Neheim/Düsseldorf. Jetzt beginnt auch für Daniel Ginczek (Düsseldorf) die Saison in der 2. Liga. Er spricht über schlimme Wochen, Favoriten und Trainer Thioune.

Nach Stationen unter anderem beim FC St. Pauli, beim VfB Stuttgart oder beim VfL Wolfsburg spielt Daniel Ginczekmittlerweile für Fortuna Düsseldorf in der 2. Fußball-Bundesliga. Der aus Neheim stammende 31-Jährige kehrt im Heimspiel an diesem Freitag gegen den SC Paderborn 07 zurück in den Kader.

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Herr Ginczek, Fortuna Düsseldorf ist mit einem 2:1-Sieg beim FC Magdeburg in die neue Saison der 2. Bundesliga gestartet. Hand aufs Herz: Ist Fortuna nur ein Geheimfavorit oder doch ein klarer Favorit auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga?

Daniel Ginczek: Wenn eine Mannschaft in den vergangenen 14 Spielen nur einmal verloren hat, wie es bei uns der Fall ist, wird sie von allen Seiten automatisch zum Favoritenkreis gezählt. Wir haben eine gute Mannschaft, wir haben einen guten Start in einem schwierigen Auswärtsspiel in Magdeburg geschafft. In dem engen, kleinen Stadion haben wir Stand gehalten – mit einem sehr reifen Eindruck. Aber man darf die zweite Liga nie unterschätzen.

Lassen Sie uns über Sie sprechen. Wie geht es Ihnen nach der ersten Sommervorbereitung in Düsseldorf?

Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich habe alle Einheiten mitmachen können.

Und mussten auf Grund einer Sperre doch zuschauen in Magdeburg.

Rote Karte für Daniel Ginczek (Fortuna Düsseldorf, Nr.10). Am 33. Spieltag der vergangenen Saison muss er frühzeitig vom Platz.
Rote Karte für Daniel Ginczek (Fortuna Düsseldorf, Nr.10). Am 33. Spieltag der vergangenen Saison muss er frühzeitig vom Platz. © imago/Revierfoto

Natürlich war es durch die Rote Karte in der vergangenen Saison ein bisschen schwierig für mich, den Fokus aufrecht zu halten. Am Ende des Tages hatte ich eine Woche länger, um mich vorzubereiten, und bin froh, dass jetzt auch für mich die Saison losgeht. Die Vorbereitung ist für keinen Profi etwas Schönes, das sind jedes Jahr die schlimmsten vier bis sechs Wochen eines Fußballerlebens. Aber Gott sei dank haben wir das jetzt geschafft.

Sie haben bereits viele Vorbereitungen bei unterschiedlichen Klubs mitgemacht: Wie war diese im Vergleich?

Die Umfänge, die Intensität ist jedes Mal fast identisch. In diesem Jahr ist die Vorbereitung aber für alle Mannschaften schwieriger und neu, da man vier Monate spielt – und dann eine Unterbrechung durch die Winter-WM in Katar hat. Du gestaltest also eine Vorbereitung für die Spiele bis Mitte November und hast dann eine ähnlich lange, um die zweite Hälfte der Saison zu spielen. Aber, ich sage es mal so: Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste, von daher fällt mir die intensive Vorbereitung von Jahr zu Jahr nicht einfacher.

Auf Instagram sieht man Bilder von Ihnen aus dem Urlaub beim Training. Liegt das auch am Alter oder an Ihrer Verletztenhistorie, dass Sie also mehr auf Ihren Körper achten?

Ja, klar. In meinem Alter möchte man regelmäßiger trainieren, um den Körper auf einem Level zu halten. Im Urlaub habe ich auch mehr gemacht, damit ich mit ein bisschen Vorsprung in die Vorbereitung gehe. Nach meinen vielen Verletzungen lernt man aus gewissen Dingen. Es ist gut, den Körper nie ganz herunter zu fahren und das Niveau so gut wie möglich zu halten.

Ist es Ihnen gelungen, den „Vorsprung“ zu halten?

Das Wort Vorsprung war ja auf das Kräftigen der Muskulatur, das Stärken meiner Schwachstellen bezogen. Gott sei dank konnte ich aber komplett mittrainieren und hätte den „Vorsprung“ gar nicht benötigt. Ich bin auf einem guten Level.

Wie schätzen Sie Ihre Situation im Kampf um die erste Elf ein?

Wir haben in Magdeburg ein schwieriges Spiel gewonnen und hatten zwei Stürmer, die an Toren beteiligt waren. Natürlich freue ich mich, wenn ich am Freitag spiele, ansonsten muss ich mich anbieten und versuchen, wieder in die Mannschaft zu kommen. Wir werden sehen, was der Trainer entscheidet.

Apropos Trainer: Daniel Thioune ist mit nur einer Niederlage in den vergangenen 14 Spielen sehr erfolgreich bei und mit Fortuna. Was ist er für ein Typ, welchen Platz nimmt er in Ihrer Trainerrangliste ein?

Daniel Thioune ist ein sehr kommunikativer Typ, der von Anfang an viel Energie in den Verein gebracht hat. Er ist mit Leidenschaft dabei und ein Vorbild für uns Spieler, auch diese Intensität zu haben, die er an der Außenlinie hat. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, tauschen uns aus über gewisse Situationen. Er hilft mir – und natürlich glaube ich, dass auch ich ihm ein bisschen helfen kann durch meine Erfahrung und meine vorherigen Stationen.

Keine Vergleiche mit vorherigen Trainern?

Ach, wir ergänzen uns wirklich gut. Ich kann noch viel von ihm lernen und mich weiterentwickeln. Das Besondere ist vielleicht: Er sieht in jedem Spieler Entwicklungspotenzial, egal in welchem Alter der Spieler ist. Er will einen 20-Jährigen besser machen und einen 30- oder 34-Jährigen auch.

Was kann er bei Ihnen verbessern?

Das ist schwierig, oder? (lacht) Im Ernst: Es gibt immer Sachen, die besser gehen. Meine Torquote könnte ich noch ein bisschen hochschrauben zum Beispiel.

Ist das Ihr Hauptziel für die erste komplette Saison bei Fortuna?

Vor der vergangenen Rückrunde hatte mir die Spielpraxis gefehlt, ich habe mich da wieder ran arbeiten müssen. Die Rückrunde konnte man dann vielleicht auch ein Stück weit als Vorbereitung unter Wettbewerbsbedingungen auf die jetzige Saison sehen. Natürlich hatte ich das Ziel, viel zu spielen, viele Tore zu schießen und dem Verein aus einer schwierigen Situation zu helfen. Das haben wir auch geschafft. Jetzt verfolgen wir andere Ziele.

Welche?

Wir wollen von Spiel zu Spiel denken, viele Punkte sammeln und so lange wie möglich oben mitspielen. Übrigens: Was Daniel und ich genau bei mir verbessern, bespricht er dann mit mir auf dem Platz. (grinst)

Eine Frage sei noch gestattet: Hat die 2. Bundesliga durch die Aufstiege von Schalke 04 und Werder Bremen ihre Attraktivität eingebüßt?

Auch Arminia Bielefeld verfügt als Verein über eine große Historie. Mannschaften wie Heidenheim oder Sandhausen, die lange in der Liga sind, sind schwierig zu spielen. Fortuna Düsseldorf, Hamburger SV, FC St. Pauli, 1. FC Nürnberg, dazu Aufsteiger mit klingenden Namen - ich glaube nicht, dass die 2. Bundesliga an Attraktivität verloren hat. Sie ist immer noch mit die stärkste 2. Liga der Welt. Sie ist unberechenbar.