Sauerland. Große Schwimmfeste fallen aus, EInnahmen fehlen – ebenso wie das zwingend notwendige Element Wasser: So meistern HSK-Vereine die Coronakrise.

Die Lage ist durchaus heikel: Weil die Coronakrise das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand gebracht hat, müssen die Schwimmerinnen und Schwimmer aus dem Hochsauerlandkreis wohl noch länger „an Land“ bleiben. Schwimm- und Freibäder sind geschlossen, der Trainings- und Wettkampfbetrieb im Wasser ist zum Erliegen gekommen und die ersten großen heimischen Schwimmfeste wurden bereits abgesagt.

Mit Vereinen aus dem HSK hat diese Zeitung über die Folgen der Krise, alternative Trainingsmethoden und Perspektiven gesprochen.

SV Neptun Neheim-Hüsten

Es war ein Schlag ins Kontor: Wie berichtet, mussten die Verantwortlichen des SV Neptun Neheim-Hüsten schweren Herzens ihr großes Pfingstschwimmfest absagen. Die traditionelle Veranstaltung hatte in diesem Jahr vom 29. bis 31. Mai stattfinden sollen und fiel nun der Coronapandemie zum Opfer. „Das tut uns sehr leid, vor allem für die vielen Jugendlichen, für die das Schwimmfest eine tolle Erfahrung ist. Es ist eine schöne Sache, an der man sehr hängt, aber wir mussten in dieser Phase jetzt auch ein Zeichen setzen“, sagt Dieter Langer, Vorsitzender des SV Neptun. Internationale Teams aus Ghana, Nigeria und Kanada hatten aufgrund der aktuellen Lage bereits abgesagt.


Steuerberater Langer weiß: Etwa 3000 bis 4000 Euro Stornogebühren werden den Verein jetzt erwarten. Catering, gebuchte Zelte und Toilettenwagen: Bereits vor Monaten wurden die Planungen vorangetrieben und Verträge geschlossen. „Für dieses Jahr werden wir das aber verschmerzen können“, betont Langer. Dass der Landessportbund NRW Vereinen unbürokratisch helfen möchte, um finanzielle Einbußen abzufedern, freue ihn.


Trainer des Klubs nehmen derzeit Videos mit Trainingsinhalten auf und leiten diese an ihre Schützlinge weiter. Zudem erfolgt eine akribische Auswertung der zuletzt gezeigten Leistungen. Demnächst stünde eigentlich der Einzug der Beitragszahlungen an, obwohl der SV Neptun ja aktuell wenig anzubieten hat. Langer: „Da überlegen wir schon, ob wir noch bis in den Mai warten.“

SV Aegir Arnsberg

Björn Klar ist sich sicher: „Ich glaube nicht, dass vor den Sommerferien viel passiert und dass Training und Wettkämpfe regulär stattfinden“, sagt der Coach des SV Aegir Arnsberg. Er betreut die Leistungsschwimmer. „Wir alle vermissen extrem das Wasser. Wir sitzen auf dem Trockenen und deshalb ist die Hauptaufgabe von uns Trainern aktuell auch: Wir wollen präsent sein bei den Schwimmerinnen und Schwimmern“, betont Klar.


Zwar sei der Leistungsgedanke nun „ganz klar hinten angestellt“, doch in Videokonferenzen werde erprobt, wie man vor allem dem Schwimmnachwuchs gleichwohl umfassende Angebote wie zum Beispiel ein Zugtraining bieten könne. Björn Klar: „Ich finde es super, dass die Jungs und Mädels trotzdem motiviert bleiben und sich zum Beispiel untereinander mit Challenges herausfordern. Etwas Negatives zur aktuellen Lage haben wir von unseren Mitgliedern noch nicht gehört. Man muss aber letztlich auch feststellen: Es ist aus meiner Sicht absolut nicht realistisch, dass wir alle ab Mai wieder in den Schwimmbädern sein werden.“

SSV Meschede

Das Hochsauerlandschwimmfest des SSV Meschede – es ist nicht nur ein Saisonhöhepunkt für den Verein, sondern ebenso für viele anreisende Klubs, die an der Veranstaltung im Mescheder Freibad teilnehmen. 2300 Starts, 471 aktive Schwimmerinnen und Schwimmer – die 45. Ausgabe lieferte im Sommer 2019 beeindruckende Zahlen.


Ob nun indes die 46. Auflage, die am 20. und 21. Juni ausgerichtet werden soll, tatsächlich stattfinden kann, ist ungewiss. Das sei „heute noch nicht entscheidbar“, heißt es aus der Schwimmabteilung: „Da die Organisation mit erheblichem Zeitaufwand, verschiedenen Verbindlichkeiten und auch finanziellen Investitionen verbunden ist, werden wir zu gegebener Zeit die Situation auf ihre Unbedenklichkeit hin bewerten und entscheiden, ob das seit 45 Jahren in Folge stattfindende Hochsauerlandschwimmfest zum vorgesehenen Zeitpunkt auch 2020 stattfinden kann. Eine Verschiebung steht nicht zur Disposition.“ Positiv sei, dass der SSV Meschede gut aufgestellt sei. Der Klub habe „die Finanzen der Schwimmabteilung in den vergangenen Jahren konsolidiert und solide gewirtschaftet“.

TuS Sundern

Die aktuelle Situation sei schade für die Sportlerinnen und Sportler des TuS Sundern, sagt Pressesprecherin Susanne Stephanblome-Pöhler, denn „unsere Schwimmer waren in diesem Jahr tatsächlich sehr gut im Training“.


Qualifikationsnormen für Bezirks-, NRW- und Deutsche Meisterschaften wurden erfüllt – ehe die Coronakrise kam. Bitter nun, dass viele Wettkämpfe ausfallen oder verlegt werden, und auch, dass das anvisierte Trainingslager in Bremerhaven nicht ausgerichtet werden konnte. Auch die Vereinsfahrt nach Nordhorn wird wohl in anderer Form stattfinden müssen. „Ein weiteres Problem ist auch, dass unter den Schwimmern eine sehr gute Kameradschaft herrscht und die Kinder sich tatsächlich zum Teil sehr vermissen. Es ist ihnen schwer gefallen, dass das Leben und damit auch das Schwimmtraining von 100 auf 0 gefallen ist“, benennt Stephanblome-Pöhler eine weitere Folge der aktuellen Situation.


Dass man nicht sagen könne, wie und wann es weitergeht, „verunsichert die Kinder sicherlich fast noch mehr als uns Erwachsene“. Das erlebe sie jeden Tag zu Hause mit: Ihre Töchter Johanna und Antonia, normalerweise intensiv bei den Schwimmerinnen des TuS aktiv, halten sich mit Trockentraining daheim fit. Immerhin: Finanzielle Einbußen habe die Schwimmabteilung (noch) nicht zu beklagen.

SV Marsberg

Mit nur 126 Mitgliedern zählt der Schwimmverein Marsberg zu den kleinsten Klubs im HSK, die Wassersport betreiben. Gleichwohl richtet der Verein alljährlich mit dem Marsberger Schwimmertag eine unter den Sauerländer Schwimmern beliebte Veranstaltung aus. Ob die 45. Auflage am 16. Mai wirklich stattfindet, ist äußerst fraglich. „Aktuell sieht es schlecht aus. Wir haben uns im Vorstand aber darauf verständigt, dass wir erst nach Ostern entscheiden werden, ob der Schwimmertag ausfallen muss“, erklärt Geschäftsführer und Kassenwart Antonius Bigge.


Momentan kann der SV Marsberg weder das Trainingsbad in Brilon-Madfeld, das vom Förderverein Madfeld betrieben wird, noch das Marsberger Bad nutzen. „Es ist schon schwierig, die Kinder bei Laune zu halten. Wir müssen abwarten, wie es nach den Osterferien aussieht“, sagt Arne Lorson, Sportlicher Leiter des Klubs.


Antonius Bigge, der Mann der Zahlen beim SV Marsberg, sagt, dass dem Klub etwa 500 bis 600 Euro Verlust durch eine Absage des Schwimmertages bevorstünden. „Das ist aktuell ein Einschnitt, aber wir haben derzeit auch keine Ausgaben und genügend Rücklagen. So wird es immerhin ein Nullsummenspiel“, betont Bigge.