Arnsberg. Mit 29 Jahren erlitt Kevin Probst, TV Arnsberg, einen Herzinfarkt. Er erzählt, welche Warnzeichen man ernst nehmen sollte. So geht es ihm jetzt.
Sport ist Mord – über diese Floskel können Millionen von Profi- und Hobbyathleten nur müde lächeln. Doch es gibt Ausnahmen. So tauchen immer wieder Meldungen über den plötzlichen Herztod im Sport auf. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2021 hätte es während einer Partie beinahe den Dänen Christian Eriksen erwischt. Er überlebte dank rascher ärztlicher Hilfe und geht längst wieder auf Torejagd. Und das – hat er mit Kevin Probst, Handballer des Bezirksligisten TV Arnsberg, gemein.
Probst nennt Signale
Denn es gibt auch derartige Dramen, die sich weitab des breiten Publikums abspielen. Probst, 29-jähriger Spielmacher des TVA, spürte kurz nach Arbeitsbeginn einen heftigen Schmerz in der Brust. Die rasch eingenommene Tablette half nicht, stattdessen wurde ihm übel. Zum Glück handelten die Arbeitskollegen sofort, und auch der Krankenwagen war schnell zur Stelle.
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„Man hat mir später erzählt, dass ich wirklich auf der Kippe stand, wenn ich nicht umgehend behandelt worden wäre“, sagt Probst, der sich bewusst entschlossen hat, mit der Geschichte über seinen Herzinfarkt an die Öffentlichkeit zu gehen. Sein Motiv: „Ich bin ein warnendes Beispiel, entsprechende Signale übersehen zu haben. Ich möchte dafür sensibilisieren, erste Anzeichen nicht zu ignorieren, sondern sie umgehend ärztlich abchecken zu lassen“, erklärt er.
Das eigene Leben verändert
Natürlich ist ein Herzinfarkt in diesem Alter absolut außergewöhnlich. „Da trafen schon etliche negative Aspekte zeitgleich aufeinander“, sagt Probst, der sich bis zum einschneidenden Erlebnis als Genussmensch bezeichnete: „Ich habe geraucht, jede Party mitgenommen und ungesund gegessen.“ Den Blick auf die Waage verkniff sich der 1,81 Meter große Handballer, der seinen größten Erfolg mit dem Ruhrtaler Aufstieg in die Landesliga verbuchte, ehe er 2019 zum TVA zurückkehrte, gern. Obwohl: „Mit jedem Kilo mehr nahm die Spritzigkeit ab. Ich habe nicht genug gegen meinen inneren Schweinehund angekämpft“, sagt er.
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Bis auf einen Bänderriss im Vorjahr hatte er keine Sportverletzungen zu beklagen. Gelegentliches Unwohlsein, Rücken- und Brustschmerzen wurden, weil diese nur temporär auftraten, beiseite geschoben oder mit Tabletten bekämpft. Seit dem großen Knall mit fünf Tagen auf der Intensivstation und dem Einsatz von zwei Stents stellte Kevin Probst, auch weil seine Herzpumpleistung mit 47 Prozent deutlich zu niedrig war, sein Leben radikal um.
Gefahr ist groß
„Das Rauchen habe ich sofort aufgegeben, das fiel mir erstaunlicherweise auch gar nicht schwer. Auch mein Gewicht habe ich in den ersten zwei Wochen meiner Reha in Bad Waldliesborn um sieben Kilo reduziert“, erklärt er. Probst weiß, dass die Gefahr eines zweiten Infarkts in den nächsten Jahren recht groß ist. Er will aber unbedingt wieder Handball spielen, weil er in dieser Gemeinschaft Freunde fand, die ihn in seiner schweren Zeit intensiv unterstützten. Auf das aktive Einsteigen muss er, wenn der Heilungsprozess reibungslos verläuft, etwa drei Monate warten, aber er wird dem Team so nah wie möglich sein: Beim Saisonauftakt gegen den Letmather TV steht er seinem Vater Stefan als Co-Trainer zur Seite.
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Zwei der insgesamt zehn Teams in der Handball-Bezirksliga Mitte müssen am Ende der Saison absteigen. Der TV Neheim und erst recht der personell verstärkte Nachbar TV Arnsberg setzen darauf, dieses Schicksal erneut vermeiden zu können. Die ersten Partien am Samstag könnten dabei schon richtungweisend sein.
TV Arnsberg empfängt Letmathe
Der TVA empfängt um 19.30 Uhr den Letmather TV. Dieses Kreisduell zählt zu den Handball-Klassikern. Der LTV gilt als typische Fahrstuhlmannschaft, daran hat in jüngster Vergangenheit auch die tolle Nachwuchsarbeit nichts geändert. „Wir müssen ein ganz dickes Brett bohren, aber nach der guten Generalprobe gegen die HSV Plettenberg/Werdohl sind meine Jungs fest entschlossen, den Letmathern das Siegen so schwer wie möglich zu machen“, meint Trainer Stefan Probst, dessen neue Spielmacher Niklas Rapude und Alex Blanke indes angeschlagen sind.
TV Neheim in Mengede
Derweil tritt der TVN von 17.15 Uhr an auswärts beim TV Mengede an. Es gibt sicher angenehmere Startgegner als einen Kreisliga-Meister, der mit frischem Schwung die neue Herausforderung angeht. Trotzdem setzt TVN-Trainer Wolfgang Burgard darauf, dass sich seine deutlich erfahreneren Schützlinge nicht nur gut verkaufen, sondern auch zwei Punkte mitbringen, die von enormer Bedeutung sein könnten. „Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns und spielen in Bestbesetzung, deshalb bin ich optimistisch, dass wir das Ding gewinnen“, sagt Burgard.