Meschede-Freienohl. Als Fußballer ist Steffen Müller kein Kind von Traurigkeit. Als der Gegenspieler des Freienohlers Rot sieht, verhindert er aber den Platzverweis.

„Es war ein Katastrophenspiel!“ Denkt Freddy Quebbemann, Trainer des Fußball-Bezirksligisten TuRa Freienohl, an den 20. Februar dieses Jahres und die Partie seines Teams bei Kellerkind TuS Voßwinkel zurück, hat er sofort ein Spiel auf überschaubarem sportlichen Niveau im Kopf. Geprägt wurde die Partie der „Bundesliga des Sauerlandes“, die TuRa letztlich mühevoll mit 2:1 gewann, jedoch durch eine bemerkenswerte Aktion: Der Freienohler Steffen Müller bewahrte seinen Gegenspieler Philipp Völker vor einem Platzverweis – und wird nun für diese tolle Fair-Play-Geste gewürdigt.

TuRa Freienohl: Lob für „Lautsprecher“ Müller

Als Kind von Traurigkeit gilt Müller selbst nicht unbedingt, sondern eher als robuster Fußballer und absoluter Leistungsträger sowie Lautsprecher seiner Mannschaft. „Steffen ist unser Leitwolf, welcher selbst viel einstecken muss, aber nie bewusst ein schmerzhaftes Foul begeht“, sagt TuRa-Vorsitzender Franz-Jürgen Schulte.

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Von Philipp Bülter, Heinz Heinemann und Florian Runte

Beim Spiel in Voßwinkel jedoch musste Steffen Müller einstecken: Gegenspieler Philipp Völker holte ihn im Waldstadion in der 84. Minute von den Beinen, Schiedsrichter Lennart Brenke (DJK Mastbruch) zeigte Völker daraufhin glatt Rot.

Trotz der guten Gelegenheit, in einer Überzahl noch wahrscheinlicher den Platz als Sieger zu verlassen, suchte Müller umgehend das Gespräch mit dem Unparteiischen. „Für mich war das Spiel zu jederzeit fair. In der Situation kam Philipp zu spät, aber aus meiner Sicht traf er mich nicht richtig, ich hatte weder Schmerzen, noch musste ich behandelt werden. Deswegen war für mich sofort klar, dass es keine Rote Karte ist. Ich wollte nicht, dass der TuS Voßwinkel in seiner schwierigen Situation zusätzlich geschwächt wird, da sie Philipp natürlich brauchen“, blickt Steffen Müller auf die Szene zurück.

Bezirksliga 4: Quebbemann dankt dem Schiedsrichter

Der 32-Jährige, der bereits seit 2011 in Freienohl spielt, erklärte dem Unparteiischen dann, dass aus seiner Sicht eine Gelbe Karte genüge. Schiedsrichter Brenke nahm den Platzverweis daraufhin zurück und zeigte Völker Gelb. TuRa Freienohl gewann die Partie am Ende mit 2:1. „Für mich war es selbstverständlich, das in der Situation so zu machen“, sagt Steffen Müller.

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Im Zuge des Wettbewerbs „FLVW-Fair-Play-Sieger des Monats März 2022“ steht Müller nun im Kreis der Kandidaten für diese Ehrung. Die Nominierung freue ihn, betont der erfahrene Fußballer: „Dass man jetzt für so einen Preis nominiert ist, ist ein cooler Randaspekt.“

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Dass sein Kapitän ein Vorbild in Sachen Fair Play ist, freut auch Freddy Quebbemann, Trainer von TuRa Freienohl. Seine Mannschaft habe in den vergangenen Jahren immer seltener Platzverweise kassiert. „Das war mir als Trainer sehr wichtig“, sagt Quebbemann, dessen Verein in der Vergangenheit durchaus auch mal als „Tretertruppe“ verschrien war.

Steffen Müller sei „auch emotional und eigentlich ein Experte für zwei, drei Mal Gelb-Rot pro Saison. Da ist er aber aktuell gar nicht gefährdet“. Quebbemann lobt ebenso den Unparteiischen: „Ich finde es auch cool, dass mal ein Schiedsrichter sagt, dass er überzogen gehandelt hat und die eigene Entscheidung revidiert – ein großes Kompliment dafür!“

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