Arnsberg-Neheim. Der Neheimer Trainer Alex Bruchhage spricht über die Hintergründe der aktuellen Ergebniskrise, mögliche Zugänge – und Abnutzungen im Amt.
Ein erfahrener Trainer lässt sich nur schwerlich locken. So sieht man das breite Grinsen auf Alex Bruchhages Gesicht förmlich – auch durch den Telefonhörer hindurch –, als ihn diese Zeitung fragt, wann er denn beim SC Neheim verlängert. Der Coach des Fußball-Westfalenligisten lacht, ehe er antwortet. „Wir werden uns vor Weihnachten zusammensetzen und sprechen. Dann sehen wir, ob die Ideen des Vereins und meine eigenen Visionen weiter zusammenpassen“, sagt der 47-Jährige.
Bereits in seiner zehnten Saison ist der Sauerländer für den höchstklassig spielenden Klub im HSK tätig. Im Interview erklärt Alex Bruchhage die Hintergründe der aktuellen Ergebniskrise, spricht über mögliche Zugänge – und über Abnutzungserscheinungen im Amt.
Alex Bruchhage, insgesamt starke 14 Spieltage liegen hinter Ihrem Team. Der SC lag auf Tabellenplatz zwei, durfte wochenlang aufgrund von Coronafällen weder trainieren noch spielen und erlebte Highlights wie die Partie gegen den TuS Bövinghausen um Weltmeister Kevin Großkreutz. Haben Sie so eine Teilserie schon einmal erlebt?
Alex Bruchhage: (schmunzelt) Es gab einfach schon Highlights, aber eben auch Lowlights. Wir sind super gestartet, ehe uns Corona zurückgeworfen hat. Wir hatten mehrfach die Möglichkeit, wieder auf Platz zwei zu kommen, haben das aber nicht geschafft. Als Tabellensiebter mit fünf Punkten Rückstand auf Rang zwei sind wir aber weiter oben mit dabei und, bezogen auf unser Saisonziel – einem Platz im oberen Tabellendrittel – , im Soll.
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Was gelingt Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit besonders gut?
Wir haben uns in dieser Saison noch einmal weiterentwickelt. Es ging relativ kontinuierlich nach oben. Gut ist, dass wir diesmal eine gesamte Saison spielen, auf die die Corona-Pandemie trotzdem einen starken Einfluss nimmt. Kaum ein Team in der Westfalenliga 2 spielt sehr stabil – da spielen die Belastungen und auch Muskelverletzungen immer wieder eine Rolle. Die Liga ist enger geworden, und daher ist es gut, dass wir defensiv sehr strukturiert agieren.
Und was gelingt (noch) nicht?
Mehr als 25 Prozent unserer 19 Gegentore haben wir durch Strafstöße kassiert – da müssen wir konsequenter werden. Wir leisten uns außerdem zu viele krasse individuelle Fehler.
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1:2 beim FC Iserlohn, 1:3 gegen Concordia Wiemelhausen und 0:1 beim SV RW Deuten – zuletzt unterlag der SC Neheim in der Liga drei Mal in Folge. Steckt Ihr Team mitten in einer Krise?
In einer Ergebniskrise, ja. Wir waren in allen drei Spielen nicht die schlechtere Mannschaft, hätten aber mit absolut machbaren besseren Ergebnissen insgesamt zu diesem Zeitpunkt besser dastehen können. Es wäre noch mehr möglich gewesen. Wir haben die Chance vertan, jetzt Zweiter zu sein.
Normalerweise sind Spieler wie Johannes Thiemann, Mahmut Yavuzaslan oder Gianluca Greco Eckpfeiler. Nun aber hat man den Eindruck, sie alle kommen noch nicht so recht ins Rollen. Stimmt das?
„Joe“ Thiemann war lange verletzt und kommt nun so langsam wieder – ich sehe eine absolut positive Tendenz. Spieler wie „Gigi“ Greco, Mahmut Yavuzaslan, Emre Yilmaz oder Oliver Busch gehen in unserer Mannschaft allesamt voran.
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Sieben neue Spieler hat der SC Neheim vor dieser Saison verpflichtet. Wie sehen Sie als Cheftrainer die Rolle der Zugänge?
Ich finde, dass unsere Zugänge immer wichtiger werden. Das haben zuletzt vor allem Julian Kellermann und Janik Hülsmann gezeigt. Aber auch Elias Rienermann oder Rafael Kickartz bekommen ihre Einsätze. Serhat Uzun ist aktuell unser bester Torjäger (er erzielte bereits sechs Treffer, Anmerkung der Redaktion).
Der SC Neheim will das obere Tabellendrittel der Westfalenliga 2 erreichen. Klappt das?
Wir werden nicht nur unsere Ziele erreichen, wir werden unseren bisher besten Platz erreichen, seit wir vor fünfeinhalb Jahren in die Westfalenliga aufgestiegen sind.
Das war die Saison 2017/2018 mit Tabellenplatz sieben und 41 Punkten. Mindestens 19 Zähler fehlen also aktuell noch.
Ich sage: Das müssen wir unter normalen Voraussetzungen übertreffen mit der Qualität, die wir in unserer Mannschaft haben.
Im Winter ist die klassische Zeit für Trainer und Vereine, um über die Zukunft zu sprechen. Sie befinden sich beim SC in Ihrer zehnten Saison – wann verlängern Sie?
(lacht) Wir werden uns vor Weihnachten zusammensetzen und sprechen. Dann sehen wir, ob die Ideen des Vereins und meine eigenen Visionen weiter zusammenpassen. Es müssen immer mehrere Faktoren zusammenpassen: die Familie, der Beruf, aber auch die Kaderstruktur der Mannschaft.
Genau diese Kaderstruktur hat der SC Neheim in den fünfeinhalb Jahren seit dem Aufstieg immer wieder personell verändert. Was ist dran, dass Jan Büsse vom Bezirksligisten TuS Sundern in absehbarer Zukunft für den SC spielt?
Jan hätte ich im Sommer gerne zu uns geholt, er wollte sich aber in Sundern durchsetzen. Das kann ich auch total nachvollziehen. Dann hat er sich leider schwer verletzt und muss nun erst mal wieder fit werden. Ob er dann mal beim SC Neheim spielt, werden wir sehen. Wir sind eine gute Adresse und arbeiten sehr gern mit jungen, talentierten Leuten zusammen. Das bereitet auch mir als Trainer viel Spaß.
Im September endete beim SC Neheim eine Ära. Der über viele Jahre lang tätige Vorstand um Paul Senske, Hans-Georg „Tua“ Schweineberg und Uli Dohmann dankte ab, jüngere Funktionsträger um den neuen Vorsitzenden Ilja Keller übernahmen. Wie erleben Sie diese Veränderungen?
Ich finde es total bemerkenswert, wie sauber das alles vonstatten gegangen ist. Das ging Hand in Hand. Der jüngere Vorstand hat nun neue Ideen und Visionen, aber ich finde es toll, dass unsere alte Garde weiter mithilft, wenn das gewünscht ist.