Sauerland. Mit A-Ligist SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg verzichtet das erste HSK-Team bewusst auf weitere Spiele. Das ruft emotionale Reaktionen hervor.

Die rasant angestiegenen Corona-Infektionszahlen und der hohe Inzidenzwert im Hochsauerlandkreis (Stand am Montag, 26. Oktober, 0 Uhr: 83,5 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts) und den Nachbarregionen haben den heimischen Fußball vor allem am Wochenende 23., 24. und 25. Oktober deutlich beeinflusst.


Mehr als 30 Begegnungen mit Beteiligungen von heimischen Mannschaften aus dem Sauerland wurden aufgrund der Coronapandemie in erster Linie wegen positiven Befunden oder aber Verdachtsfällen abgesagt.


Dazu hat jetzt mit A-Kreisligist SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg die erste Mannschaft aus dem HSK erklärt, dass sie so lange nicht mehr zu ihren Pflichtspielen antreten will, so lange der Hochsauerlandkreis als ein Risikogebiet ausgewiesen ist. Angetreten ist am 25. Oktober aber die zweite Mannschaft der SG, die in der Kreisliga B Ost mit 0:1 beim TSV Bigge-Olsberg II unterlag.

Das fordert die Mannschaft der SG Giershagen/Hoppecketal/Padberg

Dagegen trat die „Erste“ der SG am neunten Spieltag der Fußball-Kreisliga A Ost zum Auswärtsspiel beim TSV Bigge-Olsberg am Sonntag, 25. Oktober, freiwillig nicht an. „Wir wollten einfach ein Zeichen setzen und mit dazu beitragen, dass sich der Virus nicht noch weiter verbreitet. Unsere Gesundheit und auch die der anderen sind wesentlich wichtiger als ein Fußballspiel“, erklärte Thomas Plachetka, Spieler der SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg, im Gespräch mit dieser Zeitung.


In einer gemeinsamen Erklärung ging die gesamte Mannschaft der in diesem Sommer neu gegründeten SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg näher auf ihre Beweggründe, die zu dieser Absage führten, ein. „Es sollte die Aufgabe eines jeden Einzelnen sein, die Ausweitung des Virus so weit wie möglich einzudämmen, doch stattdessen bestehen die Verantwortlichen, der Staffelleiter der Kreisliga A Ost sowie der Vorsitzende des FLVW-Kreises Hochsauerlandkreis, auf eine Austragung der Spiele. Auch wenn es die Regelung gibt, dass nur aufgrund bestimmter Voraussetzungen, Spiele verlegt werden beziehungsweise abgesagt werden können, hat es mit gesundem Menschenverstand zu tun, sich auch über Regelungen und Bestimmungen vom FLVW hinwegzusetzen und selbst ein Zeichen zu setzen“, hieß es darin.


Und weiter: „Wir, die Spieler und Betreuer, gehen am Montag wieder zur Arbeit, in die Schule oder ins Studium. Anstatt dass der Virus eingedämmt wird, besteht hier die große Gefahr, den Virus immer weiterzutragen. Wir verdienen mit unserem Sport in der Kreisliga kein Geld, was uns den Lebensunterhalt sichert, von daher ist es auch nicht notwendig, die Spiele und die Saison so weiterlaufen zu lassen.“

So reagiert der Kreisvorstand im HSK

Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte Michael Schütte, Kreisvorsitzender des Fußballkreises HSK, dass er die emotionale Reaktion und das konsequente Handeln der SG grundsätzlich verstehen könne. „Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Auch die Aussage der SG, dass die Mannschaft ein mulmiges Gefühl habe, anzutreten. Aber: Ein mulmiges Gefühl ist eben keine Regel. Es gibt zwei Gründe für die Absetzung eines Spiels: Einen bestätigten Corona-Verdachtsfall oder Infektionsfall sowie den Verdacht auf eine Krankheit, die auch mit Corona zusammenhängen könnte. Dann würden wir aber ein Testergebnis verlangen. Bei der SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg gab es aber keinen Verdachtsfall oder Ähnliches“, sagte Schütte.


Er habe bereits in der Videokonferenz der 29 Kreisvorsitzenden der FLVW-Kreise mit den FLVW-Funktionären um Manfred Schnieders (Vizepräsident Amateurfußball) am Donnerstag, 22. Oktober, dafür plädiert, „dass wir eine verbandseinheitliche Lösung finden. Leider war ich da gemeinsam mit ein paar anderen Kreisvorsitzenden der einsame Rufer in der Wüste“.


Die zuletzt immer prekärer gewordene Corona-Lage im HSK und die Entwicklung der vergangenen Tage haben Michael Schütte und sein Team des Vorstands im Fußballkreis HSK nun zu einer sofortigen Reaktion veranlasst. „Wir werden den kommenden Spieltag der Fußball-Kreisligen A Ost und A West (jeweils geplant für Freitagabend, 30. Oktober, Anm. d. Red.) absagen und erst mal zehn Tage keinen Fußball im Senioren- und Jugendbereich spielen. Dann sehen wir weiter, ob womöglich bis dahin eine verbandsweite Entscheidung getroffen worden ist“, sagte Schütte.


Damit dürfte auch die SG leben können, denn die Mannschaft hatte zum Ende ihrer Erklärung folgendes gefordert: „Unterbrecht den Irrsinn und wartet mal zwei Wochen ab, wohin die Tendenz der Zahlen geht, denn so macht der Fußball keinen Spaß und gefährdet die Gesundheit vieler Menschen noch hinzu.“

Hoffen auf den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen

Michael Schütte betonte weiterhin, dass ihn sein Ehrenamt als Kreisvorsitzender am 23., 24. und 25. Oktober einiges mehr abverlangt habe als gewöhnlich. Das sei keine gute Entwicklung: „Nach diesem Wochenende muss ich sagen: Da habe ich so keinen Bock mehr darauf. Ich musste am Freitag, Samstag und Sonntag viele Dinge klären und in verschiedenen Fällen immer wieder vermitteln.“


Zwar lägen seitens der Vereine „gute Hygienekonzepte“ vor „aber es dürfen ja nur fünf Spieler in die Kabinen. Was machen denn dann die 15 anderen Spieler, wenn es kälter wird? Die warten dann notgedrungen draußen und holen sich nachher eine Lungenentzündung oder wie? So ist das aus meiner Sicht nicht umsetzbar. Ich hoffe, dass da auch für den überkreislichen Fußball etwas vom Verband kommen wird“, so Schütte.

Staffelleiter kann Nicht-Antritt nicht nachvollziehen

Dass der kommende Gegner, die SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg, nun nicht zum Duell in Bigge angetreten war, konnte übrigens auch der eigentliche Gegner, der TSV Bigge-Olsberg, nachvollziehen. „Wir sehen die Notwendigkeit des Fußballs zurzeit als nicht gegeben an. Aufgrund der aktuellen Entwicklung kann ich nicht verstehen, dass der Spieltag vom Verband nicht abgesetzt wurde“, sagte Mike Bergmann, Sportlicher Leiter des TSV.

Weniger Verständnis für das Verhalten der SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg äußerte auf Nachfrage Willi Frese, Staffelleiter der Fußball-Kreisliga A Ost. „Das ist nicht logisch, dass die erste Mannschaft der SG nicht antritt und die zweite aber doch. Ich finde, dass das Thema Corona vor allem durch die Medien viel zu sehr hochgepusht wird“, sagte er.

Auf die Frage, welche Folgen weitere Nicht-Antritte für die SG Giershagen/Hoppecketal-Padberg haben würden, antwortete Frese: „Beim nun ersten Nicht-Antritt müssen 100 Euro Ordnungsgeld und beim zweiten 200 Euro gezahlt werden. Der dritte Nicht-Antritt würde den Zwangsabstieg bedeuten.“