Basketballer Fidan Cetaj aus Arnsberg lebt und arbeitet im australischen Outback. Er berichtet von sportlichen und menschlichen Erfahrungen.

Von Jan Haselhorst

Arnsberg/Mount Isa. Das Sauerland und das australische Bundesland Queensland trennen rund 14.500 Kilometer Luftlinie. Dort, genauer gesagt in der Kleinstadt Mount Isa City, ist der Arnsberger Basketballer Fidan Cetaj seit Februar diesen Jahres „gestrandet“. Die Corona-Pandemie hat die Reisepläne des ehemaligen Spielers vom SV Arnsberg 09 ordentlich durcheinandergeworfen. Das aktuelle Weltgeschehen erreicht jedoch auch das Outback. Im Gespräch mit der Westfalenpost berichtet der 24-Jährige über Rassismus im Sport, Demonstrationen in Australien und die Rückkehr zum Basketball.

Sie leben aktuell mitten im Nirgendwo, doch die Nachrichten über den Tod von George Floyd und die weltweiten Proteste gegen Rassismus haben auch Sie erreicht. Wie reagieren die Australier darauf?
Fidan Cetaj: In meiner Kleinstadt im Outback ist es sehr ruhig und man spürt keine Veränderung. Es gab auch keine Demonstrationen im Ort. In den Großstädten allerdings schon und wenn man auf den sozialen Netwerken aktiv ist, sieht man, dass sich viele Australier gegen Rassismus stark machen.

Wie sehr ist Rassismus in Australien überhaupt Thema?
Hier leben hauptsächlich hellhäutige Menschen, die - meiner Einschätzung nach - sehr tolerant gegenüber anderen Kulturen und Menschen sind. Ausnahmen gibt es allerdings, denn einige Australier haben Probleme mit den Aborigines und deren Kultur. Das beruht aber teilweise auf Gegenseitigkeit. Generell sind die Australier ein multikulturelles Volk und ich habe den Eindruck, dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen haben.

Fidan in Australien
Fidan in Australien © Fidan Cetaj | Fidan Cetaj

Wie wurden sie als Deutscher mit „Work-and-Holiday-Plänen“ in Australien aufgenommen? Gab es auch schlechte Erfahrungen?
Mit Ausnahme eines Arbeitgebers hatte ich durchweg nur gute Momente und das Gefühl, dass die Bevölkerung sehr interessiert an meiner Herkunft ist und der Motivation, warum ich nach Australien gereist bin. Sie sind stolz darauf, dass ihr Land weltweit so beliebt ist. Außerdem machen wir Backpacker oft Arbeiten, die die Australier nicht gerne machen. Zum Beispiel auf dem Feld arbeiten - für diese Arbeit werden wir geschätzt und üblicherweise auch ordentlich bezahlt.

Wie leben Sie in Australien und womit verbringen Sie ihre Zeit? Die Corona-Pandemie hat sicher einiges durcheinander gebracht.
Richtig, das hat sie. Ich bin im Oktober 2019 in Perth angekommen und habe dort einige Monate gelebt. Ich habe verschiedene Jobs ausprobiert, ein Appartement am Strand gehabt und das Leben genossen. Später bin ich nach Cairns geflogen, dort blieb ich allerdings nur anderthalb Wochen. Ein Job hat mich nach Cloncurry geführt, die Stadt ist rund anderthalb Stunden Autofahrt von Mount Isa City entfernt. Seit Februar diesen Jahres lebe ich nun dort, arbeitete anfangs in einer Bar und wegen der Corona-Pandemie auch in einer Kupfermiene. Viel Zeit für Freizeit blieb also gar nicht. Abends mache ich mit meinen Mitbewohnern oft Barbecue - und es wird im Outback generell viel getrunken...

Sie selber haben nicht nur in Arnsberg Basketball gespielt, sondern auch beim BC 70 Soest in der Oberliga - unter anderem mit farbigen Amerikanern zusammen. Haben Sie Rassismus in der Liga erlebt?
Nein, das habe ich bisher nie erlebt. Wenn ich Basketball spiele, sehe ich nur Mitspieler und Gegner auf dem Feld, aber keine besseren oder schlechteren Menschen. Rassismus ist widerwärtig und ich habe nie mitbekommen, dass die Gegner oder Fans in der Halle abfällige Kommentare oder Gesten gegenüber unseren Amerikanern gemacht haben.

Fidan in Australien
Fidan in Australien © Fidan Cetaj | Fidan Cetaj

Spielen Sie in Australien auch Basketball? Wie sieht dort die Sportlandschaft aus?
Richtige Vereine gibt es im Outback nicht. Aber ich habe einen guten Basketballkorb gefunden und halte mich fit, dass ich in Deutschland wieder angreifen kann - wann auch immer das sein wird. Die Australier sind vielseitig interessiert, besonders beliebte Sportarten sind Surfen, Rugby und Cricket.

Hintergrund

Wie lange Fidan Cetaj noch in Australien bleibt ist ungewiss. Sein Visum läuft zum 1. Oktober 2020 aus. „Vielleicht kehre ich dann schon nach Deutschland zurück oder ich hänge ein weiteres Jahr dran“, sagt Cetaj. Sollte er im Herbst nach Deutschland zurückkehren, liebäugelt er mit einem Basketball-Comeback. „Sollte die Liga wie geplant trotz der Corona-Pandemie stattfinden, dann würde ich gerne zum BC 70 Soest zurückkehren“, sagt der 24-Jährige. Dort würde er in der 2. Regionalliga spielen, der zweithöchsten Spielklasse von Nordrhein-Westfalen