Sauerland. Der Wintersport boomt – doch um Ski Alpin im HSK steht es schlecht. Warum – und was getan werden kann, erklärt ein Ski-Funktionär aus Meschede.
Der Wintersport im Hochsauerlandkreis boomt – und wie: Laut statistischen Zahlen des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) sind die Mitgliederzahlen von Skivereinen und -abteilungen im HSK seit dem Jahr 2000 um mehr als 40 Prozent gestiegen. Etwa 11.500 Menschen betreiben im HSK organisiert Wintersport.
Warum aber die Anzahl der aktiven Skirennläufer stark zurückgegangen ist, und wie hier eine Kehrtwende geschafft werden soll, erklärt Arnold Kotthoff von der Fördergesellschaft Alpiner Skirennsport Hochsauerland (FAS) im Gespräch mit dieser Zeitung.
Arnold Kotthoff, laut einer Statistik des LSB sind derzeit im HSK 11.451 Wintersportler Mitglied in 49 Skiabteilungen oder -vereinen. Damit boomt der Wintersport in der Region weiterhin – gute Neuigkeiten, oder?
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Arnold Kotthoff: Ja, die Statistik belegt aber erst mal, dass die Vereine und Abteilungen im HSK diese Zahlen dem Fachverband gemeldet haben. Die Zunahme der Mitgliederzahlen von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 lässt vermuten: Die Vereine vor Ort bieten attraktive Angebote an – darüber dürfen sich alle freuen.
Allerdings ist eine Kehrseite, dass sowohl die Anzahl der aktiven Skirennläufer im Nachwuchsbereich als auch die Anzahl der am Rennsport teilnehmenden Vereine im Sauerland stark zurückgegangen ist. Wie ist dies trotz des boomenden Wintersports zu erklären?
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Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Die Hänge mit natürlichem Schnee gehen zurück, da sich das Wetter und Klima verändert haben. An vielen kleinen Stellen ist das Skifahren nun nicht mehr möglich oder aber sehr erschwert. Das verschlechtert auch die Trainingsbedingungen in der Region: Kinder fahren zumeist gerne Ski, aber wenn ich in einem Ort sitze, in dem kein Schnee mehr fällt, schlägt das auf die Motivation. Dann fährt nicht jeder weite Strecken zum Training in anderen Orten, sondern widmet sich vielleicht anderen Sportarten. Und das ist dann für uns natürlich ein Problem.
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Ein junger Skifahrer oder eine junge Skifahrerin fallen vor Ort mit ihrem Talent auf. Wie wird er oder sie dann weiter gefördert?
Die Kinder lernen zumeist alles in der örtlichen Skischule und sind mit Spaß dabei. Der Skiverein oder die Skiabteilung eines Vereins muss den Einstieg in den Skisport gewährleisten – und das funktioniert bei uns im HSK auch gut. Um Skirennläufer auszubilden und zu fördern, ist dann aber ein regelmäßiges Training, das auf Leistungssteigerung ausgerichtet ist, wichtig. Wettkämpfe tragen dabei zur Motivationssteigerung bei. Vom Breitensport geht es zum Wettkampfsport und dann zum Leistungssport – wir müssen also erst mal dafür sorgen, dass die Jugendlichen Wettkämpfe absolvieren, ehe sie dann mal Leistungen erzielen können.
Und da gibt es derzeit Probleme?
Ein wichtiger Punkt ist, dass ehrenamtlich tätige Mitarbeiter fehlen, die die talentierten Skifahrer fördern können. Der Kauf von Material, teilweise weite Anfahrten, die Reisezeiten – all das sind Umstände, die es vielen nicht leicht machen. Die Bedingungen vor Ort müssen verbessert werden, denn nicht jeder kann beispielsweise mehrmals die Woche zum Training nach Winterberg fahren.
Wie kann die Fördergesellschaft Alpiner Skirennsport Hochsauerland da helfend eingreifen?
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Als der frühere Skibezirk Hochsauerland 2016 aufgelöst beziehungsweise wegrationalisiert wurde, haben wir die Fördergesellschaft in einen richtigen Sportverein umgewandelt. Dieser stellt eine Trainingsgemeinschaft für die Skivereine und Sportler im HSK. Die Sportler bleiben Mitglieder in ihren Vereinen. Dabei hilft uns auch das Projekt „Sportplatz Kommune – Kinder- und Jugendsport fördern in NRW“ des LSB und der Staatskanzlei des Landes NRW weiter.
Was bietet Ihnen das Projekt?
Insgesamt soll durch finanzielle Hilfe die Position des HSK-Skirennsports gestärkt werden. Unsere Maßnahmen werden unterstützt und die Arbeit mit Talenten auch in Kooperation mit dem Westdeutschen Skiverband und der Spitzensport Service gGmbH Winterberg/Sauerland intensiviert. Beispielsweise sollen die „On-Snow“-Stützpunkte wie in Winterberg oder Schmallenberg-Bödefeld sowie die „Off-Snow“-Stützpunkte wie in Meschede oder Schmallenberg weiter ausgebaut werden.
In der Vorsaison herrschten mit niedrigen Temperaturen und viel Schnee beste Bedingungen für Wintersport im Sauerland – 2020/2021 gilt als der beste Winter seit fünf Jahren. Allerdings durften pandemiebedingt nur die Skigebiete in Winterberg und Willingen öffnen und das auch nur in der Spätsaison. Wie blicken Sie auf die nun anstehende Wintersaison 2021/2022?
Man sollte aus meiner Sicht alles machen, was möglich ist. Entscheidend für uns ist, was die Skiliftbetreiber machen. Ich habe die Hoffnung, dass der Outdoorsport nicht so sehr eingeschränkt wird. Das Masketragen in Räumen oder am Lift sowie die Einhaltung der Drei-G-Regel kennen wir ja alle – ich bin daher optimistisch.
Wie oft sind Sie selbst noch aktiv auf Skiern im HSK unterwegs?
In der vergangenen Saison war ich an 20 Skitagen in Winterberg und Willingen unterwegs und habe daher noch mal die Spätsaison genießen können. Ich hoffe darauf, dass es in diesem Winter wieder mehr Skitage werden.