Sauerland. Daniel Ginczek, Philipp Hofmann, Julian Schauerte, Sascha Eickel, Marcel Heinemann: Sauerländer Profifußballer und -trainer spüren Coronafolgen.

Es sei derzeit keine einfache Zeit, betont Julian Schauerte im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine Herausforderung, für jeden. Der Fußballprofi, der aus Schmallenberg-Grafschaft stammt, verbringt die aktuelle Phase der sich zuspitzenden Coronakrise zusammen mit seiner Frau Svenja und dem gemeinsamen Sohn Milan (zehn Monate) in seiner neuen Wahlheimat Münster. Auch er steckt jetzt in einer Phase der Kurzarbeit. Was in seiner Heimat, dem Sauerland, passiert, darüber ist der 31-Jährige stets informiert.


Julian Schauerte läuft nicht Gefahr, als aalglatter und abgehobener Fußballprofi charakterisiert zu werden. Ganz im Gegenteil: Er ist ein bodenständiger Typ. „So sind wir alle bei uns in der Familie, auch Julian“, betonte zuletzt auch Papa Franz-Josef Schauerte (61). Er ist der größte Kritiker, aber ebenso größter Fan seines Sohns, der in seiner Laufbahn als Fußballer unter anderem bereits mit Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffte und beim belgischen Erstligisten KAS Eupen internationale Erfahrung sammelte.

Wer Schauerte auf Trab hält

Seit Beginn dieser Saison spielt Schauerte nun für Drittligist Preußen Münster, wurde direkt zum Kapitän ernannt und hat in dieser Spielzeit – in der die Preußen hartnäckig gegen den Abstieg kämpfen – bislang jede Minute der möglichen Einsatzzeit auf dem Spielfeld verbracht. Der Schmallenberger und seine Familie fühlen sich wohl in Münster – auch in der aktuell schweren Zeit.


Noch bis Donnerstag, 30. April, ist aufgrund der Gefahr durch das Coronavirus der Spielbetrieb in der 3. Liga unterbrochen. Durch das aktuell herrschende Kontaktverbot ist auch der Trainingsbetrieb der Preußen zum Erliegen gekommen.

Ausnahmezustand, auch bei Familie Schauerte. „Ich bin mit meiner Frau und unserem Sohn in Münster geblieben. Wir wären natürlich gern bei unseren Familien im Sauerland, aber es ist glaube ich wichtiger, in dieser Phase zu dritt zu Hause zu bleiben“, erzählt Julian Schauerte. Den Kontakt ins Sauerland halte er allerdings weiter beständig aufrecht: „Wir telefonieren jeden Tag mit unseren Familien und schreiben mit unseren Freunden.“

Mitunter macht die Not erfinderisch: In seiner Wohnung in der Studentenstadt hat der Profi seinen Fitnessbereich ausgebaut. Hier kann er unter anderem Krafttrainingseinheiten absolvieren, auch in der Isolation. „Ich gehe auch jeden Tag laufen. All das ersetzt aber leider kein Mannschaftstraining“, so Schauerte. Zusätzlich halte Sohn Milan seine Frau und ihn „gut auf Trab“.

Berufliche Konsequenzen

Die aktuelle Lage sorgt für eine Entschleunigung des Alltags, auch für Profifußballer. Ansonsten aber kann Julian Schauerte dieser Phase nicht viel abgewinnen. „Man hofft einfach, dass alles schnell vorbei geht“, sagt er, „und dass so viele wie möglich gesund bleiben. Was das alles dann irgendwann noch für Auswirkungen auf den Fußball hat, ist schwer zu sagen“, findet er.


Finanzielle Konsequenzen für sein Team und ihn selbst hat unter anderem die auch von Preußen Münster getroffene Maßnahme, auf Kurzarbeit umzustellen. Wie Sportgeschäftsführer Malte Metzelder erklärte, soll dies dem Verein entscheidend dabei helfen, Kosten einzusparen und die Liquidität zu sichern. Dass der gesamte Profibereich und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Maßnahme zugestimmt haben, sei „ein bemerkenswerter Schulterschluss“.

Das sieht auch Julian Schauerte so: „Viele Vereine in der 3. Liga müssen leider die Kurzarbeit beantragen und leider auch viele Unternehmen.“ Auch als Fußballprofi „machen wir uns darüber Gedanken, wie lange das anhält. Meine Frau und ich haben aber nie über unseren Verhältnissen gelebt und haben uns für solche Zeiten ein kleines Polster angespart“, erzählt Julian Schauerte.

Humor in der Mannschafts-Gruppe

Während verschiedene Sportler beispielsweise den Aufrufen der „Stay-at-home-challenge“ folgten und – wie Schauertes Münsteraner Mitspieler Jan Löhmannsröben – sich dabei filmten, wie sie eine Rolle Klopapier hochhielten, hält sich die Mannschaft der Münsteraner bislang in diesen Dingen zurück.


Womöglich aber nicht mehr allzu lange. „Auch wie haben einen Gruppenchat, wie glaube ich jede Mannschaft. Dort ist eigentlich jeden Tag etwas los und wir halten uns dort natürlich auch bei Laune“, erzählt Schauerte. Womöglich „kommt in nächster Zeit noch eine Challenge dazu“. Auch mit Humor lässt sich in dieser schweren Phase schließlich etwas erreichen.

Auch Bundesligaprofis erleben Änderungen

Die Coronakrise prägt auch den Profialltag des gebürtigen Neheimers Daniel Ginczek beim Erstligisten VfL Wolfsburg und des Wenholthauseners Philipp Hofmann bei Zweitligist Karlsruher SC. Vor ihren Geburtstagen passen sich die Sauerländer Daniel Ginczek und Philipp Hofmann an


Bereits seit Montag, 23. März, trainiert der VfL Wolfsburg wieder. Die Coronakrise führt dazu, dass zunächst nur in kleinen Gruppen und zeitversetzt Einheiten im Kraftraum anstehen. Obligatorisch ist zudem eine strenge gesundheitliche Kontrolle. Mit dabei ist Daniel Ginczek. Der Stürmer, der am 13. April 29 Jahre alt wird, war zuletzt wieder recht gut in Tritt gekommen.

Nachdem er in der Hinserie aufgrund einer langwierigen Rückenverletzung lange hatte aussetzen müssen, trug der Stürmer beim 4:2-Erfolg gegen den SC Paderborn zwei Treffer bei. Es waren die ersten beiden Saisontore Ginczeks.


In den vier Partien im Anschluss stand er jeweils in der Startformation. Zwar traf er nicht, ihm gelang beim 4:0-Sieg gegen den FSV Mainz 05 indes eine Torvorlage. Ginczek hat sich beim VfL zurückgekämpft und ist auch in der Coronakrise wieder aktiv. „Der Verein hat alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, was die Hygiene angeht. Die Räume im Stadion sind groß, für jede Gruppe gibt es eine eigene Kabine, in der die Spieler weit auseinander sitzen. Jeder hat seine eigenen Utensilien wie Handtuch, Blackroll oder Matte“, sagte Ginczek dem „Kicker“.

Auch Hofmann grübelt

Trainieren unter außergewöhnlichen Umständen – das kennt auch Philipp Hofmann. Der Angreifer aus Eslohe-Wenholthausen, der seit dem vergangenen Sommer für den Zweitligisten Karlsruher SC auf Torejagd geht, hält sich aktuell unter anderem mit Waldläufen, Kraft- und Stabilisationsläufen sowie ausgedehnten Waldspaziergängen fit.


Er mache sich in dieser nicht einfachen Situation durchaus vermehrt Gedanken um die Zukunft, sagte Philipp Hofmann, der am kommenden Montag, 30. März, seinen 27. Geburtstag feiert, der „Bild-Zeitung“. Es herrsche eine „Ungewissheit, wann und wie es weitergeht“, betonte der Sauerländer. „Die ist unerträglich.“

Der neue Alltag von Eickel und Heinemann

Beide waren mit ihren Mannschaften in der Fußball-Bundesliga West der A-Junioren auf einem richtig guten Weg. Dann kam die Aussetzung des Spielbetriebs durch die Corona-Pandemie. Wie sieht jetzt der Alltag für den Neheimer Sascha Eickel, Trainer der A-Junioren von Borussia Mönchengladbach, und den Briloner Marcel Heinemann, Coach der U19-Junioren des Wuppertaler SV, aus?

Mitten im Meisterschaftsrennen

„Ich befinde mich zurzeit im Homeoffice. Der Trainingsbetrieb im Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach ruht und auch das Internat ist geschlossen“, berichtet Sascha Eickel, der mit seiner Mannschaft aktuell Tabellendritter in der A-Junioren-Bundesliga West ist. Der Rückstand auf den Tabellenersten 1. FC Köln beträgt aber nur vier Punkte.


Eickel plant nun unter anderem von zu Hause aus den Trainingsbetrieb. „Dazu gehört die Erstellung von individuellen Trainingsplänen. Alle Spieler absolvieren zurzeit zu Hause ein Individualtraining“, teilt Eickel mit. Der 44-Jährige plant zudem den Kader für die kommende Saison.


Und wie sieht es mit der Fortsetzung der aktuellen Spielzeit aus? „Wie es weitergeht, ist aufgrund der Dynamik der Corona-Pandemie nur schwer einzuschätzen. Ich hoffe, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann, zumal wir uns sechs Spieltage vor Schluss noch mitten im Meisterschaftsrennen befinden“, sagt Eickel.

Für Tag X fit sein

Nicht um die Meisterschaft, sondern um den Klassenerhalt geht es dagegen für den Briloner Marcel Heinemann, der seit Anfang des Jahres neuer Trainer der A-Junioren des Wuppertaler SV ist. Der Nachwuchs des WSV hat aktuell drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.


„Es findet natürlich kein gemeinsames Training statt, stattdessen arbeiten wir von Montag bis Samstag von zu Hause aus. Ich habe den Jungs Fitnesspläne mitgegeben und bekomme jeden Tag von den Spielern die Daten per Screenshot zugeschickt“, berichtet Marcel Heinemann.


Bei den Fitnessplänen geht es unter anderem um Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit sowie Verletzungs-Präventation. „Wir wollen ja schließlich für den Tag X, wenn es mit der Saison weitergehen sollte, gerüstet sein“, sagt der 41-jährige Heinemann. Neben seinem Job als WSV-Trainer arbeitet er auch noch bei einer Firma in Remscheid. „Über allem steht zurzeit allerdings die Gesundheit“, betont Heinemann. „Die von uns allen.“