St. Moritz/Winterberg. Christopher Grotheers Gold-Clou bei der Skeleton-WM 2020 war sensationell. Warum Jacqueline Lölling ihn bei der WM in St. Moritz kopieren könnte.

Sie kennt die Geschichte, natürlich. Aber so sensationell die Story auch ist und so unglaublich viele Parallelen sie zu ihrer bisherigen Wintersaison aufweist: Jacqueline Lölling setzt nicht darauf, dass sich Skeleton-Historie wiederholt. An diesem Donnerstag (13.30 Uhr) startet die Athletin der RSG Hochsauerland in die ersten beiden von insgesamt vier Läufen bei der Weltmeisterschaft in St. Moritz/Schweiz. Dass „Jacka“ dort startet, weckt aber zwangsläufig goldene Erinnerungen.

Grotheers Geschichte

Vor drei Jahren gewann Christopher Grotheer bei der Weltmeisterschaft in Altenberg ohne vorherigen Saisonstart im Weltcup die Goldmedaille. Den Startplatz bei den Titelkämpfen verdankte Grotheer seinem Teamkameraden Felix Keisinger, der zuvor bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Winterberg Gold gewonnen und sich somit ein persönliches Startrecht bei der WM gesichert hatte. Deutschland kam so auf vier Teilnehmerplätze, den vierten erhielt Grotheer.

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Diese goldene Geschichte klingt wie Löllings aus der bisherigen Saison. Die aktuell einzige kleine Abweichung: Während Grotheer tatsächlich ohne Start im Weltcup zur WM anreiste, durfte Lölling in Altenberg ein Rennen im Weltcup absolvieren als Hannah Neise – wie Keisinger vor drei Jahren – bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Winterberg Gold holte und damit WM-Platz vier sicherte.

Einzigartige Bahn

„Ich bin sehr froh, dass es dank Hannah mit dem vierten Startplatz und dadurch mit meiner WM-Teilnahme noch funktioniert hat“, sagte Jacqueline Lölling. Die 27-Jährige aus Brachbach wurde 2017 am Königssee Weltmeisterin, fuhr 2018 bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zur Silbermedaille und gewann insgesamt dreimal die Gesamtweltcup-Wertung.

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Vor dieser Saison allerdings verpasste Lölling in der Selektion fast dramatisch die erneute Qualifikation für den Weltcup. Olympiasiegerin Hannah Neise war gesetzt, Tina Hermann dominierte die Qualifikationsrennen. Dahinter fuhren Lölling und Newcomerin Susanne Kreher identische Plätze ein. Am Ende entschied sich Chef-Bundestrainer Christian Baude aber auf Grund der deutlich schnelleren Starts für Kreher und gegen Lölling. Diese fand sich plötzlich im zweitklassigen Intercontinentalcup wieder und erlebte den Heim-Weltcup in Winterberg lediglich als Vorläuferin.

Meldet sich bei der WM zurück auf der großen Bühne: Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) aus Brachbach.
Meldet sich bei der WM zurück auf der großen Bühne: Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) aus Brachbach. © dpa | Sebastian Kahnert

Umso größer ist jetzt Löllings WM-Motivation. „Die Chance will ich nutzen“, sagte sie und ergänzte: „Außerdem möchte ich die Rennen vor der schönsten Kulisse von allen Bahnen weltweit genießen.“ St. Moritz gilt als Wiege des Skeleton-Sports. Zudem entsteht in der Schweiz jedes Jahr aufs Neue die einzige Natureisbahn, auf der Weltcups und Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Mit 1722 Metern gehört die Bahn zu den längeren. Der Start in den Eiskanal ist zwar kniffelig, doch Löllings schwächere Startzeiten dürften sich nicht derart auswirken, wie auf den kürzeren Bahnen.

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Ein Vorteil für die Pilotin mit dem überragenden Fahrgefühl? „Das kann man so oder so sehen“, antwortete sie schmunzelnd: „Es ist eine sehr, sehr lange Bahn, in der man lange Zeit auf dem Schlitten liegt und nicht so lange starten muss. Ich fahre gerne hier – aber das tun viele.“

Lölling: Sicheres Gefühl

Entsprechend groß ist der Kreis der Favoritinnen. Die Niederländerin Kimberley Bos oder die Österreicherin Janine Flock präsentierten sich im Training stark. „Wir waren in diesem Winter noch nicht in St. Moritz, so dass für uns im Training im Vordergrund stand, uns in den Läufen die Bahn zu erarbeiten, damit man mit einem sicheren Gefühl hinunter kommt. Das hat funktioniert“, sagte Lölling. Und was sagt sie nun zu Grotheers Gold-Geschichte? „Das ist die Geschichte von Christopher; mal schauen, wie meine ausgeht. Ich werde alles geben.“

So geht es Hannah Neise

Tina Hermann und Christopher Grotheer gehen als Titelverteidiger in die Skeleton-WM. Ein Wörtchen um die Medaillen mitreden möchte aber auch Hannah Neise, Olympiasiegerin des BSC Winterberg. Nachdem die 22-Jährige zuletzt unter einer starken Erkältung litt, geht es ihr pünktlich zur WM wieder besser. „Die WM-Rennen werden sehr spannend“, sagte Chef-Bundestrainer Christian Baude. Los geht es bei den Männern am Donnerstag um 9 Uhr, bei den Frauen um 13.30 Uhr.