Winterberg. In der Nordischen Kombination zählte er zu den besten Talenten Deutschlands – jetzt will Lenard Kersting (21) im Biathlonsport durchstarten.

Darauf arbeitete er ein langes Jahr hin. Wenn an diesem Freitag, 8. September, die Deutsche Meisterschaft der Biathleten in Ruhpolding mit dem Einzelrennen der Männer über 15 Kilometer eröffnet wird, findet sich Lenard Kersting mitten im Teilnehmerfeld wieder. Umringt unter anderem von Athleten, die bereits im Weltcup für den Deutschen Skiverband im Einsatz waren, feiert der Biathlet des SK Winterberg eine Premiere, an die nicht alle Verantwortlichen geglaubt hatten.

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Lange Zeit gehörte der Sauerländer in der Nordischen Kombination zu den hoffnungsvollsten Talenten in Deutschland. „Er war einer der stärksten Läufer, aber im Sprung am Ende chancenlos, weshalb der Deutsche Skiverband ihm sozusagen die Tür verschlossen hat“, erzählte der damalige Landestrainer Biathlon am Stützpunkt in Winterberg, Thomas Baumgartner. Bei ihm und mit ihm trainierte Kersting seit dem vergangenen Sommer, weil sich der jetzt 21-Jährige nach dem NoKo-Aus noch nicht am Ende seiner Leistungssport-Karriere sah.

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Wenn auch die Trainer an Kersting glaubten und er sie unter anderem mit seiner Professionalität begeisterte – manch’ Funktionär beäugte dessen Plan, die Karriere im Biathlon fortzusetzen, kritisch. Allerdings ließ sich Kersting nicht von seinem Ziel abbringen und entwickelte sich durch die Unterstützung am heimischen Stützpunkt kontinuierlich weiter. Zum Ende des ersten Winters als Biathlet sagte Baumgartner über Kerstings Starts im Deutschlandpokal und im Alpencup: „Seine Entwicklung ist sehr zufriedenstellend. Läuferisch ist er nur vier Prozent hinter den Besten, das ist sehr ordentlich. Aber er hängt auf Grund seiner Schießergebnisse hinten dran.“

Winterberger Kersting ist fit und nicht nervös

Gleichwohl: Die Mittelfeldplätze gaben dem talentierten Winterberger weiteren Auftrieb und nach dem absolvierten Abitur forcierte er das Training. „Viel Ausdauer, Kraft und Schießtraining – bisher läuft die Vorbereitung ganz gut, aber es ist auch noch viel zu tun“, sagte Kersting vor einigen Wochen. Mit der deutschen Meisterschaft, die in der Chiemgau-Arena auf Skirollern ausgetragen wird, beginnt für ihn nun aber auch die Wettkampfzeit.

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Dass er im erlesenen Feld mit erfahrenen Weltcup-Biathleten vermutlich nicht um den Titel mitlaufen wird, liegt auf der Hand. Das erwartet allerdings auch niemand von ihm. „Lenard hat vor einem Jahr zum ersten Mal eine Waffe in der Hand gehalten“,erzählte Günther Lehmann, Landestrainer des Westdeutschen Skiverbandes, nun und ergänzte: „Es fehlt schlicht die Routine.“ Lehmann bestätigte die Einschätzung Thomas Baumgartners. „Lenard ist ein sehr gut strukturierter Profisportler. Man erkennt die Handschrift von Jens Gneckow, dem Landestrainer in der Nordischen Kombination“, sagte Lehmann. Und einen Achtungserfolg habe Kersting bei der Sommerleistungskontrolle der Laufspezialisten im Juli gefeiert, als er im Hauptfeld angekommen sei.

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Konkrete Erwartungen vor Kerstings Premiere bei der deutschen Meisterschaft zu formulieren, wäre unprofessionell. „Er soll seine beste Leistung abrufen“, sagte Lehmann. Kersting selbst geht fast entspannt an die Startlinie. Daran ändert auch nichts, dass das Einzelrennen als die schwerste Disziplin gilt. Sprint und Verfolgung folgen am Samstag und Sonntag. „Ich denke schon, dass ich fit bin. Aber nervös bin ich eigentlich nicht“, erklärte er. „Ich freue mich viel mehr auf die Wettkämpfe. Es ist ja schließlich meine erste DM als Biathlet.“

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