Sauerland. Der Amateursport im Hochsauerlandkreis wird vom 2. bis 30. November aufgrund der Coronapandemie gestoppt. Das sind die ersten Reaktionen im HSK.

Der Geruch der frisch auf den Grill geworfenen Bratwurst, der freundliche Kassierer, der zur Begrüßung immer einen lockeren Spruch für die Besucher übrig hat, die pushende Technomusik beim Einspielen, die Emotionen, die süchtig machen können, das Jubeln und Feiern nach dem Sieg oder das gegenseitige Wiederaufbauen in der Niederlage – auf all das werden die Amateursportler im Hochsauerlandkreis in den kommenden Wochen verzichten müssen.


Nach der jüngsten Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer entschied die Politik am Mittwochabend, 28. Oktober, dass von Montag, 2. November, bis Montag, 30. November, striktere Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie ergriffen werden. Die Rede ist von einem „Teil-Lockdown“.

Wie eine erste Umfrage dieser Zeitung zu den verabredeten Maßnahmen zeigt, sind die Reaktionen aus der HSK-Sportszene größtenteils von Verständnis geprägt.

Teil-Lockdown im HSK: Das sind die Maßnahmen für den Sport

Die Ausbreitung des Coronavirus’ soll durch härtere Maßnahmen verlangsamt werden. Die vordringlichen Ziele: die Absenkung der Sieben-Tage-Inzidenz auf weniger als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, um eine Nachverfolgung durch die Gesundheitsämter zu gewährleisten, und die dringend nötige Reduzierung von Kontakten.


Bund und Länder werden aufgrund der Coronakrise Veranstaltungen, die der Unterhaltung und der Freizeit dienen, nun für vier Wochen deutschlandweit weitgehend untersagen. Das betrifft auch den Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, der vom 2. bis 30. November verboten wird.


Der Spielbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen auch nicht mehr trainieren. Auch Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbäder werden geschlossen. Nur der Individualsport, also etwa alleine, zu zweit oder mit Mitgliedern des eigenen Hausstandes joggen zu gehen, bleibt weiterhin erlaubt.

Reaktionen des HSK-Sports

Diese extremen Auswirkungen auf den Freizeit- und Amateursport kann zwar nicht jeder in der HSK-Sportszene nachvollziehen, doch die Entscheidungen werden zu einem großen Teil befürwortet.


Dass der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) den Spielbetrieb in allen kreislichen und überkreislichen Jugend- und Amateurspielklassen ab heute vorerst einstellt, darüber seien alle Protagonisten im Verein „traurig, weil wir unseren Sport nicht mehr ausüben können“, sagte Eric Wachholz, Fußball-Abteilungsleiter des Bezirksligisten TuS Sundern. „Wir sind aber sicher, dass die Verantwortlichen nach bestem Wissen und Gewissen ihrer Verantwortung gerecht werden“. Er wünsche sich, dass nach dem erneuten Aussetzen auch des Fußballs eine geordnetere Rückführung in den Spielbetrieb gelingt als noch im Frühjahr: „Wir wollen die Saison weiter fortführen. Einen Abbruch sehe ich nicht.“


Frederik Leikop, Präsidiumsmitglied und Trainer der Landesliga-Frauen des SV Thülen, betonte: „Die Gesundheit steht über allem – das ist einfach so.“ Zwar sei die Ansteckungsgefahr auf dem Spielfeld selbst gering, doch die Umsetzung der Hygienekonzepte bereite den meisten Vereinen Probleme: „Das ist meines Erachtens oftmals mehr Schein als Sein. Es werden Listen ausgelegt und ab und zu ein paar Schilder aufgestellt mit dem Hinweis, bitte Abstand zu halten, aber so wirklich hält sich keiner daran.“


Der Trainer des höchstklassig spielenden Frauenteams im HSK brachte darüber hinaus eine interessante Idee ins Spiel. „Für mich wären durchaus auch im Amateurbereich Geisterspiele eine Alternative. Da könnten sich die Vereine dann darauf konzentrieren, die Hygienekonzepte nur für die Spieler und Trainer umsetzen zu müssen. Wir müssen die Infektionszahlen einfach in den Griff bekommen“, sagte Frederik Leikop.

Dass der Freizeit- und Amateursport spätestens ab Montag ruht, ist vor allem für die großen Sportvereine im Hochsauerlandkreis wie etwa den TV Neheim ein herber Schlag. Doch Heino Künkenrenken, Vorsitzender des TVN, betonte auf Nachfrage, dass er die Maßnahmen „total nachvollziehen“ kann. Und weiter: „Die Corona-Infektionszahlen explodieren ja regelrecht. Wir sind davon ausgegangen, dass dieser Lockdown für den Sport kommen wird. Einige Gruppen mit älteren Teilnehmern haben bereits pausiert“.


Der TV Neheim, der etwa 2000 Mitglieder hat und unter anderem Handball, Leichtathletik, Badminton und Tanzsport anbietet, wolle auch nicht erst bis Montag, 2. November, abwarten, ehe der Klub Maßnahmen ergreift. Heino Künkenrenken: „Wir werden am Donnerstag alle benachrichtigen, dass ab sofort kein Training und keine Angebot mehr bei uns stattfinden.“


Anders könnte das nun beim etwa 1700 Mitglieder starken SSV Meschede ablaufen. SSV-Vorsitzender Martin Kettler sagte gestern Abend, dass er heute mit den Leitern der einzelnen SSV-Abteilungen das weitere Vorgehen besprechen wolle. „Wir sind gewillt, ab Montag all das umzusetzen, was nun gefordert wird. Vielleicht wird aber in den kommenden Tagen noch das eine oder andere Training stattfinden“, sagte Martin Kettler.


Dass die Gefahr durch die Coronapandemie nun schon so lange anhalte, „betrübt mich. Wir dürfen auch nicht die sozialen Aspekte eines Sportvereins vergessen. Wenn plötzlich Kinder und Jugendliche nicht mehr gemeinsam trainieren dürfen oder sich ältere Menschen nicht mehr fit halten können, muss man aufpassen, dass man damit nicht mehr Porzellan zerschlägt, als das Corona tun würde“.