Arnsberg. Die sportliche Situation beim TV Arnsberg ist verzwickt, jetzt auch noch das: Frank „Tiger“ Mähl hört nach dieser Saison auf.

Kein Handball-Duell auf regionaler Ebene weckt so viele Emotionen und Interesse wie das Derby zwischen dem TV Arnsberg und dem VfS Warstein. Weil die Warsteiner Halle noch renoviert wird und frühestens im Januar wieder für VfS-Heimspiele zur Verfügung steht, steigt der prestigeträchtige Vergleich an diesem Samstag in der Rundturnhalle, allerdings zur „Warsteiner Zeit“ um 19.45 Uhr.

Wir baten den Arnsberger Vorsitzenden Fabian Niehaus (39), der die Vereinsgeschicke seit 2017 lenkt, vorab um seine Einschätzungen.

Ein Blick auf die Tabelle lässt vermuten, dass sich die Wege erstmals trennen könnten und es in der Rundturnhalle zum für längere Zeit letzten Punktvergleich kommt, denn der TVA steht trotz des Sieges über Letmathe auf einem Abstiegsplatz, während der VfS Warstein Spitzenreiter ist.

Fabian Niehaus Keine Frage, wir stecken in einer kritischen Situation, weil wir einige Schlüsselspiele wie in Bösperde und gegen Evingsen unglücklich verloren haben. Warstein hingegen ist seiner Rolle als Aufstiegsfavorit bislang gerecht geworden. Aber die Außenseiterrolle sind wir ja aus den vergangenen Jahren schon gewohnt und haben sie einige Male sehr gut ausgefüllt.

Bis zum Hinrundenabschluss bestreitet der TV Arnsberg nur noch Partien gegen besser platzierte Teams. Herrscht bei Ihnen „Alarmstufe Rot“?

Natürlich macht uns die aktuelle Lage Sorgen, aber wir verfallen keineswegs in Panik, sondern haben Vertrauen in die Mannschaft und die Arbeit von Trainer Frank Mähl. Wenn die Mannschaft von schwerwiegenden Verletzungen verschont bleibt, kann sie in der Rückserie den ja nur minimalen Rückstand wettmachen, wobei ich einräume, dass es schwer werden wird, entweder Halingen II oder Evingsen zu überholen.

Während es in den Nachbarvereinen kaum personelle Fluktuation gab und sich der TV Neheim, der HV Sundern und die SG Ruhrtal weiterentwickelt haben, verlor der TVA auffällig viele Leistungsträger an andere Vereine. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Früher war die Bindung zum Stammverein deutlich intensiver, wurde Abwerbungsversuchen höherklassiger Konkurrenz nach kurzem Überlegen widerstanden. Durch die ersten Wechsel ist eine Art Dominoeffekt entstanden, denn die nachlassende Qualität des Kaders hat weiteren Abgängen Vorschub geleistet. Heute muss man tatsächlich jeden einzelnen Spieler fragen, ob er auch nächste Saison noch das TVA-Trikot tragen will.

Die Frauen hatten einen noch größeren Aderlass zu verkraften und sind siegloses Schlusslicht der Verbandsliga. Liegt es an der Struktur im Verein?

Das glaube ich nicht. Wir sind nach wie vor ein sehr breit aufgestellter Verein mit zweistelliger Anzahl von Jugendmannschaften und verfügen über einen hervorragenden Betreuer- und Trainerstab. Der enorme Zulauf bei den Minis spricht für sich, außerdem sind wir mit der A-Jugend in der Verbandsliga sowie C-Jugend in der Oberliga überkreislich am Start. Unser Frauenteam hat ein Durchschnittsalter von unter 20 Jahren und macht unter dem neuen Trainer Frank Schaden gute Fortschritte. Wir wollen, falls der Abstieg unvermeidbar sein sollte, nächstes Jahr in der Landesliga konkurrenzfähig sein.

Trifft es zu, dass bei den Männern Frank Mähl angekündigt hat, zum Saisonende auszusteigen?

Das ist leider so. Frank will nach vielen intensiven Trainerjahren kürzertreten. Er hat uns seine Entscheidung frühzeitig mitgeteilt, so dass wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger begeben können. Dabei ist noch völlig offen, ob es eine interne Lösung oder einen auswärtigen Trainer geben wird. Viel wird sicher davon abhängen, ob wir die Klasse halten, das steht somit im Vordergrund.

Wie sehr beschäftigt Sie ein möglicher erneuter Saisonabbruch?

Den halte ich durchaus für denkbar, denn die Politik denkt ja mehr und mehr auch unter Geimpften an Kontaktreduzierungen. Und ehe Geschäfte geschlossen werden, ist sicher der Sport an der Reihe. Das könnte für uns doppelt bitter werden, denn wir haben bis auf Lünen alle direkten Vergleiche mit den Abstiegskandidaten verloren.