Arnsberg-Voßwinkel. Sebastian und Sven Potraz vom MCC Voßwinkel sind zwei extrovertierte Motorsportler. Man könnte auch sagen: Sie haben „Benzin im Blut“.

Ein bisschen „abgefahren“ seien sie schon, sagen die Brüder über sich selbst. Die in Arnsberg-Voßwinkel beheimateten Sebastian und Sven Potraz sind zwei extrovertierte Extremsportler. Man könnte auch sagen: Sie haben „Benzin im Blut“.

Beide haben ein Faible für Motorräder, lieben hohe Geschwindigkeiten und suchen in rasanten Wettkämpfen den Nervenkitzel. Ihre große Leidenschaft: Motocross. „Ein Sport für Weicheier ist das nicht“, redet Sebastian Potraz nicht lange um den heißen Brei herum.

Wie hart und gefährlich der auf unwegsamem Parcours-Gelände durchgeführte Sport tatsächlich ist, das hat Sebastian Potraz am eigenen Leib bereits erfahren müssen. In seiner bislang 29-jährigen Laufbahn als Motocross-Rennfahrer haben ihn nicht nur etliche regionale, nationale und internationale Erfolge begleitet, sondern auch zahlreiche Stürze – einer davon war sehr schwer.

Zehn Jahre ist es jetzt her, als Sebastian Potraz bei einem Rennen in der Nähe von Aschaffenburg einen schweren Unfall erlitt und mit den Folgen bis heute zu kämpfen hat. „Ich habe mir damals diverse Knochenbrüche und innere Verletzungen zugezogen. Es war sehr heftig. Ich wurde zwölf Mal operiert“, erklärt er. Vor allem seine rechte Hand traf es dabei besonders schlimm. „Mir wurden überall Platten eingelegt. Und eine nachträgliche Entzündung, hätte beinahe zur Amputation geführt. Ich habe seitdem kein Handgelenk mehr“, berichtet der 34-Jährige.

Lange Auszeit

Eigentlich ein triftiger Grund, um nie wieder auf ein Motorrad zu steigen. Doch an diese Vorstellung verschwendete Sebastian Potraz während seiner langen Auszeit keinen Gedanken. „Seit dem Zeitpunkt, als ich mit vier Jahren auf einem Motorrad gesessen habe, wollte ich nie wieder davon runter. Wenn dich dieses Fieber einmal packt, dann kommt man nie mehr davon los. Rennen zu fahren heißt, jedes Mal auch sein Leben zu riskieren. Das ist völlig normal“, betont er. „Das Risiko fährt immer mit. Angst darf man nicht haben, ansonsten kann es schnell vorbei mit dir sein“, fügt sein Bruder Sven hinzu. Auch er ist seit vielen Jahren Motocrossfahrer und hat ebenso wie Sebastian die Rennfahrerkünste auf dem familieneigenen Motocross-Platz in Voßwinkel von der Pike auf erlernt.

Der dort aktive Motocrossclub Voßwinkel (MCC) ist im Besitz der Mutter und des Onkels der Gebrüder Potraz. „Obwohl ich wegen meiner Lehre zum Bäckermeister einige Jahre pausiert habe, hat mich die Faszination des Motorradfahrens nie losgelassen und bald wieder eingeholt“, sagt der 31-Jährige. Vor vier Jahren feierte der Regional-Pokalsieger von 2006 dann sein Comeback.

Mehr Rennerfahrung hat sein älterer Bruder, der sogar über eine Profi-B-Lizenz verfügt. In den Jahren 2008 bis 2010 agierte Sebastian Potraz in der Rolle als nationaler und internationaler Spitzenfahrer und ging bei Deutschen Meisterschaften sowie bei der Europameisterschaft (5. Platz) an den Start. Im Jahr 2009 trug Sebastian Potraz zudem beim renommierten Moto X Masters den Sieg davon, einem Rennen, bei dem die 20 besten Fahrer und jeweiligen Sieger aus den Regional-Wettbewerben um dem Titel fahren. Nach seinem Unfall startete Sebastian erst wieder 2017 mit dem Motocross-Rennen. Und im Vorjahr gelang dem Zweiradmechaniker schließlich der nächste große Triumph in seiner Karriere – der Sieg in der internationalen Klasse MX2 (bis 450 Kubik).

Trainingsplätze gesperrt

In Zeiten der aktuellen Coronakrise müssen allerdings auch die beiden begeisterten Motorsportler jeweils ihren fahrbaren Untersatz in der Garage stehen lassen. „Alle Trainingsplätze sind gesperrt und wann es wieder losgeht, ist völlig unklar“, teilen sie mit. Sportlich aktiv sind sie trotzdem. Mit Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen und Krafttraining halten sie sich fit. Beide können es aber kaum abwarten, dass es wieder losgeht. „Wir wollen wieder das Adrenalin und den Pulsschlag spüren. Das ist das, was uns glücklich macht“, so der einhellige Tenor von Sebastian und Sven Potraz.