Schmallenberg. Jack Rennert pfeift in den vergangenen Tagen Spiele am Fließband. Ihm macht der raue Ton auf dem Platz schon lange nichts mehr aus.

Regen, Wind, einstellige Temperaturen und überall Menschen, die meinen, es besser zu wissen. Es gibt genug Gründe, warum Menschen keine Lust haben, Fußball-Schiedsrichter zu sein. Jack Rennert aus Schmallenberg aber sieht das anders. Er ist seit fünf Jahren an der Pfeife und ein großer Verfechter des Schiedsrichterwesens. Das Gebölke der Zuschauer nimmt er dafür auch schon einmal in Kauf – und das sogar inzwischen gerne.

Dass es zu wenig Menschen gibt, die sich freiwillig auf den Fußballplätzen der Region anschreien lassen wollen, kann Jack Rennert verstehen. Ihn selbst aber stört das nicht. „Wenn ich angeschrien werde, gibt mir das noch einmal einen Kick“, sagt der 24-jährige Schmallenberger. Er weist die Schreihälse dann gerne in die Schranken, denn er weiß inzwischen sehr gut, welche Meinungshoheit er auf dem Platz hat.

Der Schiedsrichter gehört zur Fußball-Gemeinschaft

Das war aber nicht immer so. „In meinem ersten Jahr war ich schon zwei Mal kurz davor aufzuhören“, sagt Rennert. Hat er aber nicht, zum Glück wie er heute sagt. Es benötige einfach ein wenig Eingewöhnungszeit, sich an den teils rauhen Ton auf dem Platz zu gewöhnen. Und ohnehin sei das ja nicht immer so, auch wenn in der Öffentlichkeit oft ein anderer Eindruck entstehe. „Ich mag es, wie man von allen Beteiligten aufgenommen wird. Da ist dann auch immer ein Stück Dankbarkeit dabei, das man sich hinstellt und die Spiele leitet“, sagt er. Vor allem die Gemeinschaft unter den Fußballern sei ein Grund, warum er so gerne als Schiedsrichter auf dem Platz steht.

Und das tut er in den vergangenen Tagen ziemlich oft. Bedingt durch einige Nachholspiele ist Jack Rennert noch öfter aktiv, als es durch den Schiedsrichtermangel ohnehin notwendig ist. Sieben Spiele in zehn Tagen leitete er zuletzt, einzig am vergangenen Freitag stand er nicht auf dem Feld. „Ich mache das einfach gerne“, sagt er. Finanzielle Beweggründe können es in jedem Fall nicht sein, gerade einmal 24 Euro plus Spritgeld kommen bei einem Spiel für ihn heraus. „Man macht zumindest kein Minus“, sagt er und lacht.

Kein Schiedsrichter bei den eigenen Spielen

Angefangen zu Pfeifen hat er aus einem anderen Grund. Als er noch selbst Fußball spielt, müssen Spiele oft ohne einen angesetzten Unparteiischen auskommen. Für Rennert eine untragbare Situation. Er sieht einen Aushang im Vereinsheim des SV Schmallenberg/Fredeburg, meldet sich für den Lehrgang und besteht die obligatorischen Tests. „Und vor denen braucht nun wirklich niemand Angst haben“, sagt er.

Irgendwann möchte er auch einmal höher pfeifen. „Bezirksliga wäre schon schön“, sagt er. Aber dazwischen liegt derzeit noch die Kreisliga A. Bedingt durch die Corona-Pandemie ist seine Karriere als Schiedsrichter ein wenig ins Stocken geraten, nun möchte er wieder Vollgas geben. Da können andere schreien, wie sie möchten. Rennert steht da drüber.