Arnsberg-Oeventrop. Vor dem Spiel gegen den TuS Volmetal verschlimmert sich die Personalkrise der SG Ruhrtal. Auch das Paradebeispiel fürs Konzept der SG fällt aus.

Seit Jahren verfährt die Handball-Abteilung der SG Ruhrtal nach dem Muster, sich die Stammkräfte für die erste Herrenmannschaft selbst auszubilden. Das ist auch dringend nötig, denn Zugänge sind rar gesät, weil die harzfreie Halle ebenso wenig lockt wie der SGR-Verzicht auf finanzielle Entschädigung. Zwar gibt es eine gewaltige Lücke im Nachwuchsbereich (keine A- oder B-Jugend), doch zumindest auf dem rechten Flügel ist der Verbandsliga-Neuling trotz des langwierigen Ausfalls von Steffen Röttger (Kreuzbandriss) gut aufgestellt.

Zuschauerzuspruch macht Spaß

Der 21-jährige Justus Klauke nutzte seine Chance, bewies in den Testspielen sogar im rechten Rückraum Durchsetzungsvermögen und brachte es in den beiden ersten Verbandsliga-Punktspielen immerhin auf vier Treffer. „Es macht gerade daheim riesig Spaß, vor so vielen Zuschauern zu spielen, das gibt mir einen zusätzlichen Kick“, verrät Klauke, der mit seinen 1,93 m auch groß genug ist, um zumindest vorübergehend den verletzten Lukas Struwe zu ersetzen.

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Durch Vater Stephan schon mit vier Jahren zum Handball gekommen, hat der in Freienohl geborene gelernte Straßenbauer alle Nachwuchsteams der SGR durchlaufen. Eine halbjährige Zwangspause wegen eines angeblichen Hüftschadens erwies sich dabei im Nachhinein als unnötig. Gut erinnert sich Klauke an den 31:23-Testspielsieg in Lössel im August 2021, wo er den ersten Treffer für die erste Mannschaft erzielte. Weil ihm auch noch das 30. Tor gelang, musste er seinerzeit gleich zwei Kisten Bier spendieren.

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Das Jahr 2023 wird für den intern nur „Jütte“ gerufenen Linkshänder aber nicht nur sportliche Herausforderungen bescheren. Aktuell ist er auf Wohnungssuche in Münster, denn dort wird er in Kürze sein Studium des Bauingenieurswesens beginnen. Und wie lässt sich das mit dem Handball verbinden? Indem Klauke, dessen Freundin Klara beim SSV Meschede zum Oberliga-Volleyballteam gehört, nicht nur regelmäßig am Wochenende heimkommt, sondern mindestens einmal mit seinen Teamkameraden versucht zu trainieren. Männerwart Matthias Klute hat zudem seine Kontakte genutzt, um Klauke, der wegen seiner häufig schmerzenden Knöchel Bandagen trägt, aber bislang um schwere Verletzungen herumgekommen ist, Übungseinheiten beim Bezirksligisten Westfalia Kinderhaus zu ermöglichen.

Stimmung weiter gut

Dass die SGR vor dem zweiten Heimspiel gegen den renommierten TuS Volmetal vom Tabellenende grüßt, hat laut dem Sympathisanten von Bayer Leverkusen keine negative Auswirkung auf die Stimmungslage in der Mannschaft. „Wir sind sicher, dass unsere Zeit kommen wird, wenn starke Kräfte aus der Verletzungsabteilung zurückkehren und wir wieder eine halbwegs volle Auswechselbank haben. Unsere Fans können aber sicher sein, dass wir auch mit Minikader alles geben werden, um die ersten Verbandsliga-Punkte einzufahren“, verspricht Klauke. Er selbst wird aber nicht vor Ort sein, hat aufgrund einer Knöchelverletzung im Training ausgesetzt und tritt einen Kurzurlaub an.

Personal geht vor Heimspiel aus

Vom Mini-Aufgebot der SG Ruhrtal, das in Bergkamen mit 19:34 unterging, fallen am Samstag (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Ex-Oberligisten TuS Volmetal drei Akteure aus: Malte Weber (Pferdekuss), Matthias Storm (Bauchmuskelzerrung) und Justus Klauke (Knöchelverletzung). Trainer Frank Moormann hofft, dass ärztlicherseits grünes Licht für das Comeback von Lukas Struwe nach dessen Jochbeinanbruch gegeben werden kann. Aus der Reserve wird nur Julius Schulte für den rechten Flügel hochgezogen, im Rückraum wird Matthis Rapude aus der „Dritten“ zum Zuge kommen. „Wir sehnen die Herbstpause herbei“, hofft Moormann, dass der Aufsteiger am 5. Spieltag konkurrenzfähig ist.