Sauerland. Diese Liga ist Kult: In der Fußball-Kreisliga D Arnsberg geht es mehr um Gaudi und Miteinander als um Erfolgsdruck. Wie das ein neues Team erlebt
Diese Liga ist beliebt. Warum? Hier kommen auch die Kicker zum Zuge, die in der Regel mit ihren Schüssen eher das Laub von hinter dem Tor aufragenden Bäumen holen, als Treffer zu erzielen. Und ebenso die, deren Luft für gerade mal 15 Minuten reicht, weil das Schnitzel mit Soße kurz vor dem Anpfiff doch noch sein musste.
Die Fußball-Kreisliga D Arnsberg ist Kult – und sie wächst: Mit gleich drei neuen Teams startete die D-Liga in diese Saison. 17 Mannschaften spielen in der untersten Klasse des HSK und ermitteln nun insgesamt wohl vier Aufsteiger.
HSK: Hoffen auf eine Brauereibesichtigung
Das Experiment Kreisliga D, das vor mittlerweile neun Jahren unter anderem von Michael Ternes (Vorsitzender des Kreisfußballausschusses des Fußballkreises Arnsberg) mit aus der Taufe gehoben wurde, hat sich in der Region längst etabliert. In dieser Saison starteten zunächst 17 Teams in zwei Findungsrunden. Aus einer Neunerstaffel fanden fünf und aus einer Achterstaffel vier Mannschaften den Weg in die Aufstiegsrunde. Sie ermitteln mindestens vier Aufsteiger in die Kreisliga C. Die acht verbliebenen Teams spielen derzeit in einer Normalrunde um den Staffelsieg. „Und um einen besonderen Preis“, sagt Michael Ternes.
Aktuell „best of the rest“ in der Normalrunde ist der SV Arnsberg 09 III. Das Team hat sich vor dieser Saison neu gegründet und wird von Trainer Benno Schreier angeführt. In der Normalrunde ist man derzeit nach drei Siegen aus drei Partien Tabellenerster. „Zum Glück können wir hier nicht mehr aufsteigen“, sagt Benno Schreier und lacht: „Aber diesen besonderen Preis hätten wir schon gern. Wir hoffen ja alle auf eine Brauereibesichtigung.“
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Mit einer Werbungsoffensive war 09 III im Vorlauf dieser Spielzeit auf die Suche nach Spielern gegangen. Wer „nur ein wenig bis gar kein fußballerisches Talent” besitze, eine Einstandskiste mitbringe, Lust auf „Spaß am Fußball unter Wettkampfbedingungen, Bier, Jägermeister und wahnsinnig geile Kabinenfeiern” habe, der könne gerne mitspielen, schrieb das Team.
Kreisliga D Arnsberg ist Kultliga
38 Fußballer bilden den Kader der „Dritten“ der 09er mittlerweile. Schreier: „Wir sind eine Spaßtruppe, die sich einmal in der Woche trifft. Wir haben aus verschiedenen Freundeskreisen Jungs für das Team gewonnen, das immer weiter zusammengewachsen ist. Am Anfang waren einige skeptisch, ob das mit einer ,Dritten’ bei uns im Verein eine gute Idee ist. Es läuft aber super, und für den Verein ist das herausragend. Wir haben wieder richtig Leben drin. Das war in der Pandemie ja wie überall ein Problem.“
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Kurios: Unter den 17 Mannschaften in der Aufstiegs- und Normalrunde der Kreisliga D Arnsberg tauchen zwei Vereine gleich doppelt auf: Der FC Neheim-Erlenbruch und der TuS Niedereimer. Während bei den Neheimern die „Dritte“ und „Vierte“ in der Aufstiegsrunde mitmischen, sind es beim TuS die „Zweite“ und „Dritte“.
Spieler der „Vierten“ der Erlenbrucher ist auch Amer Siala, der als Coach mit der ersten Mannschaft in die Bezirksliga aufsteigen will. „In der Kreisliga D geht es darum, zu gewinnen, aber dann bloß nicht aufzusteigen“, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Mir tut es auch mal gut, Sport zu machen – und dann bin ich gern dabei. Die Jungs trinken sich nach dem Spiel dann noch einen. In erster Linie ist das bei uns just for fun“, ergänzt er.
Party vor den Spielen? Kein Problem
Sportlich selten erfolgreich ist derweil die SG Holzen/Eisborn III. Dass Ingo Rüths Team Schlusslicht der Normalrunde ist (null Punkte), ist nach den suboptimalen Vorstellungen in der Findungsgruppe 1 kaum verwunderlich. Dort hatte es nur zu vier Zählern gereicht.
Während zuletzt bei der „Ersten“ der SG in der Kreisliga A Trainer Christian Rausch zurückgetreten war, weil seine Spieler aus seiner Sicht gerne mal zu tief ins Glas schauten und nicht allzu fit zu den Spielen erschienen, droht solch ein Schritt eines Trainers in der D-Liga wohl kaum. „Wir haben den Artikel dazu gelesen, und ich habe direkt zu meinen Jungs gesagt: Wenn das bei uns so laufen würde, hätte ich nach dem ersten Training hinwerfen müssen“, erzählt Benno Schreier von Arnsberg 09 III und lacht. Gaudi, Plauze, kicken – Kreisliga D eben.