Birmingham/Arnsberg. Sie spielt im republikanischen Südosten der USA professionell Tennis – und glaubt vor der US-Wahl an einen Wandel: die Arnsbergerin Jana Hecking.

Als Stipendiatin ist Jana Hecking aus Arnsberg-Bruchhausen erfolgreich als Tennisspielerin im Leistungssport in den USA aktiv. Die 21-Jährige studiert an der Universität Alabama-Birmingham (UAB) Biomedizin-Ingenieurwesen und spielt unter Profibedingungen für das dortige College-Team.

Birmingham mit seinen etwa 215.000 Einwohnern wird auch „Magic City“ genannt, der Bundesstaat Alabama im Südosten der USA gilt grundsätzlich als klassisch republikanisch. Doch unmittelbar vor der US-Präsidentenwahl und der Entscheidung zwischen Amtsinhaber Donald Trump und Herausforderer Joe Biden am Dienstag, 3. November, erkennt Jana Hecking durchaus die Tendenz zu einem „Change“ – einem Wandel.

Neue Heimat USA: Sauerländerin Jana Hecking über ihre Gefühle vor der Wahl

Vor allem in den Wohnsiedlungen Birminghams, das seit etwa dreieinhalb Jahren Heckings neue Heimat ist, sei – anders als in den liberalen Gegenden rund um die Universitäten und auch ihren Campus – zu sehen, wer welche Politik bevorzugt. „Dort machen die Leute ihre politische Meinung sehr offensichtlich. Ich habe auch schon jemanden mit einem ‘I love Trump’-T-Shirt gesehen. Man kann sich das in Deutschland nicht vorstellen, dass jemand mit einem ,Ich liebe Angela Merkel’-T-Shirt herumlaufen würde. Das ist irgendwie undenkbar“, sagt Hecking im Gespräch mit dieser Zeitung und lacht.

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Aus ihrer Sicht sei das Land „gespalten“. Hecking befürchtet gar, „dass es größere Unruhen geben könnte, sobald das Ergebnis der Wahl feststeht. Ich glaube, dass das daran liegt, dass die beiden Optionen, die man hat, nicht unterschiedlicher sein könnten. Die Diskrepanz ist sehr groß“.

Als internationale Studentin sei es ihr am wichtigsten, ihr Studium abschließen und bis dahin legal im Land bleiben zu können. „In den vergangenen Wochen und Monaten gab es einige Komplikationen bezüglich internationaler Studenten in den USA. Zum Beispiel wollte die aktuelle Regierung auch mal internationale Studenten ausweisen. Ich denke es ist ziemlich deutlich, welcher Ausgang der Wahl besser für mich wäre. Das Land muss mehr zusammengebracht werden. Der ganze Hass der vergangenen Jahre ist für niemanden hier zum Vorteil. Ich finde, da muss auf jeden Fall ein Wandel her“, betont die Sauerländerin.

Fest verwurzelt in Birmingham

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Jana Hecking, Tennis-Westfalenmeisterin von 2017, fühlt sich wohl in ihrem neuen zu Hause. „Birmingham ist eine zweite Heimat für mich geworden“, sagt sie. Mit ihrem College-Team verbringe sie sehr viel Zeit beim Training und bei Turnieren – und neben dem Platz. Im Team hat sie viele gute Freundinnen gefunden, und seit zwei Jahren ist sie fest mit ihrem Freund Nikolai zusammen, einem gebürtigen Bulgaren, der in Südafrika aufgewachsen ist und im Männer-Team der UAB spielt.

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In den USA hat Studentin und Tennisspielerin Jana Hecking in der Regel einen straffen Tagesablauf. Meist startet das Training bereits gegen 7 Uhr und dauert bis etwa 11 Uhr, dann folgen ein Mittagessen sowie an der Uni Seminare und Vorlesungen, im Anschluss bisweilen individuelle Übungen und Hausaufgaben. Der Sport an einer US-Uni mit Division-1-Status wie der UAB – Footballer, Basketballer und eben auch Tennisspieler sind in den jeweils höchsten College-Ligen der Vereinigten Staaten unterwegs – steht für Spitzenniveau.

Ideen für die Zeit nach dem Studium

Ein möglicher Weg zu einer professionellen Laufbahn im Tennis ist weiterhin eine Option für die Sauerländerin Jana Hecking. Durch die Coronapandemie sei das Tennis ihres Teams natürlich beeinflusst worden. Während des ersten Lockdowns im Sommer weilte Jana Hecking zu Hause bei ihrer Familie in Arnsberg-Bruchhausen und konnte dort nicht so intensiv trainieren wie in den USA.

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Immerhin standen dann, als die Lage besser geworden war, einige individuelle Turniere an. Seit dem August ist sie wieder in den USA und wird auch jede Woche auf das Coronavirus getestet. Die Bedingungen für die Sportler seien äußerst streng. „Unser Team hatte aber noch keinen einzigen positiven Fall. Deswegen sind wir immer noch in der Lage, täglich zu trainieren. Und in der vergangenen Woche haben wir als Team wieder ein Turnier gewonnen“, erzählt sie. Ob die Hauptsaison von Januar bis April 2021 durchgeführt werden könne, sei unklar, betont die 21-Jährige: „Ich bin aber positiv gestimmt, dass alles klappen kann.“

Normalerweise hat Jana Hecking drei bis vier Wochen über Weihnachten eine freie Zeit und im Sommer drei, vier Monate von Mai bis August – diese Zeit verbringt sie dann hauptsächlich „zu Hause im Sauerland. Dann versuche ich, meine ganze Familie zu sehen und all meine Freunde“, sagt sie.

Die Verbindung in die Heimat sei ihr wichtig, „ich freue mich immer auf die Natur – und das deutsche Essen meiner Oma“. Eines weiß Jana Hecking schon jetzt gewiss: „Ich will wieder nach Deutschland ziehen, wenn ich hier fertig bin mit meinem Studium. Das ist und bleibt meine Heimat.“