Sauerland. Bis einschließlich 19. April ruht der Spielbetrieb in Fußball-Westfalen. Was sagen Funktionäre und Trainer aus dem Sauerland zu der Aussetzung?

Im Fußball-Sauerland ruht ab sofort der Spielbetrieb. Das Präsidium des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) hat aufgrund der Corona-Pandemie am Freitag entschieden, den Punktspielbetrieb in allen Jugend-, Frauen- und Männer-Ligen bis einschließlich zum 19. April einzustellen. Neben den angesetzten Meisterschaftsspielen sind auch alle Freundschafts- sowie Pokalspiele, Spielrunden und Turniere (sowohl in der Halle als auch auf dem Feld) von der Einstellung betroffen.

Michael Schütte.
Michael Schütte. © Thomas Nitsche

„Der Verband hat die richtige Entscheidung getroffen. Wenn jeder Kreis für sich allein hätte entscheiden müssen, wäre Ärger vorprogrammiert gewesen. So sind die Kreise nicht allein gelassen worden“, teilt Michael Schütte, Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletikkreises Hochsauerlandkreis, mit. „Für mich gab es keine Alternative, schließlich geht es hier um mehr als nur Fußball“, ergänzt Michael Ternes, Vorsitzender des Fußballausschusses im Kreis Arnsberg.

Nur fünf Wochen Zeit

Wie geht es nun weiter im Fußball-Sauerland? Bis zum 19. April fallen fünf Spieltage aus. Dazu kommen, sollte der Spielbetrieb nach Ostern fortgesetzt werden, die Nachholspiele. Die Saison endet allerdings nur fünf Wochen später am 24. Mai. „Wenn man alle Partien in diesen Zeitraum packt, ist der Spielplan natürlich rappelvoll“, sagt Michael Schütte und denkt wie Michael Ternes aus dem Kreis Arnsberg („Wir werden uns in der kommenden Woche zusammensetzen und dann alle Möglichkeiten durchspielen“) über eine Verlängerung der Saison nach. „Es ist eine außergewöhnliche Situation“, sagt Schütte. „Und dann muss man auch mal außergewöhnliche Dinge tun. Warum also nicht die Saison verlängern?“

Auch der Verband in Kaiserau will die Saison zu Ende spielen lassen. „Die Zielsetzung eines sportlichen Saisonabschlusses bleibt von der Aussetzung des Spielbetriebs unberührt. Ein entsprechendes Konzept wird aktuell entwickelt“, teilt Vize-Präsident Manfred Schnieders mit. „Uns ist durchaus bewusst, wie viel organisatorischer Aufwand diese Entscheidung für unsere Kreise und Vereine bedeutet. Wir hoffen, dass wir nach der genannten Zeitspanne den Spielbetrieb wieder aufnehmen und die Saison zu Ende führen können.“

Einen vorzeitigen Abbruch der Fußballsaison, wie zum Beispiel in der Deutschen Eishockeyliga oder im Volleyball, wollen weder Michael Schütte noch Michael Ternes. Trotzdem besteht auch diese Möglichkeit. „Es kann ja durchaus sein, dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet und dadurch der Spielbetrieb noch viel länger ruht“, erklärt Michael Schütte. „Sollte dies der Fall sein, wird es natürlich schwer, die Spiele auch bei einer Verlängerung der Saison durchzuziehen. Soweit sind wir aber noch nicht.“ Auch für Michael Ternes wäre die vorzeitige Beendigung der Saison die absolut letzte Möglichkeit. „Wir haben ja das Glück im Unglück, dass die Punktspielrunde bereits am 24. Mai endet. Danach hätten wir noch fünf Wochen Zeit bis zum offiziellen Ende der Saison 2019/20 am 30. Juni“, berichtet Ternes. „Wir müssen jetzt einfach abwarten. Viel wichtiger ist, dass sich die Pandemie nicht weiter ausbreitet.“

Drastische Maßnahme

Gleicher Meinung ist auch das Präsidium des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes in Kaiserau. „Es ist uns bewusst, dass die Aussetzung des Spielbetriebs eine drastische Maßnahme ist. Wir sahen aber im Sinne der Verantwortung für unsere Aktiven und Fans keine andere Möglichkeit”, teilt FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski mit und fügt hinzu: „Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen. Wir hoffen im Sinne der Solidarität vor allem mit älteren und gesundheitlich vorbelasteten Menschen auf das Verständnis unserer Vereine.”

Inwieweit die Vereine den Trainingsbetrieb aufrechterhalten wollen, ist den jeweiligen Verantwortlichen selbst überlassen. Alle Vereine sind nach Auskunft des Verbandes weiterhin aufgefordert, aktiv zu prüfen, ob es Spielerinnen und Spieler in ihren Mannschaften gibt, die in den vergangenen zwei Wochen aus einem Risikogebiet zurückgekehrt sind oder Symptome aufweisen.

Trainerstimmen

Nach der Aussetzung des Spielbetriebs in den Fußball-Ligen in Westfalen hat die Sauerlandsport-Redaktion Reaktionen bei den Trainern eingeholt, die aktuell mit ihren Mannschaften auf Platz eins in der Bezirksliga 4 sowie den drei A-Kreisligen liegen.

Jens Richter, Trainer des FC Arpe/Wormbach, der mit seinem Team die Tabelle der Bezirksliga 4 mit acht Punkten Vorsprung anführt: „Es war die richtige und auch eine nachvollziehbare Entscheidung, weil natürlich die Gesundheit an erster Stelle steht. Aus sportlicher sicht ist es natürlich schade. Wir hätten unseren guten Lauf gerne fortgesetzt. Ich frage mich natürlich, wann die ganzen Spiele nachgeholt werden? Ich hoffe nur, dass die Saison noch sportlich zu Ende gebracht wird.“

Andreas Schneider, Trainer der SG Winterberg/Züschen, der mit seiner Mannschaft mit zwölf Zählern Vorsprung Spitzenreiter der Fußball-A-Kreisliga Ost ist: „Ganz klar, bei so einer Sache rückt der Fußball natürlich in den Hintergrund. Für mich ist es trotzdem nur schwer vorstellbar, wie der Spielbetrieb mit den ganzen Nachholspielen überhaupt weitergehen soll. Ich glaube, hinter die Saison wird ein Haken gemacht und im August gibt es einen Neuanfang. Dies wäre für uns natürlich eine Katastrophe.“

Markus Hermes, Trainer der SG Bödefeld/Henne-Rartal, der mit seiner Mannschaft Tabellenführer der Fußball-A-Kreisliga West ist: „Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Tagen habe ich damit gerechnet. Für alle Vereine ist das natürlich bitter und besonders für die Klubs, die gerade ganz oben stehen. Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit ist, dass die komplette Saison eingefroren und nicht zu Ende gespielt wird. Und davon gehe ich aus. Die zweite Möglichkeit ist, dass beide Tabellenführer aus den A-Ligen West und Ost aufsteigen. Die Bezirksliga hat in dieser Saison ohnehin nur mit 15 Mannschaften gespielt. Da liegt es doch auf der Hand, dass beide Vereine aufsteigen. Beide Möglichkeiten sind aber sportlich nicht gut. Wenn ich Meister werde, will ich mich auch richtig freuen und nicht am grünen Tisch aufsteigen.“

Markus Hermes
Markus Hermes © RS

Dirk Schnürch, Trainer des TuS Oeventrop, der mit seiner Mannschaft Spitzenreiter der A-Kreisliga Arnsberg ist: „Ich finde die Entscheidung zu 100 Prozent richtig. Meine Hoffnung ist nun, dass die Saison trotzdem zu Ende gespielt wird. Dann hätten wir zwar zahlreiche englische Wochen vor uns, aber zumindest wäre dies die sportlich fairste Lösung.“