief quasi perfekt: Bei bestem Sommerwetter vermeldete der Verein Rekordzahlen. Etwa 800 Teilnehmer gingen auf den 50-Meter-Bahnen ins Wasser, es waren wieder internationale Starter aus Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Belgien, Nigeria und England mit von der Partie. Die daraus resultierenden 4450 Einzelstarts bewältigten die vielen freiwilligen Helfer mehr als bravourös. Viele junge Schwimmer erleben hierbei sportlich so etwas wie „Olympia light“: Denn es ist eben etwas Besonderes, am Startblock Sportler aus ganz anderen Nationen neben sich zu wissen. Die große Zeltstadt und internationale Verständigung, das Kennenlernen, der Austausch völlig verschiedener Kulturen zeichnen das Pfingstschwimmfest neben den sportlich oftmals starken Leistungen Jahr für Jahr aus.
Neheim: Wichtige Einnahmen fehlen
Und, das gibt Heinz-Holger Haupt als Vorsitzender ganz offen zu – das große Event ist auch ein enorm wichtiger ökonomischer Faktor für den SV Neptun. „Wir haben meist eine etwa fünfstellige Summe, die als Gewinn übrig bleibt“, sagt Haupt. Das Geld werde genutzt, um beispielsweise für die Schwimmer Trainingslager zu finanzieren oder Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften finanziell zu unterstützen. So bleibt der Gewinn in diesem Jahr aus, das reißt logischerweise ein Loch in die Vereinskasse. Denn natürlich zahlt der SV Neptun auch Trainingszeiten im Hüstener „Nass“ oder die Lehrschwimmbecken der Stadt Arnsberg mit. Haupt: „Wir müssen daher kurzfristig diskutieren, ob es Ermäßigungen für uns geben könnte.“
Auch Moritz Kemper hat als Aktiver mehrfach miterlebt, wie schön und vielfältig die Teilnahme am Saisonhöhepunkt seines SV Neptun ist. Mittlerweile ist Kemper als Cheftrainer für das Leistungsteam des Klubs verantwortlich. „Die Absage ist unfassbar schade, aber auch fair, damit wir jetzt auch frühzeitig vor allem die ausländischen Vereine kontaktieren und um Verständnis bitten können“, sagt er. Die Absage gehe aus seiner Sicht „über das Vereinsdenken hinaus. Denn die Stadt Arnsberg hat nun über Pfingsten eine Großveranstaltung weniger zu bieten“.
Auch die Trainingsmöglichkeiten des SV Neptun werden aufgrund der Brandschäden weiter eingeschränkt. „Wir werden Ersatz im ,Nass‘ finden. Aber vor allem die Triathleten, die normalerweise drei, vier Mal pro Woche im Freibad trainieren, müssen umdenken. Das ist nicht so einfach“, erklärt Kemper.
Keine Alternativen
Diskutiert worden sei laut Heinz-Holger Haupt auch darüber, die Veranstaltung an einen anderen Ort zu verlegen. Schwimmbäder mit 50-Meter-Bahnen seien in Meschede, Wickede und Menden in der Nachbarschaft durchaus vorhanden. Weil der SSV Meschede selbst aber vom 29. bis 30. Juni sein ebenfalls großes Hochsauerlandschwimmfest durchführt, in Menden keine Unterbringung in einer Zeltstadt für 700, 800 Gäste geboten werden könne und man auch den eigenen etwa 100 Ehrenamtlern „nicht mal eben zumuten kann, jetzt plötzlich immer nach Wickede zu fahren“, habe die Absage des Pfingstschwimmfestes nicht abgewendet werden können.