Sauerland. Aufgrund der Coronakrise sind viele Schwimmkurse im Sauerland ausgefallen. Viele Kinder lernen dieses Jahr nicht, richtig zu schwimmen. Ideen.

Auch wenn es derzeit eher grau ist und nieselt: Der Sommer war auch in diesem Jahr bereits willkommener Gast im Hochsauerlandkreis, und er wird es laut aktuellen Wettervorhersagen auch spätestens ab Ende nächster Woche wieder sein. Steigende Temperaturen, dazu lockerere Coronabeschränkungen: Normalerweise perfekte Bedingungen, um das Wetter für einen Ausflug in die Freibäder oder an die Badestellen des Sorpesees (mit Sorpetalsperre) in Sundern und des Hennesees (mit Hennetalsperre) in Meschede zu nutzen.

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Die Coronakrise erschwert jedoch vor allem einer Gruppe den Spaß im kühlen Nass: Schwimmanfängern. Der Schwimmverband Nordrhein-Westfalen schlägt jetzt Alarm, denn aufgrund geschlossener Bäder sind auch die Schwimmkurse in den vergangenen Monaten ausgefallen. Das hat beträchtliche Auswirkungen: Wartelisten werden immer länger, und Vereinen sowie Badbetreibern drohen Engpässe, um die riesige Nachfrage zu bedienen.

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Der Schwimmverband NRW rechnet mit einem Rückgang der Schwimmausbildungen von bis zu 80 Prozent bei den Seepferdchen-Absolventen. Heißt übersetzt: Während im vergangenen Jahr laut Verbandsangaben Kinder mehr als 25.000 Seepferdchen und weitere Schwimmabzeichen erlangten, könnten nun im schlimmsten Fall mehr als 20.000 Kinder auf dem Trockenen sitzen bleiben.

Das sagen die Anbieter von Schwimmkursen zur Entwicklung.

Das Bad

Das Freizeitbad „Nass“ in Arnsberg-Hüsten hat wieder geöffnet, natürlich unter entsprechenden Hygiene- und Abstandsvorgaben. Seit Mitte März hätten drei Blöcke mit je drei Schwimmkursen, also insgesamt neun Kurse, nicht durchgeführt werden können, zudem sei ein Angebot abgebrochen worden, sagt Barbara Klappert, Teamleiterin Schwimmbad des „Nass“. Die Reaktionen einiger Eltern, die ihre Kinder in Schwimmkurse geben wollten, seien entsprechend ausgefallen: „Da herrschte oft Verärgerung und Frust. Die Situation ist für alle unbefriedigend“, sagt Klappert.

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Mit nur noch sechs anstatt acht Kindern pro Angebot startet das „Nass“ ab Montag, 13. Juli, indes wieder durch: Bis zum 24. Juli laufen dann fünf neue Schwimmkurse für Anfänger, von montags bis freitags jeden Tag ab 9 Uhr für je 45 Minuten. „Uns liegt viel daran, dass die Kinder schwimmen lernen und dann auch dran bleiben. So kann das Problem zumindest etwas aufgefangen werden“, so Klappert.

Der Verein

Beim SV Neptun Neheim-Hüsten sind Schwimmkurse ein fester Bestandteil des Vereinslebens. Von der Aquafitness bis zum Leistungsschwimmen bietet der Verein zahlreiche Möglichkeiten an, sich im Wasser (sportlich) zu betätigen.

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Dazu zählen natürlich auch die Kurse für Kinder, damit diese beispielsweise das Seepferdchen erlangen können. Die Angebote führt der SV Neptun im Lehrschwimmbecken Herdringen durch, das allerdings saniert werden muss und daher sogar droht, ganz unabhängig von der Coronakrise für längere Zeit als Sportstätte auszufallen. „Für die Nichtschwimmerkurse sieht es daher aktuell leider doppelt schlecht aus. Wir haben bei uns im Verein lange Wartelisten, die Nachfrage war zuvor schon hoch und ist noch höher geworden“, sagt Karin Kemper, Sportliche Leiterin des SV Neptun Neheim-Hüsten.

Nichtschwimmer seien generell dringend darauf angewiesen, ihr Seepferdchenwissen zu vertiefen und weiter zu üben. Karin Kemper: „Die Gefahr ist sonst groß, dass Kinder mit ihren Eltern im Urlaub im Meer oder an Seen ins Wasser gehen, obwohl sie nicht richtig schwimmen können.“

Die DLRG

Die Ortsgruppe Meschede der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bietet ihre Schwimmkurse, die ohne das Beisein der Eltern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stattfinden, in der Regel etwa von September bis etwa Februar/März statt. „Wir sind von daher glücklicherweise nicht so betroffen gewesen“, sagt Endro Sassenberg, 2. Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Meschede.

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Angeboten würden die Kurse zumeist für Kinder im Alter von vier, fünf Jahren. „Die Wassergewöhnung und die Wasserbewältigung werden dabei vermittelt“, betont Sassenberg. Weggefallen seien der DLRG-Ortsgruppe unter anderem aber Vergleichswettkämpfe, die coronabedingt ausfallen mussten.

An den Badestellen ist Vorsicht geboten

In den Sommermonaten werden die Badestellen am Sorpesee in Sundern, am Diemelsee in Marsberg und am Hennesee in Meschede wieder stark frequentiert werden. Es gilt dabei besonders, die Regeln zu beachten.

So sollten Gäste lediglich die ausgewiesenen Badestrände für ihr Vergnügen im kühlenden Nass nutzen. Wer mit kleinen Kindern schwimmen geht, die noch nicht im Besitz des Seepferdchens sind, sollte vorsichtig sein. „Sobald eine mögliche Gefahrensituation auftreten kann, versuchen wir auch schon präventiv aufzutreten und einzugreifen“, erklärt Endro Sassenberg, 2. Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Meschede, einen Teil des Jobs der Rettungskräfte der DLRG.

Diese Badestellen sind geöffnet

In der Coronakrise sind bei bald wieder schönem Sommerwetter verschiedene Badestellen am Sorpe-, Henne- und Diemelsee offen.

Hennesee: Hier gibt’s die Berghauser Bucht (Nordufer), die Badebucht Mielinghausen (unterhalb der Ferienhaussiedlung) und eine Bucht für den Campingplatz Knaus am Vorbecken. Dort wacht das DLRG Schmallenberg über die Gäste, in der Berghauser Bucht und in Mielinghausen ist es das DLRG Meschede. Es gilt die Coronaschutzverordnung, der Eintritt ist frei und die Öffnungszeiten gelten unbegrenzt.

Sorpesee: Im Strandbad Langscheid kann im Stadtgebiet Sundern der Sorpesee genossen werden. Los geht’s ab 9 Uhr, zwischendurch wird eine Stunde gereinigt und desinfiziert, Tickets kosten Erwachsene drei Euro und gelten derzeit spezielle Coronabedingungen.

Diemelsee: Das Strandbad in Marsberg-Helminghausen und auch das in Hessen benachbarte Strandbad in Diemelsee-Heringhausen sind wieder geöffnet. Eintritt und Parken sind kostenlos.

Hillebachsee: Die Badebucht zum See in Winterberg-Niedersfeld ist derzeit noch geschlossen.

Kolumne von Philipp Bülter

Wie aus dem Angsthasen eine Wasserratte wurde

Ich soll mal richtig Angst, ja viel mehr gar Panik vor dem Wasser gehabt haben? Kann ich zunächst kaum glauben. Aber als ich für die Recherche zu diesem Text mit meiner Mutter telefoniere, damit wir uns an die Zeit zurückerinnern, als ich, jetzt 34 Jahre alt, Schwimmen gelernt habe, kommen die Bilder und Gefühle bei uns rasch zurück.

Es sind, bezüglich des Schwimmens, nicht nur gute. Als ich drei Jahre alt war, wollte mich Mama an das Wasser gewöhnen und buchte einen Schwimmkurs für Kleinkinder. Sie war natürlich mit dabei. Trotzdem hatte ich Bammel, vor allem wenn das Becken tiefer wurde.

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Den Schwimmkurs bei der DLRG in meiner Heimat mit etwa sechs Jahren musste ich direkt noch mal machen – zu groß waren meine Vorbehalte. Bei der zweiten Runde – diesmal auch noch gemeinsam mit meinen um je eineinhalb Jahre jüngeren zwei Geschwistern, welch’ Pein – war ich tapferer. Die Bahn durchgeschwommen, um mein Seepferdchen zu erlangen, habe ich aber erst, als meine Schwimmlehrerin mich dazu zwang: Sie schwamm neben mir, damit ich nicht an den Seitenrand konnte. Ich heulte die Bahn lang durch – und schaffte es. Ein super Gefühl, das weiß ich noch heute.

Danach machte es Klick. In den Folgejahren absolvierte ich alle Schwimmabzeichen, bis zu Gold. In unseren Urlauben am Meer oder an Seen verließ ich das Wasser fast gar nicht mehr. Ich bin auch heute eine Wasserratte, ziehe gern zum Abschalten im Schwimmbad meine Bahnen. Und bin sehr froh, dass ich frühzeitig Schwimmen gelernt habe – auch wenn das nicht immer schön gewesen ist.