Sauerland. Unsere Zeitung hat bei Funktionären und Trainern aus dem HSK nachgefragt, was sie von der Übernahme der Sperren in die neue Fußballsaison halten.

Die Zwangspause im Amateurfußball durch die Coronapandemie dauert mittlerweile mehr als ein halbes Jahr an. Die letzten Punktspiele in der inzwischen annullierten Saison 2020/2021 fanden Ende Oktober des vergangenen Jahres statt. Für Spielerinnen und Spieler, die damals vom Platz gestellt worden sind (Gelb-Rote oder Rote Karte), wird die fußballfreie Zeit über den geplanten Saisonstart im August andauern. Wie der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) mitteilte, werden diese Sperren in die Spielzeit 2021/2022 übertragen. „Die persönlichen Sperren bleiben bestehen“, erklärte Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball im FLVW. Gelbe Karten sind dagegen gestrichen worden.

Die Sauerlandsport-Redaktion hat bei Funktionären, Staffelleitern und Trainern aus dem HSK nachgefragt, was sie davon halten, obwohl die Saison annulliert worden ist.

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Rainer Strohmenger, Vorsitzender des Sportgerichts im Fußballkreis Hochsauerlandkreis: „Mein Rechtsempfinden sagt mir, dass, wenn eine Saison unterbrochen wird, die Sperren bei Fortführung mitgenommen werden müssen. Wenn die Saison allerdings annulliert wird, müssen die Sperren auch auf Null gesetzt werden. Da hat man meines Erachtens keinen Ermessensspielraum.“

Sascha Göckeler, stellvertretender Vorsitzender sowie Geschäftsführer des Fußballkreises Arnsberg: „Meiner Meinung nach hätte man sich ein Meinungsbild bei den Kreisvorständen einholen können. Jetzt müssen wir das so umsetzen, wie das von oben vorgegeben ist. Ich hätte auch mit einer Annullierung der Sperren leben können.“

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Dirk Potthöfer, Staffelleiter der Fußball-Bezirksliga 4: „Zunächst finde ich es erst einmal gut, dass man im vergangenen Jahr die Wochensperre auf die Spieltagssperre umgewandelt hat. Die logische Konsequenz daraus ist, dass auch die Sperren aus der annullierten Spielzeit mit in die neue Saison übernommen werden müssen. Alles andere wäre wieder aufgeweicht. Man darf hier keine Ausnahmen dulden. Für meine Liga kommt das nicht in Betracht, da es am letzten ausgetragenen Spieltag im vergangenen Oktober in meiner Liga keinen Platzverweis gegeben hat.“

Alex Bruchhage, Trainer des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim: „Aus meiner Sicht erfordern besondere Situationen auch besondere Maßnahmen. Es wäre sinnvoll gewesen, diese schon historischen Sperren, die im Oktober des vergangenen Jahres ausgesprochen worden sind, einfach zu streichen.“

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Olcay Eryegin, Teammanager des Fußball-Landesligisten RW Erlinghausen: „Wir sind davon nicht betroffen, da wir bis zu Annullierung der Saison keinen Platzverweis hatten. Trotzdem finde ich die Übernahme der Sperren in die neue Saison völlig überzogen. Wenn man eine Spielzeit annulliert, müssen auch die Strafen annulliert werden. Alles andere ergibt keinen Sinn.“

Jörg Fischer, Trainer des Fußball-Bezirksligisten SV Hüsten 09: „Ich bin sprachlos. Wie kann man denn auf so eine Idee kommen? Die Jungs sind durch die Coronapandemie doch schon genug gestraft. Für uns bedeutet das natürlich eine enorme Schwächung, denn Marcel Kern hat bei unserer 3:4-Niederlage Ende Oktober 2020 gegen die Spielvereinigung Olpe die Rote Karte gesehen, und damit wird er uns in den ersten Saisonspielen fehlen. Für mich ist das mit den Sperren ein absoluter Witz – leider kann nicht darüber lachen.“

Roland Keggenhoff, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten BC Eslohe: „Die Übernahme von Sperren ist nicht neu. Wenn ein Spieler des Feldes verwiesen worden ist, muss er auch die Konsequenzen tragen. Ich weiß allerdings nicht, ob man so auch bei einer Annullierung verfahren sollte.“

Marco Grebe, Trainer des Fußball-Bezirksligisten TuS Voßwinkel: „Ich halte das für total übertrieben. Zum Glück sind wir davon nicht betroffen. Annullierung heißt für mich nicht nur das Streichen von Punkten und Toren, sondern auch von Sperren.“

Merso Mersovski, Trainer des Fußball-Bezirksligisten SV Schmallenberg/Fredeburg: „Ich finde das witzig und nicht überdacht. Wenn man schon die Saison annulliert, dann sollte man sich nicht an solchen Kleinigkeiten festhalten und auch die Sperren unberücksichtigt lassen. Es gibt sicherlich andere Probleme, über die der Verband ernsthaft nachdenken sollte.“

Stefan Picht, Präsidiumsmitglied des Fußball-Bezirksligisten VfB Marsberg: „Für mich fährt der Verband eine Art Schlingerkurs, weil er die Annullierung nicht richtig vorbereitet hat. Wenn eine Saison annulliert und alles auf Null gesetzt wird, müssen auch die Sperren wegfallen. Wir sind jetzt davon betroffen, weil unser Spieler Manuel Lüdtke im letzten Punktspiel der A-Liga unserer zweiten Mannschaft gegen die SG Dreislar/Hesborn am 25. Oktober 2020 die Ampelkarte gesehen hat.“

Christopher Willhuber, Trainer des Fußball-A-Kreisligisten SG Madfeld/Bleiwäsche: „Wenn eine Saison annulliert wird, muss alles annulliert werden. Also auch die Strafen nach Platzverweisen.“

Daniele Murgo, gemeinsam mit Peter Kozok Trainer des Arnsberger Fußball-A-Kreisligisten SG Herdringen/Müschede: „Wir sind zwar nicht davon betroffen, finden das aber wieder typisch bürokratisch. Besser hätte ich es gefunden, wenn wirklich alle Mannschaften wieder bei Null angefangen hätten. Die ganze Sache ist einfach nur überflüssig.“