Sauerland. Vor genau 90 Jahren erfolgt die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der 30. Januar 1933 hat auch für den Sport im Sauerland schlimme Folgen.

Den deutschen Staat und die Gesellschaft mit ihrer nationalsozialistischen Ideologie komplett zu durchdringen – genau dies war das Ziel der Nationalsozialisten nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933. An diesem Montag ist dieses geschichtsträchtige Datum exakt neun Jahrzehnte her. Auf den Tag genau vor 90 Jahren ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dieser Schritt hatte weitreichende Folgen – auch für die heimische Sportlandschaft im Sauerland.

Die parlamentarische Demokratie, die die Weimarer Republik geprägt hatte, verschwand damals und wich einer Diktatur, die nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip aufgebaut war. Schon bald bekamen viele Bevölkerungsschichten den Hass der neuen Machthaber zu spüren. Bereits im Frühjahr 1933 kam es zu zahlreichen Ausschlüssen demokratisch denkender Menschen, Juden und Sozialisten auch aus heimischen Sportvereinen.

Nach NS-Machtergreifung: das Führerprinzip in Arnsberg

Aus Sicht eines Sauerländer Klubs werden die neuen Zustände unter anderem in der Vereinschronik des SV Arnsberg 09 angesichts des 100-jährigen Geburtstages im Jahr 2009 beschrieben. So sei im Sommer des Jahres 1933 das Führerprinzip in der Satzung des SV Arnsberg 09 implementiert worden. „Der Versammlungsleiter Albert Kleemann wies in seinen Ausführungen ausdrücklich auf die gestärkte Funktion des neuen Vorsitzenden hin, der künftig als ,Vereinsführer’ firmieren würde“, heißt es dort.

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Wie in den meisten anderen Vereinen auch, zählte nun Trainings- und Sportkleidung versehen mit den Symbolen des Nationalsozialismus wie des Hakenkreuzes zum Alltag. Jüdische Sportlerinnen und Sportler wurden – auch im Sauerland – systematisch ausgeschlossen und angefeindet, auch mit körperlichen Folgen.

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Immer wieder betonten die Vereine zudem ihre neuen nun vordringlichen Ziele. In der Festschrift des SV Arnsberg 09 zum 25-jährigen Bestehen 1934 betont „Vereinsführer“ Heinrich Harbert die zentrale Aufgabe des Sportvereins in dem „dauernden Streben und Arbeiten an der körperlichen Ertüchtigung und moralischen Erziehung unserer Jugend“. Für die Machthaber spielte der Sport eine der zentralen Rollen, um die eigene Ideologie insbesondere Kindern und Jugendlichen einzuverleiben.

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Nicht selten begrüßten Sportverbände und -vereine die neuen Verhältnisse – und strukturierten die Sportlandschaft um. Auch die Olympischen Spiele 1936 sorgten in ihrer Vorbereitung für den Ausbau der sportlichen Strukturen nach den neuen Vorgaben. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) positionierte sich früh deutlich: Bereits am 19. April 1933 hieß es in einer amtlichen Bekanntmachung des Verbandes wie folgt: „Der Vorstand des DFB und der Vorstand der Deutschen Sportbehörde halten Angehörige der jüdischen Rasse, ebenso auch Personen, die sich als Mitglieder der marxistischen Bewegung herausgestellt haben, in führenden Stellungen der Landesverbände und Vereine nicht für tragbar. Die Landesverbände und Vereine werden aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen, soweit diese nicht bereits getroffen wurden, zu veranlassen.“

Sauerland: körperliche Ertüchtigung als Ziel

Der TV Arnsberg, der 1861 gegründet worden war, war ebenso von der Gleichschaltung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) betroffen. Die Gleichschaltung war durch die beiden Gleichschaltungsgesetze (31. März und 7. April 1933) geregelt.

Auch im TVA wurde nun Wert darauf gelegt, vor allem Kinder und Jugendliche durch körperliche Ertüchtigung heranzuziehen. Auch beim TVA wurde ein „Vereinsführer“ ernannt. Während die Vereine diesbezüglich nur Vorschläge machen durften, übernahm die NSDAP jeweils die Ernennung.

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Von Vereinsverboten betroffen waren seit dem 30. Januar 1933 neben sozialdemokratischen oder kommunistischen Arbeiterklubs insbesondere die katholischen Sportvereine der „Deutschen Jugendkraft“ (DJK). In den „Voßwinkeler Rückblicken“ erfahren Interessierte, wie es damals um die sich verändernde Sportlandschaft im „Dorf der schlauen Füchse“ bestellt war. So wurde der DJK-Ortsverein in Voßwinkel 1934 mit dem TuS Voßwinkel „vereint“. Die Schützenbruderschaft wurde zudem zu einem Wehrsportverein umgewandelt. Deren dringendste Aufgabe: die Wehrhaftigkeit der Mitglieder sicherzustellen. All dies waren die Vorläufer der schlimmsten Jahre in der deutschen Geschichte.