Neheim/Münster. Bastian Müller beendete seine jahrelange Auszeit auf dem Rennrad und sitzt nun nicht nur auf dem Mountainbike im Sattel. Er überwand eine Angst.
Lange Zeit prägten rasante Abfahrten und das waghalsige Überqueren von Stock und Stein die radsportlichen Künste von Bastian Müller auf dem Mountainbike. Doch der 33-jährige Wenholthausener und Eigengewächs des Radsportclubs (RC) Victoria Neheim ist nun, nach jahrelanger Auszeit, zu seinen einst erlernten Anfängen zurückgekehrt.
Teil eines Bundesliga-Teams
Er sitzt seit diesem Jahr auch wieder auf dem Rennrad im Sattel. Sein fulminantes Revival als Straßen-Radrennfahrer erlebt Bastian Müller aktuell mit dem Münsteraner Bundesliga-Radsportteam „Siena Garden“ und hat in der neuen Mannschaft bereits Spuren hinterlassen können. „Es ist ein Gefühl, als ob ich derzeit meinen zweiten Frühling als Radsportler erlebe“, erklärt der leistungsorientierte Velo-Aktive und ist selbst überrascht darüber, dass er in dem aufgrund seines Alters nunmehr eingeläuteten „letzten Drittel“ als ambitionierter Fahrer eine der erfolgreichsten Serien überhaupt in diesem Radsport-Jahr bestreiten konnte.
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Einerseits hat der passionierte und höchst erfahrene Mountainbike-Elitefahrer nämlich bei drei Marathon-Rennen groß auftrumpfen und zudem bei seinem persönlichen Re-Start als Straßen-Radrennfahrer die Platzierungsspitze erklimmen können. Dazu gehörten die Gesamtsiege beim MTB-Marathon in Plettenberg, beim Hessen-Marathon sowie beim Marathon in Neheim, bei dem der Wenholthausener Landesverbandsmeister in der Elite-Kategorie wurde.
Ebenso von Erfolg gekrönt ist sein Debüt auf dem Rennrad gewesen. Denn beim „Pfingst-Kriterium“ im hessischen Dautphe fuhr der 33-Jährige auf dem 64 Kilometer langen und mit Berganstiegen umfassten Kurs prompt den Sieg ein. „Ich war total überwältigt und konnte mein Glück kaum fassen“, berichtet er. Dieser grandiose Erfolg avancierte für Bastian Müller sogleich als unerwarteter „Türöffner“ für eine Wiederkehr und für ein Reigen an weiteren fünf Starts als Straßenrennfahrer für das Profi-Team „Siena Garden“ aus Münster.
Eine große Angst
Mit Stolz trägt der Sauerländer nunmehr das Trikot des ambitionierten Westfalen-Kollektivs. „Es erfüllt mich schon ein bisschen mit Stolz, dass ich nochmal für ein Bundesliga-Straßenteam fahren darf. Ich hätte mir das noch vor zwei, drei Jahren nicht vorstellen können“, erklärt er. Denn nach seinen oftmals offen bekundeten Ängsten vor Massenstürzen und der eigenen leidvollen Erfahrung als lädierter Fahrer nach einem Sturz bei einem Straßenrennen in jungen Jahren, hatte der einstige Nachwuchsakteur des RC Victoria Neheim mit seiner Laufbahn als Straßen-Radrennfahrer bereits persönlich abgeschlossen. Sein Fokus galt bis zum Frühjahr dieses Jahres einzig und allein dem MTB-Sport.
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„Mein radsportliches Talent konnte ich beim Mountainbikefahren ebenso unter Beweis stellen. 20 bis 25 Rennen pro Jahr fahre ich seither. Auch wenn ich gelegentlich mit einem 200er Puls auf dem Bike unterwegs bin, verspüre ich dennoch jedes Mal ein Gefühl von Freiheit auf dem Rad und kann – trotz der sportlichen Herausforderung – den Alltag hinter mich lassen“, so Müller. An seine Anfänge beim Neheimer Radsportclub erinnert er sich trotzdem gerne zurück. „Es war eine tolle Zeit dort. Meine Eltern haben mir eine hervorragende Laufbahn ermöglicht. Ohne ihren Dauereinsatz als Kutschierer mit dem Auto zu den Veranstaltungen und ohne ihre finanzielle Unterstützung, wäre ich nicht so weit gekommen“, spricht Bastian Müller einen wichtigen Dank aus.
Highlight in Hiltrup
Frenetisch fiebern seine Eltern und seine Freundin nunmehr auch bei den Straßenrennen mit. Und trotz leichter „Manschetten“ vor schweren Stürzen, tritt Bastian Müller als neuer Bundesliga-Straßenfahrer dabei gehörig in die Pedale. Vor allem die Euphorie und der Support der vielen radsportbegeisterten Fans, die es auch im Münsterland gibt, treiben den 33-Jährigen enorm an. „Ich werde beispielsweise das diesjährige Straßenrennen in Münster-Hiltrup nicht vergessen. Fast 8000 Menschen standen entlang der Strecke und feuerten uns Radfahrer lautstark an. Die Stimmung war gigantisch. Das motivierte mich gewaltig. Ich habe jetzt Blut geleckt und werde künftig, so lange es bei mir von der Fitness her reicht, die Rolle als Mountainbike- und als Radrennfahrer einnehmen“, betont er und will auch in der kommenden Radsport-Saison angreifen.
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Müllers Versprechen: „Ich zähle altersmäßig zwar zu den sogenannten Opas im Peloton. Aber ich fühle mich noch richtig gut und werde in jedem Rennen Vollgas geben.“