Arnsberg. Weil den Handballerinnen des TV Arnsberg eine Torfrau fehlt, reist Johanna Lackner eigens mit dem Zug zu den Spielen durch die halbe Republik.
Der Torwart ist die „halbe Miete“ – eine Sportlerweisheit, die gerade in einer so ereignisreichen Sportart wie Handball absolute Berechtigung hat. Um so größer war der Schock für die Damen des TV Arnsberg, als sich Miriam Köster kurz vor Saisonbeginn Richtung des Lokalrivalen SG Ruhrtal verabschiedete. Der TVA-„Jungbrunnen“ stand somit vor der ohnehin schon knüppelharten Verbandsliga-Spielzeit plötzlich ohne Stammkeeperin da, denn die Nachwuchskraft Annika Badt verbringt ein Auslandsjahr in England. Blieb nur noch die erst 18-jährige Johanna Lackner, die ihr Talent bei den ersten beiden Pflichtspielen andeutete, allerdings im Oktober (nach perfektem Abitur mit Note 1,0) ihr Medizin-Studium in Heidelberg begonnen hatte.
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„Der Spielerinnenmarkt ist dünn gesät, selbst mittelfristig wird es enorm schwer, Ersatz zu finden“, erklärte Trainer Frank Schaden, dem gar nichts anderes übrig blieb, als Feldspielerinnen wie Eileen Weiß und Ouissal Touiher, die Grundlagenkenntnisse von Torwarttrainer Holger Rüter beigebracht bekommen, zwischen die Pfosten zu beordern. Gegen TuRa Bergkamen II aber stand Lackner, die das lange Wochenende zum Heimatbesuch nutzte, wieder im Kasten, wird auch in den nächsten Monaten so oft wie möglich am Wochenende heimkehren, um ihre Teamkolleginnen zu unterstützen.
Am Sonntag wieder mit dabei?
So erwägt sie auch, in das so wichtige Kreisderby gegen Tabellennachbar Hohenlimburg aus Heidelberg anzureisen, obwohl es zeitlich sehr knapp wird und von günstigen Zugverbindungen abhängt. „Ich spiele ja schon seit meinem fünften Lebensjahr in meiner Heimatstadt Arnsberg Handball. Da sind echte Freundschaften entstanden, weshalb ich jede Gelegenheit nutzen werde, um der Mannschaft zu helfen“, unterstreicht die nur 1,67 m große Torhüterin ihre enge Bindung zum TVA.
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Die geringe Körpergröße gleicht sie mit Beweglichkeit und Sprungkraft aus – Fähigkeiten, die ihr auch bei ihrem zweiten großen Hobby Tennis sehr zugute kommen. „Angst vorm Ball oder Gesichtstreffern hatte ich nie, bei entsprechender Körperspannkraft tut es auch nicht so weh“, verrät die künftige Human-Medizinerin, die bis auf umgeknickte Finger bislang verletzungsfrei durch die Laufbahn gekommen ist. „Sie ist wissbegierig und lernwillig, hat einen enormen Ehrgeiz“, beschreibt Schaden seine „Nummer eins“, der natürlich aktuell das regelmäßige Training fehlt.
Arnsberg als Patient auf dem Wege der Besserung
Wie nimmt Lackner die Stimmung nach vier deftigen Niederlagen in Serie wahr? „Wir wussten ja von vorneherein, wie schwer es gegen diese deutlich erfahreneren Mannschaften werden wird. Deshalb lassen wir uns von den negativen Resultaten nicht unterkriegen, freuen uns, wenn mal neu einstudierte Spielzüge gelingen“, sieht die Medizinstudentin ihr Team keineswegs als „Notfall“, sondern vielmehr als einen Patienten auf dem Wege der Besserung.
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Ob der TVA einen Schritt Richtung Klassenverbleib machen oder längerfristig die Rote Laterne tragen muss, wird sich am Sonntag (16 Uhr) gegen die kriselnde, einen Nachfolger für den ausgestiegenen Trainer Andreas Pelka suchende HSG Hohenlimburg zeigen, die letzte Woche im Kellerduell trotz 25:23-Führung mit 25:26 gegen das bisherige Schlusslicht aus Bommern verloren hat. „Wir sind besser denn je vorbereitet“, hofft Trainer Frank Schaden, dass die Möglichkeit, Videoaufzeichnungen des Gegner und Sequenzen aus dem eigenen Match in Bergkamen zu studieren, die Erfolgsaussichten verbessert.