Sauerland/Detmold. Wenn Vereine nicht mehr weiter wissen, können sie auf die Expertise von Dr. Rolf Engels bauen. Doch auch der kann nicht zaubern.

Dr. Rolf Engels berät beim Fußball-und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) Vereine und Verbände im Bereich Entwicklung. In Seminaren analysiert er, gemeinsam mit den Teilnehmern, kritisch die aktuelle Situation, zeigt Möglichkeiten für die zukünftige Ausrichtung auf und entwickelt Strategien. Bei seinen Beratungen kommt es aber nicht immer zu erfreulichen Ergebnissen für die Vereine.

Sie beraten für den FLVW Vereine im Punkt Entwicklung. Wie läuft so eine Beratung ab?

Zu allererst muss man sagen, dass es kein Patentrezept gibt. Jeder Verein bringt eigene Strukturen und Voraussetzungen mit, da spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Beratung beschäftigt sich anfangs genau mit diesem Ist-Zustand. Wie viele Kinder und Jugendliche gibt es beispielsweise im Ort, welche personellen Kapazitäten hat ein Verein? Anschließend werden Ziele erarbeitet, die auch realistisch sein müssen, ehe wir dann gemeinsam eine Strategie entwickeln, wie diese Ziele erreicht werden können.

Können Sie bei diesen Beratungen allen Vereinen eine Perspektive aufzeigen?

Ja und nein. Manchmal ist aber auch die Einsicht, dass es ein Verein allein nicht mehr schafft, die gewünschten Ziele zu erreichen, das Produkt dieser Beratungen. Dann werden mögliche Kooperationen oder Fusionen besprochen.

Wie sehen Sie die Situation im Fußball, gerade im ländlichen Bereich?

Fußball ist immer noch die beherrschende Sportart in Deutschland, aber die Entwicklungen in den vergangenen Jahren kann man durchaus als dramatisch bezeichnen. Der Fußball an sich verliert an Attraktivität, dem Verband gehen jedes Jahr bis zu 2000 Spieler verloren. Und es werden mehr werden, das ist klar.

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Warum verliert der Fußball Ihrer Meinung nach denn an Attraktivität?

Wenn ich in meinen Seminaren Vertreter von Fußballvereinen frage, was sie den Mitgliedern bieten, kommt oft die Antwort: ‘Fußball natürlich’. Das reicht aber nicht mehr aus, um Jugendliche in den Verein zu locken und zu binden. Ein Fußballverein, gerade im ländlichen Bereich, muss auch immer Treffpunkt sein. Hier müssen Feiern stattfinden, es muss ein Ort für die gesamte Gesellschaft sein.

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Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass Vereine ohne eigene Jugendabteilung diese heutzutage noch aufbauen können?

Das halte ich für schwierig bis unmöglich, das hängt aber auch immer von den örtlichen Gegebenheiten ab. Generell sollten Fußballvereine sich nicht nur noch ausschließlich dem Fußball widmen, sondern sich breiter aufstellen. Der Fußball sollte nicht nur auf den eigenen Bauchnabel schauen, sondern sein Sportangebot erweitern.

Mit Rolf Engels sprach Fabian Vogel