Arnsberg. Einst war er auf dem Weg zum Tennisprofi – jetzt beißt sich Jörg Bornemann als ältester Starter im Feld beim Konsolencup durch. So geht er es an.
Mit dem Warsteiner Tennisprofi Jan-Lennard „Struffi“ Struff, der sich immer mehr in der Weltspitze etabliert, spielte er einst zusammen beim TC BW Soest. „Struffi hat an sechs gespielt und ich an drei – Wahnsinn!“, sagt Jörg Bornemann, der nun in der Bezirksliga für den STK 07 Arnsberg aufschlägt.
Jetzt geht Bornemann ganz neue Wege: Mit seinen 35 Jahren ist er mit weitem Abstand der Oldie im 16-köpfigen Starterfeld des 1. Konsolencups dieser Zeitung im Hochsauerlandkreis. Warum Fifa 2020 an der Playstation 4 Neuland für ihn ist, wie er seine erste Pleite verkraftet, welche Ausreden seine liebsten sind und wieso er gegen Jürgen Klopp im Tennis antreten möchte, verrät Jörg Bornemann jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung.
Jörg Bornemann, mit 35 Jahren sind Sie der mit Abstand älteste unter 16 Teilnehmern des Konsolencups. Mehrere Kontrahenten könnten theoretisch Ihre Kinder sein. Zocken kann ja auch Nerven kosten – Sie als Methusalem sind bei den Spielen also hoffentlich unter kompetenter Beobachtung?!
Jörg Bornemann: Im meinem Alter sollte man stets unter kompetenter Beobachtung sein. (lacht) Ich habe extra einen Arbeitskollegen von mir im Vorfeld zum Erste-Hilfe-Kurs geschickt. Sollte es zum Ernstfall kommen, hoffe ich, dass er bestens auf die Situation vorbereitet ist.
Es gibt diesen Spruch: „Der Mensch ist wie ein guter Wein – er reift mit den Jahren und wird immer wertvoller.“ Wird das auch Ihr Motto für den Konsolencup sein?
Das war mein Motto – bis zu meinem ersten Turnierspiel und der ersten Niederlage. Leider scheint bei mir der Wein korkig zu sein, so wie ich da vorgeführt worden bin.
Sie haben erst vor kurzem angefangen, Fifa 20 an der Playstation 4 zu spielen. Jetzt die Teilnahme am Konsolencup – das klingt nach einem Himmelfahrtskommando!
Leider gibt es Situationen, in denen man auch mal ins kalte Wasser springen muss. Dass es aber so kalt ist, hätte ich selbst nicht gedacht.
Im ersten Turnierspiel setzte es für Sie gegen Timo Steinhausen eine 1:3-Niederlage. Wieso kam Ihr erster Aufschlag nicht so wie sonst?
Entscheidend für den Aufschlag ist eine gute Bespannung. Diesmal habe ich auf die falsche Bespannungshärte gesetzt. Ich hoffe, den Fehler bis zum nächsten Mal zu beheben.
„Das war nicht meine Schuld, ich mache die Hose dafür verantwortlich“, hat Tennisprofi Andy Murray mal nach einer Niederlage gesagt. Was sind Ihre Ausreden?
Für die Pleite kann ich ganz klar zwei Dinge verantwortlich machen. Meine Tastenkombinationen aus dem Jahr 2000 scheinen dem neuen Fifa eindeutig zu schnell zu sein, daher war der Ball immer schneller weg, als mir lieb war. Und natürlich die schlechte Internetverbindung
Im ersten Turniermatch sah Ihre Performance noch unrund aus. Kaum mal eine gelungene Aktion aus dem Halbfeld, viele Breakbälle blieben ungenutzt liegen – trotz Ihres Einsatzes. Einen Tennisarm haben Sie jetzt aber nicht, oder?
Ich kuriere gerade meine Krämpfe in der Hand aus. Ich hoffe nicht, dass das zu einem Tennisarm führt. In meinem Alter weiß man allerdings nie, was aus einem Krampf heraus so alles entstehen kann. Timo Steinhausen hat mir offensiv einfach kaum eine Chance gegeben. Ich war da leider fairer.
Tennislegenden wie John McEnroe waren für Ihre Ausraster nach Punktverlusten und Niederlagen bekannt. Wo flog nach Spiel eins des Konsolencups Ihr Racket, der Controller, hin – an die Wand oder aus dem Fenster?
Wenn ich eines gelernt hab: Schmeiß’ das Racket nur dann, wenn Du einen guten Sponsoringvertrag hast, sonst kann dein Sport schnell zu Ende sein. Mein Controller war kurz davor, an die Wand zu fliegen, doch ich habe andere Gegenstände bevorzugt. Ich will ja schließlich das Turnier noch zu Ende spielen.
In der Tennis-Bezirksliga haben die meisten Gegner kaum eine Chance gegen Sie. Müssen Sie nun also für Ihr zweites Vorrundenspiel beim Konsolencup Ihren Fifa-Center-Court nach draußen verlegen und die Konsole auf einem Sandplatz beim STK anschließen?
Ich überlege, ob ich das Ziegelmehl, das auf unseren Tennisplätzen verteilt wird, hier im Konferenzraum bei meiner Arbeit einstreue, um einfach mehr Selbstbewusstsein zu bekommen und vielleicht so den Trainingsrückstand aufzuholen. Irgendwie möchte das nur keiner nachher wieder sauber machen.
Sie selbst waren in jungen Jahren auf dem Weg zum Tennisprofi, ehe Sie unter anderem eine schwere Verletzung stoppte. Obwohl viele Ärzte sagten, dass Sie nie wieder würden spielen können, haben Sie es zurück auf den Platz geschafft. Können Ihre große Erfahrung und Ihr großer Wille jetzt auch an der Playstation 4 weiterhelfen?
Diese Niederlage hat mich auf den Boden geworfen, aber ich werde aufstehen und weiterkämpfen. Eines meiner Mottos ist: Sag’ niemals nie. Realistisch muss ich leider anerkennen, dass meine Erfahrungen auf der Playstation so veraltet sind, dass diese höchstens dem Gegner helfen.
Viele pushen sich beim Tennis mit Rufen wie „Come on!“ oder „Vamos!“. Was ist Ihr Lieblingsruf zur Motivation, der womöglich auch bei Fifa 20 an der Konsole hilft?
Ich bediene mich da gerne vieler Varianten. „Come on!“, „Komm’ jetzt!“, aber auch „Vamos!“ sind da sicherlich im Programm. Leider hatte ich bisher noch nicht so viel zu feiern – daher flogen auch ein paar andere Wörter durch den Raum…
Sie treten beim Konsolencup mit dem FC Liverpool an. Wen würden Sie gern mal auf eine Partie Tennis herausfordern – Liverpools Trainer Jürgen Klopp oder Spieler Xherdan Shaqiri?
Ganz klar Kloppo. Er ist eine Legende. Ich würde gerne wissen, wie er auf dem Tennisfeld abgehen würde. Wenn das ähnlich wie am Spielfeldrand wäre, dann kann man endlich verstehen, warum Tennisplätze komplett eingezäunt sind. Dass dann live zu sehen, wäre ein absolutes Highlight.
Hand aufs Herz: Der Einzug in das Viertelfinale des Konsolencups wäre für Sie höher einzuordnen als ein Aufstieg mit dem STK 07, oder?
Auf jeden Fall. Selten war ich so großer Außenseiter wie bei diesem Konsolencup. Ich habe von vielen Seiten viel Häme bekommen, dass ich mir das überhaupt antue. Da wäre ein Überstehen der Vorrunde sensationell.
Zum Abschluss noch folgendes Szenario: Jörg Bornemann zieht als Oldie des Turniers vollkommen überraschend ins Finale des Konsolencups ein und gewinnt den Pott. Müssen die Straßen in und rund um Arnsberg dann für Ihren Triumphzug abgesperrt werden?
Aber sowas von! Ich habe in der Berichterstattung gelesen, dass das Finale an einem Freitag ist. Ich bestreite alle Spiele im Büro und wenn das Szenario eintreten sollte, wird natürlich unter Einhaltung aller Coronaregeln der Weg aus der Stadt bis zu mir nach Hause mit einem Bollerwagen und Kaltgetränken bestritten. Dann wird dieser Tag 48 Stunden haben! (lacht) Ich denke allerdings, dass für mich die Wahrscheinlichkeit, am 29. Mai mit Dauerwelle aufzustehen, wesentlich höher ist als der Titelgewinn beim Konsolencup.
15-Jähriger feiert 6:2-Auftaktsieg
Die ersten acht Begegnungen des 1. Konsolencups dieser Zeitung im HSK sind absolviert. Am Donnerstag, 14. Mai, waren drei Partien angesetzt. Gegen Turnieroldie Jörg Bornemann setzte sich Timo Steinhausen, Fußballer der SG Winterberg/Züschen, mit 3:1 durch. Steinhausen zockt mit dem VfB Stuttgart, Bornemann mit dem FC Liverpool. „Es hat Spaß gemacht – der Jörg ist kein Schlechter!“, sagte Steinhausen.
Im Duell der beiden jüngsten Teilnehmer im Wettbewerb traf dann Leichtathlet Theo Schürmann (15) mit Borussia Dortmund auf Fußballerin Chiara Kamitter (17), die mit Bayer 04 Leverkusen antritt. Unter anderem durch drei Tore von Erling Haaland behielt „Küken“ Schürmann letztlich klar die Oberhand. Im dritten Spiel des Tages bezwang Max Schamoni mit der AS Monaco Lenard Kersting und Bayern München – 13:0. Der bislang höchste Sieg beim Konsolencup dieser Zeitung.
Weiter geht’s mit dem zweiten Spieltag der Gruppenphase. Zwischen dem 16. und 18. Mai stehen die nächsten acht Partien an.
Hinweis: Dieses Turnier steht nicht mit Electronic Arts INC. oder seinen Lizenzgebern in Verbindung und wird nicht von diesen unterstützt.