Arnsberg. Die Landesliga-Handballer der SG Ruhrtal helfen einem Sponsor in der Coronakrise.

Am wohlsten fühlt er sich zwischen den Pfosten des Handballtores des Landesligisten SG Ruhrtal. Doch für Keeper Timo Gierse und das ganze Team herrscht zurzeit aufgrund der Coronakrise Spiel- und Trainingspause. Pause wider Willen für die Mannschaft, die aktuell auf Platz elf in der Tabelle der Herren-Landesliga 4 liegt.

Torwart Gierse und seine Teamkollegen sind aber trotzdem im Einsatz. Sie helfen in der Krise. „Nehmen Sie sich auch bitte einen Einkaufswagen?!“ Timo Gierse weiß nicht, wie oft er in den vergangenen Tagen diesen Satz gesagt hat. Zusammen mit rund zehn anderen Spielern aus der Mannschaft macht er gerade eine Art Freiwilligendienst vor der Eingangstür zum Edeka-Markt der Familie Biggermann in Arnsberg.

Steht – mit elektronischem Zählgerät –  an der Tür des Edeka-Marktes und lässt nur maximal 50 Kunden hinein:Timo Gierse, Torwart der  SG Ruhrtal.
Steht – mit elektronischem Zählgerät – an der Tür des Edeka-Marktes und lässt nur maximal 50 Kunden hinein:Timo Gierse, Torwart der SG Ruhrtal. © Albrecht

Den behördlichen Anordnungen zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus nach, dürfen nicht mehr als 50 Kunden gleichzeitig den Markt betreten. „Wir haben deshalb schon die Zahl der Einkaufswagen reduziert und genau abgezählt“, beschreibt Kauffrau Silvia Biggermann, die zusammen mit ihrem Ehemann Stefan bekennender Handball-Fan ist. Und mehr noch: Der 49-jährige Stefan Biggermann hilft auch schon mal als Ersatztorwart aus.

Logo auf den Sporthosen

Der Edeka-Markt aus Arnsberg gehört zu den Sponsoren der Landesliga-Handballer der SG Ruhrtal. Bei den Partien ist auf den Sporthosen der Spieler das Logo des Sponsors zu sehen. Auf dem Sweatshirt von Timo Gierse und seinen Teamkollegen steht jetzt der bekannte Werbespruch: „Wir lieben Lebensmittel!“

Mindestens zwei Mal in der Woche stellen sich Spieler der Mannschaft vor den Eingang des Marktes, grüßen freundlich die Kunden und erinnern an die Pflicht, einen Einkaufswagen mit den Markt zu nehmen. Darüber hinaus desinfizieren sie nach jeder Benutzung die Schiebestange jedes Einkaufswagens und helfen bei Fragen.

Stärkere Nachfrage

Eine mitunter etwas eintönige Arbeit, die dem Markt aber wichtig ist. Und der entfernte Kontakt zu den Menschen, die einkaufen möchten und müssen, läuft trotzdem. „Ich brauche Unterstützung für 13 Stunden Öffnungszeit täglich“, beschreibt Silvia Biggermann die Herausforderung. Mit eigenem Personal sei das kaum zu stemmen, obwohl der Markt schon 60 Mitarbeiter unter Vertrag hat, die in drei Schichten arbeiten.

Die stärkere Nachfrage im Markt, die Veränderungen in der Warenlieferung – all das fordere ohnehin schon mehr Einsatz vom Personal. Die Unterstützung durch die Handballer der SG Ruhrtal kam da wie gerufen. Apropos – es sei der Hilferuf nach Unterstützung gewesen, den die Handballmannschaft gehört haben. „Mit der Motivation zu helfen war es dann keine Frage mehr“, berichtet Tim Gierse. Genau das sei jetzt die Möglichkeit, den Sponsoren einmal etwas zurück zu geben. Im Normalfall sei das leider nur schwer möglich.

Gut organisiert

Mit einer Umfrage zu den möglichen Einsatzzeiten haben sich die Handballer der SG Ruhrtal gut organisiert. Schließlich gibt es für den Teil der Mannschaft, der aus Oeventrop kommt, noch mehr zu tun. „Wir helfen auch im Dorf“, sagt Timo Gierse, und beschreibt, dass sich ein Teil der Spieler auch bei den Einkaufsdiensten engagiere. Zeit sei derzeit genug da und in der Mannschaft sowie der Liga werde schon mit dem vorzeitigen Ende der Saison gerechnet.

Jeder der kann, bringt sich in Abstimmung mit seinen anderen beruflichen Verpflichtungen ein. „Die Arbeit ist derzeit anders als sonst“, beschreibt Silvia Biggermann. Von vielen Kunden höre sie derzeit aber mehr Dankbarkeit als Beschimpfungen. Und dass das so bleibt, dabei wollen die Handballer der SG Ruhrtal helfen.