Sundern. Der raue Ton ihres Trainers sorgt bei den Handballern des HV Sundern für Probleme. Leitfigur Chris Spielmann verlässt das Feld – und erklärt sich

Es kommt in jedem Handballspiel vor, dass ein Leistungsträger eine Auszeit bekommt und sich auf der Bank erholt. Ungewöhnlich ist nur, wenn diesen Wechsel nicht der Trainer anordnet, sondern der Spieler selbst.

So geschehen am vergangenen Samstag in Sundern, als sich der HVS-Hauptschütze Chris Spielmann, der zum 11:4-Führung bereits fünf Tore beigesteuert hatte, nach zwei zu erfolgreichen Halinger Gegenstößen führenden Fehlpässen an den Kreis und heftiger Kritik seitens des Coaches Alfred Klein selbst auswechselte. Von draußen musste Spielmann miterleben, wie seine Mannschaft binnen kürzester Zeit die Führung abgab – ohne dass Klein zu einer – von Milan Vucic, Keeper des HV Sundern, heftig geforderten – Auszeit griff.

Die Gefahr, dass die Partie zugunsten der Westfalia kippen könnte, bestand bis in die Endphase hinein, aber der HVS fuhr letztlich doch den dritten Heimsieg ein, woran der nach dem Seitenwechsel in gewohnter Form auftrumpfende Spielmann mit insgesamt zehn Treffern einen großen Anteil hatte.

HV Sundern: höherklassige Erfahrung

Für Klein war der Disput mit seinem Goalgetter „nicht der Rede wert. Wir haben uns in der Halbzeitpause kurz ausgesprochen, wie das unter erwachsenen Männern üblich ist“. Spielmann allerdings erklärte: „Dass ich überhaupt wieder aufs Feld gegangen bin, lag in erster Linie an meinen drängenden Teamkollegen. Es hat mir natürlich sehr leid getan, dass der schöne Vorsprung weggeworfen worden war, aber ich schließe nicht aus, erneut so zu reagieren, falls ich vom Trainer so heftig und ins Persönliche gehend kritisiert werde.“

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Spielmann ist ja auch nicht der Einzige, der unter dem rauen Ton des Hemeraners, der als Aktiver in Schwitten und Trainer der A-Jugend-Bundesligamannschaft des HTV reichlich Erfahrung in höheren Spielklassen gesammelt hat, leidet. Thomas Maassen, unter Klein nur noch Ergänzungsspieler, zeigt beispielsweise auf Kleins Hinweise absolut keine Reaktion, ässt die Kritik an seiner Abwehrarbeit ohne jede Gesichtsregung über sich ergehen. Und es soll noch weitere Akteure geben, die mit dem Ton ihres Trainers nicht zurechtkommen.

„Bei mir hat sich noch kein Spieler beschwert, es gibt also keinen Grund, hier ein Fass aufzumachen“, meint der Vorsitzende Rüdiger Skripietz. Er sieht das „Projekt Klein“ langfristig und streicht die Qualität des Trainers, die individuellen Fähigkeiten der Spieler zu steigern und auch die Talente aus dem Nachwuchs rasch heranzuführen, heraus. Skripietz, mit seinen 44 Jahren selbst noch in der Reserve aktiv, räumt allerdings ein: „Wer Alfred Klein verpflichtet, der weiß, dass er einen extrem erfolgsorientierten Mann bekommt, der verbal vielleicht manchmal übers Ziel hinausschießt.“

Gedankenspiele

Spielmann beschreibt das so: „Im Training macht es richtig Spaß, sich von Alfred etwas erklären zu lassen und dabei härter angepackt zu werden. Als Coach aber lässt er die Empathie für seine Spieler vermissen, ist viel zu kritisch und sorgt auch mit seinen Gesten wie dem Abwinken bei einer vergebenen Chance für eine angespannte Stimmung. Wir sind hier nun mal in der Bezirks- und nicht in der Bundesliga.“

Spielmann ist mit 26 Jahren im besten Handball-Alter und seit Jahren auf der Liste höherklassiger Vereine. „Ich bin meinem Hobby schon mit mehr Freude nachgegangen. Ich werde sicher die Saison beim HVS beenden, aber lasse offen, ob ich bleibe“ – bei dieser Aussage Spielmanns sollten nicht nur bei Skripietz Alarmglocken klingeln.

Bleibt die Frage, ob Klein seine Art ein wenig abmildert. „Ich weiß ja, dass ich manchmal anecke. Das ist gar nicht böse gemeint“, zeigt der Hemeraner Einsicht. Und mit der Art und Weise, wie er das Team in Hälfte zwei gegen Halingen geführt hat, kann auch Spielmann („Wir sind ja nicht aus Watte“) leben. Schließlich ist die sportliche Ausgangslage gut wie nie. Hat der HVS doch als einziger Verein Siege über Letmathe und Hohenlimburg II eingefahren. Das restliche Hinrundenprogramm bietet Chancen, dauerhaft vorne mitzumischen.

„Jetzt müssen wir erst mal zeigen, dass wir auch auswärts gewinnen können“, blickt Klein mit einiger Spannung auf die sonntägliche Aufgabe (Anwurf: 17.30 Uhr) beim Tabellenletzten Lüner SV. Zum Kader gehört erneut der junge Keeper Philipp Feische, den Klein explizit lobt: „Seine Einwechselung war ein wesentlicher Bestandteil des Sieges über Halingen.“